Wiesen, Wälder und vielfältiges Grünland im DBU Naturerbe in Sachsen-Anhalt

Blog-Beitrag zum Deutschen Umweltpreis

Steil, eben, feucht oder trocken: Das Lebensraummosaik in Sachsen-Anhalt ist vielfältig und umrahmt auch die Landeshauptstadt Magdeburg, in der in diesem Jahr die Verleihung des Deutschen Umweltpreises stattfindet.

Auf zehn DBU-Naturerbeflächen mit rund 11.000 Hektar zeigen sich in Sachsen-Anhalt wahre Hotspots der Biodiversität: Im Zeitzer Forst an der Grenze zu Thüringen, in der Goitzsche bei Bitterfeld, der Kühnauer Heide, Oranienbaumer Heide und den Roßlauer Elbauen bei Dessau-Roßlau, in der Glücksburger Heide im Landkreis Wittenberg, im Biederitzer Busch und den Ringfurther Elbauen bei Magdeburg, Teile der Hohen Schrecke nordwestlich von Lossa und Kellerberge bei Gardelegen.

Über Jahrhunderte hat die traditionelle Landnutzung durch den Menschen hier einzigartige Landschaften entstehen lassen, die das DBU Naturerbe heute durch extensive Beweidung, Mahd oder Brennen erhält. Auch die militärische Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen: Panzerfahrten und Truppenmanöver auf sandigen und kargen Böden prägten Heiden und Magerrasen. Aber auch Auenlandschaften und höhlenreiche Alteichen sind wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in Sachsen-Anhalt.

Ringfurther Elbauen – Naturnahe Auenlandschaft als artenreicher Lebensraum

DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen liegt im Innendeichbereich und wird bei Hochwasser überflutet. Foto: DBU Naturerbe/Brumme

Nahe Magdeburg schlängelt sich entlang des Ost- und Westufers der Elbe die DBU-Naturerbefläche Ringfurther Elbauen. Sie liegt im Innendeichbereich und wird bei Hochwasser überflutet. Mit dem Wasser werden Schlick und abgestorbene Pflanzenteile angespült, sodass die Böden mit Nährstoffen angereichert sind. Gerade diese Auentäler werden anderenorts gerne intensiv landwirtschaftlich genutzt und noch zu selten im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet. Dabei sind sie für den Schutz der Artenvielfalt sehr wichtig. Das Grünland der Ringfurther Elbauen dient als Nahrungshabitat für Zugvögel wie Gänse und Schwäne sowie für Seeadler und Schwarzstorch, die in benachbarten Wäldern brüten. Die Wiesen und Weiden des insgesamt rund 1.200 Hektar großen Nationalen Naturerbes stellen auch einen wichtigen Lebensraum für Bodenbrüter wie Wiesenpieper oder Schafstelze dar, die dort geeignete und bestenfalls ungestörte Nistmöglichkeiten finden.

Oranienbaumer Heide – Vierbeinige Landschaftspfleger auf größter Weide Deutschlands  

Die DBU-Naturerbefläche Oranienbaumer Heide nahe Dessau-Roßlau ist die Heimat vieler geschützter Arten. Auf der Fläche leben rund 30 Heuschreckenarten, mehr als 50 Schmetterlingsarten, Vögel wie der seltene Wiedehopf und Schlangen wie die Kreuzotter und Ringelnatter. Als Lebensraum benötiget der Wiedehopf beispielsweise trockene und magere, spärlich bewachsene Flächen mit wärmenden Stellen. Diese findet er auf der mit rund 800 Hektar eine der größten Weiden Deutschlands südöstlich der Stadt Dessau-Roßlau, die von Konikpferden und Heckrindern gepflegt wird. Die vierbeinigen Landschaftspfleger erhalten mit ihrem Appetit Heiden und Magerrasen, die ansonsten mit Gebüschen, wie der Spätblühenden Traubenkirsche, einer vitalen Gehölzart aus Nordamerika, zuwachsen würden.

Hohe Schrecke – strukturreicher Laubmischwald durch naturnahe Entwicklung

Als unverzichtbarer Rohstoff, wertvoller Lebensraum und Erholungsort ist er von Bedeutung: Der Wald bedeckt rund 30 Prozent der Landesfläche Deutschlands und prägt damit unser Landschaftsbild. 17.500 Hektar Wald (Stand 2021) entwickelt sich auf den 71 DBU-Naturerbeflächen bereits ohne menschliche Eingriffe. Auch auf einem großen Teil der rund 250 Hektar großen DBU-Naturerbefläche Hohe Schrecke konnte sich der Waldbestand über viele Jahrzehnte ungestört zu einem strukturreichen Laubmischwald entwickeln. Buche, Stieleiche und Traubeneiche sind die dominierenden Baumarten. Bäumen in Wirtschaftswäldern fehlt ein für den Naturschutz wichtiger Abschnitt im Lebenszyklus: der Absterbeprozess. Viele spezialisierte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind aber auf abgestorbene Bäume sowie vermoderndes Holz als Lebensraum angewiesen. Vor allem Fledermausarten wie die Bechsteinfledermaus und holzbewohnende Käferarten finden hier einen Lebensraum.

Naturerlebnis auf ehemals militärischen Übungsplätzen:

Viele der DBU-Naturerbeflächen lassen sich von ausgewiesenen Rad-, Reit- und Wanderwegen erkunden. Über Informationstafeln vor Ort können sich Besucherinnen und Besucher einen Überblick über das Wegenetz sowie Besonderheiten der Fläche verschaffen und die heimische Natur erkunden. 

Das DBU Naturerbe verantwortet als Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Naturschutz auf 71 überwiegend ehemaligen Militärflächen mit rund 70.000 Hektar in zehn Bundesländern. Der Bund verzichtet seit 2005 auf den Verkauf ausgewählter, wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und hat bislang rund 164.000 Hektar stattdessen dem Naturschutz gewidmet und an Stiftungen, Naturschutzverbände oder Bundesländer übertragen.

Zum Nationalen Naturerbe zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, Treuhandareale und stillgelegte Braunkohletagebaue. Im DBU Naturerbe sollen offene Lebensräume mit seltenen Tier- und Pflanzenarten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. Zudem möchte die DBU-Stiftungstochter Menschen für die heimische Natur begeistern.

Mehr zum DBU Naturerbe erfahren Sie unter: www.dbu.de/naturerbe.

Text: Gesa Wannick, Titelbild: Claudia Walter