Feasibility study: Community energy in the City of Židlochovice, Czech Republic

Keywords: Bürgerenergie, Klimaschutz, Kommunikation, Partizipation, Machbarkeitsstudie

Gegenstand und Ziele des Projektes

Die Stadt Židlochovice (Großseelowitz) ist eine Kleinstadt im Bezirk Brno-Venkov in der Südmährischen Region. Hier leben ca. 3.800 Einwohner*innen. Die Stadtverwaltung bemüht sich um eine nachhaltige Entwicklung, wie beispielsweise eine neue Bahnlinie mit Endbahnhof und eine innovative Abfallwirtschaft. Die jüngsten Pläne fokussieren auf das EU-Ziel einer 55 %-Treibhausgasreduzierung bis 2030 und die Verabschiedung eines gemeinsamen Ansatzes zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an diesen – die Stadt Źidlochovice trat der Initiative „Covenant of Mayor for Climate and Energy“ (Konvent der Bürgermeister*innen für Klima und Energie) bei.

Um notwendige CO2-Einsparungen zu erreichen, ist die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien von zentraler Bedeutung. Um eine optimale Nutzung von erneuerbaren Energien zu erreichen, erscheint es wünschenswert, eine Energiegemeinschaft von Bürger*innen zu schaffen, in welcher der für den Eigenverbrauch erzeugte Strom gemeinsam genutzt wird.

Ziel der beantragten Machbarkeitsstudie war es, ein komplexes Gemeinschaftsenergiekonzept in Tschechien in der südmährischen Kleinstadt Židlochovice in einem neuen „Positiv-Energie-Viertel Chytre Lichy“ vorzubereiten und zu bewerten. Bürger*innen, der öffentlichen Verwaltung, KMU, Nichtregierungsorganisationen, kommunalen Organisationen und anderen Akteur*innen sollte eine Mitwirkung an der Ausgestaltung des Gemeinschaftsenergienetzes ermöglicht werden. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Bürger*innen sollten dabei besonders berücksichtigt werden, um deren Teilnahme am kommunalen Energiesystem zu fördern. Die Ergebnisse wurden der sekundären Zielgruppe, zu der Kommunen, Investor*innen, staatliche Organisationen (wie die Energieregulierungsbehörde und das Umweltministerium) und Nichtregierungsorganisationen gehören, im Rahmen der Kommunikationsmaßnahmen zum Projekt vorgestellt. Die Erkenntnisse aus dem Vorhaben wurden als Fallstudie und Methodik für Gemeinden in der Tschechischen Republik im Sinne einer Musterlösung aufbereitet.

Die Inhaltsbereiche der Machbarkeitsstudie umfassten:

Die Machbarkeitsstudie in englischer Sprache finden Sie hier.

Die Machbarkeitsstudie wird die Stadt Židlochovice in die Lage versetzen, das Pilot-Gemeindenetz für Energie im geplanten Viertel Chytre Lichy und in der Stadt Židlochovice zu implementieren, um das in der Kommune formulierte Ziel – 55 % CO2-Einsparungen bis 2030 – zu erreichen. Partizipative Veranstaltungen mit der Bürger*innenschaft und Konsultationen mit Fachexpert*innen für Planungs- und Umweltrecht, Energieeffizienz, Energienetze und erneuerbare Energien bildeten hierfür die wesentliche Grundlage. Als Kommunikationsmittel für die Ansprache der Zielgruppen wurden Round-Table-Diskussionen, ein Workshop sowie bereits etablierte Kanäle der Stadt Židlochovice und der Projektpartner*innen genutzt (u. a. Stadtzeitung, Social Media und Web-Präsenzen – siehe chytrelichy.cz und jinag.eu).

Für die interessierte Fachwelt wurde eine dreitägige Exkursion zu Beispielen guter Praxis nach Deutschland (Ursensollen, Ansbach, Limburgerhof, Freiburg im Breisgau) organisiert.

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Die Ergebnisse des Projekts werden als Beispiel und Anregung für die Gründung von lokalen Energiegemeinschaften dienen. Bürger*innenenergie steht in der Tschechischen Republik noch am Anfang. Es liegen kaum bis keine praktischen Erfahrungen vor. Die Innovation des Projekts liegt in der Klärung von Bedingungen für die direkte gemeinsame Nutzung des erzeugten Stroms durch die einzelnen Mitglieder*innen der Energiegemeinschaft über das öffentliche Verteilernetz unter Berücksichtigung der Stabilität und Sicherheit des Verteilernetzes. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind potenziell dazu geeignet, Bürger*innenenergieprojekte auch an anderen Orten zu initiieren.

Das Projekt dient als Pilotprojekt zur Demonstration bewährter Verfahren mit dem Ziel, andere Gemeinden und Investoren, die ähnliche Entwicklungsprojekte planen, zu inspirieren. Viele Gemeinden sind am Thema Bürgerenergie interessiert: beispielsweise gaben laut einer Umfrage unter Bürgermeister*innen von Gemeinden in der Region Südmähren fast 60 % der Befragten an, dass sie ein Bürger*innenenergieprojekt in Erwägung ziehen oder bereits mit den Vorbereitungen begonnen haben (interne Umfrage von JINAG im September 2022).

Besondere Aspekte des Projektes

Im Zuge der Erstellung der Machbarkeitsstudie wurden Gespräche mit der Energieregulierungsbehörde initiiert, um das Vorhaben „Positiv-Energie-Viertel Chytre Lichy“ zu einem Pilotprojekt für die Erprobung neuer Distributionstarife zu entwickeln, die im Zusammenhang mit der Änderung des Energiegesetzes vorbereitet wurden.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden auch in der Argumentation für die Stellungnahme zur Änderung des Energiegesetzes verwendet, vor allem durch den kooperierenden tschechischen Verband für Bürgerenergie.

Förderthema 6: Erneuerbare Energie, Energieeinsparung und -effizienz

Projektdurchführung:

Wirkungsort: Tschechien

Förderzeitraum: Januar 2023 bis Juli 2023

Projektkosten: Gesamtvolumen: 49 061 Euro, Förderung durch DBU: 49 061 Euro

DBU-AZ: 38614


Stand: 27.02.2024

Bilder: © JINAG