DBU aktuell Nr. 9 | 2022

Informationen aus der FördertÀtigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

„Mehr denn je brauchen wir Menschen, die uns Wege aufzeigen, um Tiere und Pflanzen zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen. Mehr denn je brauchen wir Menschen, die es möglich machen, dass wir in Zukunft im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften.“ Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisträger und Ehrenpreisträgerinnen des Deutschen Umweltpreises 2022. Beim Festakt im Hotel Maritim in Magdeburg am 30. Oktober überreichte Steinmeier die mit 500.000 Euro dotierte Auszeichnung an das Ingenieur-Duo Friedrich Mewis und Dirk Lehmann sowie den Biologen Dr. Christof Schenck. Einen Ehrenpreis von 20.000 Euro teilten sich Myriam Rapior als Vertreterin der jungen Umweltbewegung und Kathrin Muus als junge Engagierte aus der Landwirtschaft. Unter den Festgästen waren Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und der Physik-Nobelpreisträger von 1987, Dr. Georg Bednorz.

Umwelt- und Klimaschutz nicht auf unbestimmte Zeit verschieben

In seiner Festrede ging Bundespräsident Steinmeier auch auf Russlands „brutalen Angriffskrieg“ gegen die Ukraine ein, der nach seinen Worten „auch ein Anschlag auf Wirtschaft, Umwelt und Klima“ ist. „Wir dürfen nicht zulassen, dass der Kampf gegen den Klimawandel auf der politischen Tagesordnung nach unten rutscht, dass der Umwelt- und Klimaschutz angesichts des Krieges vielleicht sogar auf unbestimmte Zeit verschoben wird“, appellierte der Bundespräsident. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Umweltpreises führten allen vor Augen, „was alles in unserem Land steckt, was gerade wir in Deutschland alles tun können, um in eine bessere Zukunft aufzubrechen“, so Steinmeier weiter.

Den Ingenieuren Mewis und Lehmann als Erfinder und Entwickler des Becker Mewis Duct – einer hydrodynamischen Vordüse, die den Schiffsantrieb effizienter macht – dankte Steinmeier für ihr Engagement: „Sie bringen die Schifffahrt auf Zukunftskurs, auch weil sie Bewusstsein wecken für den Schadstoffausstoß auf den Weltmeeren.“

„Sie, lieber Herr Schenck, sorgen dafür, dass große Wildnisgebiete vom Raubbau verschont bleiben und die Menschen vor Ort im Einklang mit der Natur wirtschaften können. Sie gewinnen Geldgeber, arbeiten eng mit der Bevölkerung zusammen und helfen mit, Ökosysteme, aber auch Gesellschaften in südlichen Ländern zu stabilisieren“, würdigte der Bundespräsident den Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF).

Rapior als Vertreterin des Bundes für Umwelt und Naturschutz und Muus für den Bund der Deutschen Landjugend hätten als jüngste Mitglieder in der Zukunftskommission Landwirtschaft mitgeholfen, die verhärteten Fronten zwischen Naturschützern und Landwirten aufzulösen und festgefahrene Konflikte zu überwinden. „In dieser Zeit der Krisen und Veränderungen sind Sie Vorbilder für eine ganze Gesellschaft“, so Steinmeier.

Mögliche CO2-Einsparungen, dringender Wildnisschutz und Botschaften an die Politik – die Positionen der Ausgezeichneten

Im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers verdeutlichte Preisträger Dirk Lehmann die Wirkung des Becker Mewis Duct: „Wenn man alle Schiffe, bei denen es möglich ist, nachrüsten würde, könnte man es auf eine Einsparung von 10 bis 12 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bringen“. Preisträger Friedrich Mewis ergänzte: „Der Anbau geht an nahezu allen Ein-Schrauben-Schiffen. Wir entwickeln uns immer weiter.“ Lehmann betonte: „Wir sind unglaublich froh, dass dieser Preis an die Maritim-Industrie geht, das ist für uns ein ganz wichtiges Zeichen.“

„Wir löschen blind auf der Festplatte der Erde“, machte Preisträger Christof Schenck anschließend die Folgen von Biodiversitätsverlust und Artensterben deutlich. Schenck wies darauf hin, dass bereits etwa 18 Prozent des Amazonas-Regenwaldes vernichtet wurden und dass bei einer Entwaldung von 20 bis 25 Prozent ein Kipppunkt erreicht sei, ab dem der Wald von allein stirbt, „ohne Säge, ohne Feuer, absolut unaufhaltsam, mit katastrophalen Veränderungen für das globale Klima.“ Um gut auf der Erde zu existieren, brauche die Menschheit 30 Prozent Schutzgebiete an Land und in den Meeren.

Die Ehrenpreisträgerinnen Myriam Rapior und Kathrin Muus wurden zusammen mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf die Bühne gebeten – und nutzen dies für einige Wünsche an die Politik: „Wir brauchen Planungssicherheit, damit vor allem auch junge Leute wissen, wie sie ihre Betriebe aufstellen können und müssen, um in Zukunft bestehen zu können“; so Muus. Und Rapior sagte: „Wenn es darum geht, für eine höhere Biodiversität in der Landwirtschaft zu sorgen, da ist noch enormes Potenzial. Wir müssen jetzt Lebensräume schaffen, Dauergrünlandflächen erhöhen, Pestizide reduzieren – da hat sich noch nicht genug getan.“ „Dem stimme ich völlig zu“, so die Umweltministerin.

Mutiger Aufbruch in die „greening twenties“

Als Gastgeber der Veranstaltung lud der DBU-Kuratoriumsvorsitzende Prof. Dr. Kai Niebert mit Rückblick auf die Goldenen Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts alle Beteiligten ein: „Lassen Sie uns die zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts wieder zu roaring, vor allem aber greening twenties machen!“. Auch DBU-Generalsekretär Alexander Bonde ermunterte in seinem Schlusswort dazu, positiv in die Zukunft zu schauen: „Lassen Sie uns die Probleme von morgen heute angehen – mit dem, was wir können, mit dem, was wir wissen, und mit viel Mut. Wir als Stiftung wollen hier weiter für innovative Projekte zur Verfügung stehen.“

Weitere Informationen

Freude ĂŒber den Deutschen Umweltpreis 2022 (von links): Kathrin Muus, Myriam Rapior, Sachsen-Anhalts MinisterprĂ€sident Reiner Haseloff, Christof Schenck, DBU-GeneralsekretĂ€r Alexander Bonde, BundesprĂ€sident Frank-Walter Steinmeier, DBU-Kuratoriumsvorsitzender Kai Niebert, Friedrich Mewis, Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie Dirk Lehmann.
© Peter Himsel/DBU
Erfindergeist, Unternehmermut, Wildnisschutz und Schulterschluss statt GrabenkÀmpfen: Dies zeichnet die TrÀger des Deutschen Umweltpreises und die EhrenpreistrÀgerinnen des Jahres 2022 aus.
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„Ein ganz besonderes Signal“: Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU gewinnt nach den Worten von BundesprĂ€sident Frank-Walter Steinmeier „von Jahr zu Jahr an politischer und gesellschaftlicher Bedeutung“. Wie in den Vorjahren ĂŒberreichte das Staatsoberhaupt auch 2022 die Auszeichnung.
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„Mich haben alle PreistrĂ€gerinnen und PreistrĂ€ger wahnsinnig beeindruckt“, so Bundesumweltministerin Steffi Lemke
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Energieeffizienz und Energieeinsparungen sind Schlüsselfaktoren für die Energiewende und -sicherheit. Die DBU plädiert angesichts der durch Russlands Krieg gegen die Ukraine ausgelösten geo- und energiepolitischen Zeitenwende dafür, Energieeffizienz weit stärker als bisher voranzubringen. Um mögliche Optionen ging es daher beim DBU-Symposium „Energieeffizienz und Energiesparen – Lösungen für die Klimakrise“ am Samstag, 29. Oktober ­– einen Tag vor der Verleihung des Deutschen Umweltpreises.

DBU-Generalsekretär Alexander Bonde machte gleich zu Beginn deutlich: „Die Klimakrise macht keine Pause. Es muss unser Ziel bleiben, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Energieeffizienz ist ein zentraler Baustein zur Lösung der Energiekrise.“

Auf dem Podium mit dabei waren Corinna Fischer, Bereichsleitung Öko-Institut / Energiesuffizienz Plattform, Jutta Gurkmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V., Christian Noll, Vorstand Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz, Annika Roth, Geschäftsführung der Blechwarenfabrik Limburg und Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2020 sowie Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.

Wenzel: „Nicht noch 20 Jahre fossil einkaufen“

In seinem Impulsvortrag zur Energiestrategie der Bundesregierung bestätigte Wenzel die Aussage des DBU-Generalsekretärs: „Deutschland muss bis 2045 klimaneutral werden.“ Das sei laut Wenzel eine große Herausforderung, aber auch eine große Notwendigkeit. Ziel sei es, sich jetzt so schnell wie möglich unabhängig von Russland zu machen. Die Elektrifizierung sei dabei ein wichtiger Ansatz, um Effizienz zu erreichen. Es gebe aber auch Bereiche, in denen man nicht elektrifizieren könne. Als Beispiele nannte Wenzel die Stahlindustrie, die Flugzeugbranche oder die Schifffahrt. Hier sei Wasserstoff eine Lösung. Dieser sei zwar teuer, aber in diesem Sommer war es laut Wenzel „zwei bis dreimal billiger, Wasserstoff aus Wind und Sonne herzustellen, als Gas zu kaufen.“ „Mein Traum wäre, dass wir nicht noch 20 Jahre fossil einkaufen“, so der Staatssekretär.

In einem kurzen Interview mit Moderatorin Jana Münkel vom Deutschlandradio ging auch der aktuelle Umweltpreisträger Dirk Lehmann auf die Aspekte Wenzels ein: „Ich glaube nicht an elektrische Antriebe. Ich glaube an Wasserstoff und die Derivate des Wasserstoffs. Derzeit bauen wir mit unseren Unternehmen Wasserstoff-LKW.“ Der Unternehmer ist überzeugt davon, dass Wasserstoff die Zukunft ist.

Podiumsdiskussion: Wer jetzt nicht saniert, für den wird es in Zukunft teuer

„Wir zahlen jetzt für die Versäumnisse der Vergangenheit einen hohen Preis“, sagte Noll in der anschließenden Podiumsdiskussion. Und Fischer ergänzte: „Der Preis für die fossilen Energien war in den vergangenen Jahren sehr niedrig. Viele kleinere Betriebe wie Bäckereien, Hotels oder Friseursalons stehen aktuell vor großen Herausforderungen.“ Es fehle an Personal zur Umstrukturierung der Betriebe und an Beratung.

Bei den Themenfeldern Bauen und Wohnen sieht Gurkmann von der Verbraucherzentrale viel Engagement seitens der Bürgerschaft: „Die Menschen möchten etwas tun, aber sie stoßen an Grenzen, sie kriegen nicht so schnell Beratungstermine. Auch bei Materialien und Handwerkern gibt es Wartezeiten.“ Noll sieht vor allem Vermietende in der Pflicht: „Arme Menschen, die in schlecht sanierten Häusern wohnen, werden vom Preisanstieg am härtesten getroffen, weil in den Mietwohnungen nichts gemacht wurde. Sanierung muss verbindlich werden“, forderte er.

Die Blechwarenfabrik Limburg zog in den Jahren 2019 und 2020 in ein neues, modernes Betriebsgebäude. LED- Beleuchtung, Abwärmenutzung, Photovoltaik und digitale Infrastruktur sind laut Roth nun Standard im Betrieb: „Wir haben den richtigen Schritt gewagt und haben jetzt nicht diesen Druck.“ Die größere Krise sei jedoch die Klimakrise. „Wenn ich jetzt nicht investiere, dann wird es in Zukunft teuer werden“, so Roths Fazit.

Das Umweltpreis-Symposium kann auch über Youtube nachgeschaut werden unter: https://www.dbu.de/@UWPSymposium22

Die Teilnehmenden des Symposiums zum Deutschen Umweltpreis 2022 (v. l.): Christian Noll, Unternehmensinitiative Energieeffizienz; Corinna Fischer, Ökoinstitut; Annika Roth, Blechwarenfabrik Limburg; Jutta Gurkmann, Verbraucherzentrale Bundesverband; Stefan Wenzel, Parlamentarischer StaatssekretĂ€r beim Bundesminister fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz; Moderatorin Jana MĂŒnkel, DBU-GeneralsekretĂ€r Alexander Bonde und der aktuelle UmweltpreistrĂ€ger Dirk Lehmann
© Anne Lang/DBU
Dass Energieeffizienz zu einem zentralen Baustein im Kampf gegen Klima- und Energiekrise wird, da waren sich die Redner und GĂ€ste des Symposiums zum Deutschen Umweltpreis einig. Sie haben am Samstag vor der Preisverleihung ĂŒber mögliche Lösungswege diskutiert.
© Anne Lang/DBU
Wie kann es gelingen, den Bedarf an Energie nachhaltig zu senken und die Energieeffizienz zu einem zentralen Prinzip politischen Handelns zu machen? Darum ging es beim Symposium zum Deutschen Umweltpreis der DBU.
© Nicolas Herrbach - stock.adobe.com

Die 27. UN-Klimakonferenz fand in diesem Jahr in Ägypten statt. Mehr als 30.000 Teilnehmende aus über 190 Ländern, darunter etwa 90 Staats- und Regierungschefs, trafen sich vom 6. bis 19. November im Badeort Sharm el-Sheikh zur COP27. Auch die DBU war mit einer Delegation vor Ort. Im Interview schildert DBU-Generalsekretär Alexander Bonde seine Eindrücke:

DBU aktuell: Herr Bonde, Sie waren mit Kolleginnen und Kollegen der DBU für sechs Tage in Sharm el-Sheikh. Welche Eindrücke bringen Sie mit?
Bonde: Die massiven Auswirkungen der Klimakrise bekommt man nirgends so eindrucksvoll geschildert wie dort. Dürren, überspülte Landmassen, gefährdete Infrastruktur: Davon erzählen Zeuginnen und Zeugen, die diese Konsequenzen der Klimakrise schon jetzt hautnah erleben müssen. Trotz der schwierigen Weltlage mit Energiekrise, Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt es noch einen gemeinsamen Gesprächsfaden. Auch wenn das Ergebnis der Verhandlungen nicht befriedigend ist, trafen wir auf der COP27 doch viele Akteure, die Maßnahmen für eine ambitionierten Klimaschutz umsetzen.

Viele Zusagen und Absichten früherer Klimakonferenzen sind bislang nicht umgesetzt worden. Machen diese Konferenzen überhaupt Sinn?
Ja! Sowohl die Verhandlungen – wenn auch wieder zäh – als auch die vielen begleitenden Gespräche zwischen internationalen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft sind zentral, wenn wir im Klimaschutz
endlich vorankommen wollen. Darum hat die DBU als anerkannte Observer-Organisation die Verhandlungen auch diesmal begleitet. Wir bringen unsere Erfahrungen als Innovationsförderin ein. Aber Klimaschutz wird auch nicht allein auf Klimakonferenzen gemacht.

Wie hat sich die DBU bei der diesjährigen COP eingebracht?
Es gibt eine hohe Nachfrage nach Know-how im Bereich erneuerbare Energien. Die DBU fördert beispielsweise den Aufbau eines weltweiten Netzwerkes aus Parlamentarierinnen und Parlamentariern für erneuerbare Energien, den Global Renewables Congress (GRC). Sie spielen eine entscheidende Rolle, um die politischen Absichtserklärungen ihrer Länder in einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen zu übersetzen und die Transformation des Energiesektors maßgeblich zu beschleunigen. Dazu gab es auf der COP 27 einen guten Austausch.
Ein weiteres Thema, das die DBU in verschiedene Gesprächsrunden eingebracht hat, ist die Circular Economy, eine erweiterte Kreislaufwirtschaft. Hier setzen wir in unserer Förderarbeit mit der Initiative #DBUcirconomy für Wirtschaft und Gesellschaft der Zukunft neue Akzente.

Bei dieser COP stand die Verantwortung der Industrienationen gegenüber den Ländern des globalen Südens besonders im Fokus. Kann die DBU auch dabei eine Rolle spielen?
Wir fördern in begrenztem Umfang internationale Vorhaben, darunter auch solche, die dabei unterstützen, erneuerbare Energien zu nutzen oder eine biodiversitätsfreundliche Landnutzung zu fördern. So geht technischer Fortschritt nicht auf Kosten der Umwelt. Ein Beispiel ist das Start-up Solar Worx, das modulare und kompakte Solar-Home-Systeme entwickelt, die Solarstrom in einer Batterie zwischenspeichern und für den Betrieb von Haushaltsgeräten zur Verfügung stellen. Das ersetzt den Betrieb von Dieselgeneratoren. In einem anderen Projekt am Lubaga-Krankenhaus in Kampala/Uganda geht es darum, eine solarbetriebene Membranbioreaktor-Anlage zur Aufbereitung und Wiederverwendung von Krankenhausabwässern einzusetzen. Ein weiteres Vorhaben befasst sich mit dem Management der Gehölzvegetation und adressiert damit zentrale Fragen des Biodiversitätsschutzes in Kulturlandschaften Südwest-Äthiopiens. Und die DBU-Stipendiatin Dorothea Hauptstock untersuchte für ihre Promotion energiebezogene Rebound-Effekte in Äthiopien und Südafrika.
Insgesamt kann man sagen: Die Klimakrise ist massiv und noch wird zu wenig gehandelt, aber es gibt positive Dynamiken, die Hoffnung geben. Dranbleiben ist die Devise – auch für die DBU!

DBU-AZ 34648, 35501/41, 35572, 35333

Mehr zum DBU-Besuch auf der COP27 erzählt Prof. Dr. Markus Große Ophoff im Mittagstalk bei OS-Radio. Hier geht’s zur Sendung.

Die DBU-Delegation auf der COP 27 in Sharm el-Sheikh (v. l.): Markus Große Ophoff, Alexander Bonde, Jutta Gruber-Mannigel und Fabian Deffner
© DBU
Impressionen von der COP27.
© DBU

Ob für den Heim- oder Bekleidungsbereich, im Bausektor oder beim Fahrzeugbau: Die globale Textilwirtschaft funktioniert überwiegend linear und verursacht mehr Treibhausgasemissionen als alle internationalen Flüge und der maritime Schiffsverkehr zusammen. Welche Innovationen können helfen, aus der linearen Wirtschaft eine Circular Economy zu machen? Wie kann eine Textilindustrie aussehen, die auf Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit setzt? Welche Produkte und Geschäftsideen können Verbraucherinnen und Verbraucher zur nachhaltigeren Nutzung von Mode motivieren? Auf der Suche nach Antworten begleitet und unterstützt die DBU die Textilbranche bereits seit Beginn ihrer Fördertätigkeit und adressiert das Thema aktuell innerhalb des Förderschwerpunktes #DBUcirconomy. Die drei nachfolgenden beispielhaften DBU-Projekte wurden im Oktober auf dem KONGRESS BW, dem Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress des Landes Baden-Württemberg, vorgestellt.

Digitale Strickmanufaktur – Kleidung auf Bestellung

40 Prozent der weltweit produzierten Kleidung wird niemals verkauft, denn die Produktion erfolgt anhand von Vorhersagen und Erwartungen des Kundinnen- und Kundenverhaltens. Doch wie wäre es, wenn Kleidung erst dann produziert würde, wenn sie schon verkauft worden ist? Das war die Idee der Digitale Strickmanufaktur PoC GmbH, Krefeld. Die Gründer dieses DBU-geförderten Start-ups entwickelten einen Cloud-Service, der direkt mit dem Handel verbunden ist. So lassen sich individualisierte Kleidungsstücke bestellen, bei denen Größe, Farbe und Ausführung an die Kundenwünsche angepasst werden. Gefertigt werden die Kleidungsstücke an dezentralen Produktionsstandorten auf Strickmaschinen der Firma KARL MAYER STOLL Textilmaschinenfabrik GmbH. Offensichtlich für die Firma Karl Mayer Stoll eine Idee mit Zukunft, denn inzwischen wurde das Start-up in den Konzern integriert.

Erst probieren, dann produzieren dank 3D-Technologie

Wenn Produkte erst verkauft und dann nach Bedarf produziert werden sollen, wie gelingt es dann, das passende Bekleidungsstück auszuwählen? Ein Kooperationsprojekt der Assyst GmbH, Aschheim, und den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) zielt darauf, die gesamte Bekleidungskette auf Basis realer Produktdaten digital abbilden zu können – digital simulierte Materialien werden anhand digitaler Schnitte für dreidimensionale Avatare angepasst. Diese 3D-Visualisierungstechnologie hilft, den CO2-Fußabdruck bei der Bekleidungsproduktion zu reduzieren, indem sich Prototypen virtuell statt tatsächlich fertigen lassen. Ebenso können Kundinnen und Kunden virtuelle Kleidungsstücke aussuchen und mit individuellen Avataren anprobieren, noch bevor das erste Stück Stoff tatsächlich zugeschnitten wird. Das spart Überproduktion und Retouren.

Kein Recycling ohne Daten

Ohne Daten geht es nicht: Um Produktnutzungszyklen zu verlängern und neue Ansätze für Reparatur und ein hochwertiges Recycling zu finden, müssen Produktdaten erhoben und angeboten werden. Das Problem: derartige Daten fehlen bislang oder können nur mit hohem manuellem Aufwand bereitgestellt werden. Hier bieten drei Unternehmen Lösungsansätze: Die Global Textile Scheme GmbH aus Düsseldorf hat mit dem Global Textile Scheme (GTS) einen neuen Standard geschaffen, der ein offenes, durchgängiges End-to-End-Datenmodell und einen standardisierten Stammdatenkatalog beinhaltet. Das DBU-geförderte Berliner Start-up Circular fashion entwickelte mit der circularity.ID einen digitalen Produktpass, um den Lebenszyklus seines Kleidungsstücks nachzuvollziehen. Und die luxemburgische Firma +IMPAKT schuf mit dem Product Circularity Data Sheet (PCDS) ein standardisiertes Datenblatt über die kreislaufwirtschaftlichen Eigenschaften von Produkten. In einem aktuellen DBU-Projekt wollen die drei Partner ihre Ansätze synchronisieren, um so einen automatisierten Austausch von Daten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu ermöglichen.

Zur Aufzeichnung des DBU-Forums auf dem KONGRESS BW (der in der Session ebenfalls enthaltende Vortrag zu Cycletex BW wurde auf Wunsch der Referentin geschnitten): https://www.dbu.de/@KongressBW2022

Referierten und moderierten auf dem KONGRESS BW (v. r.): Andreas Schneider, Global Textile Scheme GmbH, Dr.-Ing. Martin Lades, Assyst GmbH, Sadia Steibli, AFBW e.V., sowie Dr. Michael Schwake und Verena Menz (beide DBU)
© Umwelttechnik BW und Fotograf Stefan Longin
Der KONGRESS BW fand im Oktober in Karlsruhe statt.
© UTBW

Auf ein Neues: Kurz nach der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises in Magdeburg hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun die Suche nach den Preisträgerinnen und Preisträgern für das nächste Jahr angestoßen.

Im kommenden Jahr vergibt die DBU zum 31. Mal den mit 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis. Ab sofort können mehr als 200 vorschlagsberechtigte Personen und Institutionen wie Verbände, Vereinigungen, Forschungseinrichtungen, Gewerkschaften und Redaktionen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nominieren, die vorbildlich zum Schutz der Umwelt beigetragen haben. Die Frist zum Einreichen endet am 15. Januar 2023. Die festliche Verleihung findet im kommenden Jahr am letzten Oktoberwochenende in Lübeck statt.

Besonders willkommen sind der DBU Unternehmerpersönlichkeiten aus dem Kreis ihrer Kernzielgruppe – der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Ebenso ist die DBU sehr daran interessiert, den Anteil von Frauen unter den Vorgeschlagenen deutlich zu erhöhen. Vorschläge – auch als Anregung für die vorschlagsberechtigten Personen – nimmt die DBU gern unter folgender Adresse entgegen: m.schulte@dbu.de.


Mehr zum Vorschlags- und Auswahlverfahren lesen Sie in unserem Umweltpreis-Blog.

DBU startet Auswahl fĂŒr Deutschen Umweltpreis 2023
© Peter Himsel/DBU

Zwei von der DBU geförderte Green Start-ups aus Bayern und Baden-Württemberg wollen mit vielversprechenden digitalen Geschäftsmodellen die Realisierung der Energie- und Mobilitätswende für private Haushalte sowie Unternehmen weltweit beschleunigen.  

Das Augsburger Start-up Reonic arbeitet an einer innovativen Software, die durch multienergetische Simulationen und eine Wissensdatenbank dabei helfen soll, Kompetenzen im Bereich erneuerbare Technologien bei Energie- und Mobilitätsdienstleistern zu steigern. Mithilfe der DBU-Förderung entwickelt das Start-up nun eine zusätzliche Software für energieintensive Unternehmen: Mit künstlicher Intelligenz sollen dabei ökonomisch wie ökologisch sinnvolle und ganzheitliche Energie-Konzepte erstellt werden.

Das Green Start-up eeaser aus Gundelfingen möchte mit einem digitalen Tool die Umsetzung energiesparender Maßnahmen in der Industrie beschleunigen – insbesondere in Ländern, in denen die Energieeffizienz noch niedrig ist. Aktuell deckt die Software Energiesparmaßnahmen für Druckluftanlagen ab. Mit der DBU-Förderung soll diese um weitere Module wie Beleuchtung, Prozesswärme, Belüftung und Kühlung erweitert sowie die Datenerfassung optimiert werden.

Mehr dazu in unserer Pressemitteilung: https://www.dbu.de/@PMStartups

Die Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen in der Industrie digital beschleunigen: Das haben sich Philipp GĂŒnther, Michael Berger und Martin Haagen (v.l.) mit der GrĂŒndung des Start-ups eeaser vorgenommen.
© eeaser GmbH
Udo Sill, Tristan Menzinger und Lars-Manuel Schneider (v. l.) vom DBU-geförderten Start-up Reonic wollen mit ihrer GeschĂ€ftsidee private Haushalte und Unternehmen bei Entscheidungen fĂŒr nachhaltige Energie-Investitionen unterstĂŒtzen.
© Reonic GmbH

„Flucht. Ursachen bekämpfen, Flüchtlinge schützen“ – so der Titel eines im oekom Verlag erschienenen Buches, herausgegeben von dem evangelischen Theologen Ralf-Uwe Beck sowie dem Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU 2002, Prof. Dr. Klaus Töpfer, und der Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2009, Prof. Dr. Angelika Zahrnt.

Bekämpfung des Hungers, der Klimakrise und der sozialen Ungerechtigkeit

Wofür sind wir mit unserem Wirtschaftssystem und unserem Lebensstil verantwortlich? Und wozu verpflichtet uns diese Verantwortung? Dem geht das Buch nach und macht Vorschläge zur Bekämpfung des Hungers, der Klimakrise und der sozialen Ungerechtigkeit. Kritisiert werden zugleich die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik und die Zustände bei der Abschiebepraxis, an den EU-Außengrenzen, bei der Seenotrettung. Hier wird ein humaner Flüchtlingsschutz verlangt und konkret vorgeschlagen. Das Buch zieht auch Rückschlüsse aus dem Ukrainekrieg.

Das Buch umfasst 160 Seiten, ISBN 978-3-96238-400-5, 22,00 Euro. Hier geht es zur Bestellung: https://www.oekom.de/buch/flucht-9783962384005

PlĂ€dieren fĂŒr eine humane Politik (von links): Ralf-Uwe Beck, Prof. Dr. Angelika Zahrnt und Prof. Dr. Klaus Töpfer
© Peter Himsel/DBU

Die Coronapandemie hat uns in den letzten Jahren in Atem gehalten und unseren Alltag massiv beeinflusst. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt waren erheblich. Zugleich konnten wir viel über die Bewältigung von Krisen lernen. Gerade diese Wechselwirkungen zwischen Corona- und Umweltkrise waren Gegenstand einer Reihe von Förderprojekten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, deren Ergebnisse in dem Buch „Corona und Nachhaltigkeit – Lernen aus der Krise für eine nachhaltige Entwicklung“ zusammengefasst sind.

Sie reichen von den wirtschaftlichen und konjunkturellen Auswirkungen von Krisen über das Verhalten zu Gesundheit und Umwelt sowie Resilienz und alternatives Wirtschaften bis hin zu Krisenbewältigung in Quartieren. Und auch angesichts der aktuellen Krise – des Ukrainekriegs – liefert dieses Buch viele Anregungen für mehr Resilienz in der Gesellschaft.

Herausgegebenen von Dr. Cornelia Soetbeer und Prof. Dr. Markus Große Ophoff, oekom Verlag, 112 Seiten, ISBN 978-3-98726-005-6, 26,00 Euro. Bestellung unter: https://www.oekom.de/buch/corona-und-nachhaltigkeit-9783987260056

Das Cover zum Buch
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Herausgeber
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Redaktion
Verena Menz, Kathrin Pohlmann
DBU Zentrum für Umweltkommunikation
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Verantwortlich
Prof. Dr. Markus Große Ophoff

Erscheinungsweise
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