Promotionsstipendium: Raya Keuth

Können klimaangepasste Schutzgebietserweiterungen das Artensterben in Europa eindämmen? – Eine modellbasierte Potenzialanalyse unter Klimawandel

Die globale Biodiversitätskrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und wird sich durch den fortschreitenden Klimawandel weiter verschärfen. Politische Strategien wie der Globale Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal und die EU-Biodiversitätsstrategie verfolgen daher ambitionierte Ziele, wie den Schutz von 30 % der Landesfläche bis 2030 („30×30“-Ziel), um den Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen. Das bestehende Schutzgebietsnetz der EU schützt derzeit zwar eine Vielzahl an Arten, jedoch beruht es auf veralteten Artenlisten und historischen Verbreitungsmustern, wodurch seine Wirksamkeit im Hinblick auf den Schutz unter aktuellen und zukünftigen klimatischen Bedingungen eingeschränkt ist. Es ist daher zu erwarten, dass unter dem Klimawandel zunehmend weniger Arten durch das Schutzgebietsnetz geschützt werden, was den Biodiversitätsverlust zusätzlich verstärken würde. Um wirksam zu dem politischen Ziel des Biodiversitätsschutzes beizutragen, muss die Erweiterung des EU-Schutzgebietsnetzes im Rahmen des 30×30 Ziels daher strategisch und unter Berücksichtigung des Klimawandels erfolgen. Ziel meines Projekts ist es, mithilfe ökologischer Modellierung eine klimaangepasste Erweiterung des EU-Schutzgebietsnetzes zu entwickeln und dessen Beitrag zur Erreichung der übergeordneten Biodiversitätsziele zu bewerten. Die Dissertation gliedert sich in drei Arbeitspakete: (1) die Modellierung und Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung gefährdeter Arten in Europa mithilfe von Artverbreitungsmodellen, (2) die Identifikation von Prioritätsgebieten für eine klimaangepasste Erweiterung des EU-Schutzgebietsnetzes mittels räumlicher Priorisierung mit der Software Zonation und (3) die Bewertung der Auswirkungen einer solchen Erweiterung auf die langfristige Überlebensfähigkeit von Populationen mithilfe der individuenbasierten, räumlich expliziten Modellierungsplattform RangeShifter. In meiner Dissertation fokussiere ich mich auf nicht flugfähigen terrestrischen Tetrapoden, da diese Gruppe zahlreiche Arten umfasst, von denen mehrere besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels sind. Die Arbeit wird wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie eine klimaangepasste Ausweitung des EU-Schutzgebietsnetzes im Rahmen des 30×30 Ziels zum langfristigen Erhalt der Biodiversität beitragen kann.

AZ: 20025/094

Zeitraum

01.03.2026 - 28.02.2029

Institut

Universität Potsdam
Institut für Biochemie und Biologie
Ökologie/Makroökologie

Betreuer

Prof. Dr. Damaris Zurell