Vom Stadthafen zum Klimahafen Gelsenkirchen

So schnell wie möglich klimaneutral werden: Das ist das Ziel der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen. Dahinter stehen 17 Unternehmen verschiedenster Branchen aus dem Stadthafen Gelsenkirchen und Umgebung – darunter auch das Stahlverzinkungs­unternehmen ZINQ, dessen Geschäftsführungsduo Lars Baumgürtel und Dr. Birgitt Bendiek den Deutschen Umweltpreis 2025 der DBU erhält. Verstärkt wird die Initiative durch weitere Insti­tutionen aus der Stadt.

Umstellung auf Wasserstoff erweist sich als sinnvolle Option

Ein Anliegen der Initiative ist es, die Gewinnung von Prozesswärme in energie­intensiven Betrieben auf eine klimafreundliche Lösung umzustellen und dafür den wirtschaftlichsten und nachhaltigsten Technologiepfad zu wählen. Bisher wird Prozesswärme überwiegend aus Erdgas gewonnen. Doch auf welche Lösungen sollen Unter­nehmen zukünftig setzen? Das untersuchte eine Bottom-up-Studie, die vom Wissenschaftspark Gelsenkirchen (WIPAGE) koordiniert und vom Wuppertal Institut (WI) und dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicher­heits- und Energietechnik UMSICHT durchgeführt wurde. Das Ergebnis: Neben der Elektrifizierung mit grünem Strom erweist sich in vielen Fällen die Umstellung auf grünen Wasserstoff als sinnvolle Option. Bisher galt die Elek­trifizierung der Prozesswärme als der bevorzugte Weg. Die Studie zeigt, dass eine duale Energieinfrastruktur, die Strom und molekulare Energieträger kombiniert, zentral für eine zukunftsfähige Energieversorgung ist.

Aktuelle Studie untersucht Smart Power to Heat-Konzept

Dieses Ergebnis wird durch eine aktuelle Studie von ZINQ, Fraunhofer UMSICHT und Energy for Industry (ES FOR IN) unterstützt. Dazu wurde das von ZINQ entwickelte Smart Power to Heat-Konzept (SP2H) untersucht, bei dem flexibel erneuerbarer Überschussstrom oder Gas (in Zukunft: grüner Wasserstoff) zum Erzeugen von Prozesswärme genutzt wird. Es zeigte sich, dass dieser hybride Ansatz gegenüber einer rein elektrifizierten Lösung sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich überlegen ist. Rechnet man die Studienergebnisse auf die gesamte industrielle Prozesswärmeerzeugung hoch, sind bis zu 115 Terawattstunden Überschussstrom nutzbar, was einer CO₂-Minderung von bis zu 30 Mio. Tonnen pro Jahr ent­sprechen würde. Zudem sind Smart-Power-to-Heat-Lösungen zwei vier- bis fünfmal günstiger als Batteriespeicher.

Beide Studien wurden von der DBU gefördert, die zweite im Rahmen der nach wie vor laufenden Förderinitiative Speicher und Netze.

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