Planetary Health (PH), also planetare Gesundheit, befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der Gesundheit des Menschen und dem Zustand der Umwelt. Das Konzept wurde von der Rockefeller Foundation-Lancet Commission on Planetary Health begründet. Im Fokus stehen dabei insbesondere der Gesundheitszustand des gesamten Ökosystems sowie die Mensch-Ökosystem-Interaktionen. Planetary Health ist ein transdisziplinäres Forschungsfeld, das zahlreiche Fachdisziplinen wie etwa Umweltwissenschaften, Medizin, Public Health, Biowissenschaften und Sozialwissenschaften vereint. Im Zentrum steht die Vorstellung, dass Gesundheit nicht nur von individuellen Parametern, wie etwa Alter, Geschlecht oder genetischer Disposition, bestimmt wird, sondern auch mit umgebenden Faktoren wie der Umwelt, sozioökonomischen und kulturellen Systemen zusammenhängt und von ihnen abhängig ist. Ein Schwerpunkt von Planetary Health ist die Analyse und Bewältigung von unmittelbaren und mittelbaren Gesundheitsauswirkungen von menschlichen Eingriffen in die natürlichen Systeme der Erde.
Der Anstoß zum Planetary Health-Gedanken liegt im Jahr 2014: Damals erschien in der renommierten Medizin-Fachzeitschrift The Lancet ein Artikel mit dem Aufruf zu einem Umbau des öffentlichen Gesundheitswesens; denn bis dahin – und auch noch heute – fokussiert es sich ausschließlich auf die Gesundheit des Menschen. Die zentrale Botschaft des Lancet-Aufrufs ist: Die Gesundheit des Menschen hängt maßgeblich von funktionierenden Ökosystemen ab und damit insbesondere auch von menschlichen Aktivitäten zum Erhalt dieser Ökosysteme. Da die voranschreitende Klimakrise Ökosystemleistungen, wie etwa die Verfügbarkeit von Trinkwasser, Nahrungsmitteln, die Abmilderung von Hitzeereignissen durch Verdunstungsleistungen oder den Gesundheitszustand von vulnerablen Personengruppen (z. B. mit Herz-Kreislauferkrankungen) u. v. m., grundlegend negativ beeinflusst und die Ausbreitung von Zoonosen und Allergenen befördert, muss das Gesundheitswesen die zahlreichen Auswirkungen der Klima- aber auch der Biodiversitätskrise systemischer als bislang v. a. im Bereich der Prävention einbeziehen.
Dabei schließt Planetary Health auch Klimaschutzbeiträge des Gesundheitssektors selbst mit ein, denn dieser Sektor ist in Deutschland für die Emissionen von ca. 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich (Dtsch Arztebl 2021; 118(45): A-2088 / B-1724). Der im Planetary-Health-Konzept formulierte Zusammenhang zwischen einer integren Biosphäre und der menschlichen Gesundheit berührt auch viele Förderthemen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Daher fördert die Stiftung in einem Projekt-Cluster aktuell 18 Vorhaben zu diesem Themenschwerpunkt.
Inhaltlich reichen die Projekte dabei u. a. von einer Nachhaltigkeitsbewertung von Gesundheitseinrichtungen (Scope 1 bis 3) über Ernährungs- und Landnutzungsfragen, eine stärker an Klima- und Gesundheitsaspekten ausgerichtete Stadtplanung und die Erkennung von/Aufklärung über klimawandelbedingte Zoonosen bis hin zur Initiierung und Dokumentation von Reallaboren zur Transformation ganzer Klinikbetriebe in Anlehnung an das Planetary Health-Konzept. Die meisten Projekte schließen dabei Aspekte der Aus-, Fort- und Weiterbildung und auch Maßnahmen zur Aufklärung und Verbreitung von aktuellen Erkenntnissen über den Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit sowohl für Expertinnen und Experten wie auch für betroffene Patientinnen und Patienten mit ein.
Die Vorhaben lassen sich den aktuellen DBU-Förderthemen zuordnen. Allen Vorhaben ist gemeinsam, dass sie einen konkreten Praxisbezug haben und Lösungsansätze direkt im Projekt exemplarisch umgesetzt werden. Es entstehen Modelle, die sich auch auf andere Einrichtungen im Gesundheitswesen, auf andere Akteursgruppen und auf weitere Teilhandlungsfelder im Bereich der Planetaren Gesundheit übertragen lassen, wie sie vom wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen formuliert wurden.
Themenbereich „Instrumente und Kompetenzen der Nachhaltigkeitsbewertung sowie Stärkung von Nachhaltigkeitsbewusstsein und -handeln“:
Themenbereich „Nachhaltige Ernährung und nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln“:
Themenbereich „EnergieÂ- und ressourcenschonende Quartiersentwicklung und Â-erneuerung“:
Themenbereich „Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung in Nutzlandschaften und Schutzgebieten“: