MOE-Fellowship

Julia Gieser

Die Bedeutung der Habitatqualität im Gewässer und an Land für den Schutz von Libellen

Die Vereinten Nationen haben sich mit der Dekade der Ökosystemwiederherstellung bis 2030 das Ziel gesetzt, die Degradierung von Ökosystemen aufzuhalten und diese wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang hat die fortschreitende Urbanisierung wesentlich zum Verlust sowie der Modifikation von Lebensräumen beigetragen und zum Rückgang der biologischen Vielfalt geführt. Insbesondere die mit Süßwasserlebensräumen assoziierte Biodiversität ist durch anthropogene Veränderungen der Flussdynamik und von Städten ausgehende Stressoren zurückgegangen. Von Verbesserungen der Habitatqualität an aquatisch-terrestrischen Schnittstellen könnten vor allem Organismen mit komplexem Lebenszyklus profitieren, so auch Libellen.

Durch die Larvenentwicklung im Wasser und das adulte Leben an Land sind Libellen sowohl von den Auswirkungen der Urbanisierung auf das Gewässer als auch auf die umgebende Landschaft betroffen. Dabei sind nur 54 % der in Deutschland vorkommenden Libellenarten ungefährdet. Obwohl Libellen häufig als Indikatororganismen verwendet werden, ist das Wissen über ihre Hauptgefährdungsursachen – aquatische und terrestrische Habitatqualität – noch lückenhaft. Zudem stammen die meisten Erkenntnisse über Libellengemeinschaften von Stillgewässern, während spezialisierte Fließgewässerarten stärker von Urbanisierungseinflüssen betroffen sein könnten.

Das Promotionsvorhaben wird das Zusammenwirken von aquatischen Gewässerstrukturen und terrestrischer Lebensraumqualität für den Schutz von Libellen an Fließgewässern untersuchen. In Freilanduntersuchungen soll zwischen der Attraktivität eines Gewässers für adulte Libellen (Anwesenheit, Reproduktion) und seiner Eignung für eine erfolgreiche Larvenentwicklung unterschieden werden. Weiterführend werden die Nahrungsbeziehungen ausgewählter Libellenarten näher in den Blick genommen, wobei Habitatgeneralisten mit spezialisierten Fließgewässerarten verglichen werden. Hierfür wird das Metabarcoding von Kotproben der Libellen als taxonomisch hochauflösende und nicht-invasive Methode erstmalig im Naturschutzkontext eingesetzt. Ein weiterer Fokus liegt auf der lokalen Wanderungsdynamik von Libellen zwischen städtisch und ländlich geprägten Wasserkörpern. Mit der Fang-Wiederfang-Methode kann die Vernetzung von Libellenpopulationen zwischen den unterschiedlichen Standorten in Abhängigkeit von der Lebensraumqualität im Wasser sowie an Land näher beleuchtet werden.

Das Promotionsvorhaben soll dazu beitragen, die Rolle aquatischer und terrestrischer Habitateigenschaften für den Schutz von stabilen und vielfältigen Libellengemeinschaften besser zu verstehen. Ziel ist es, Empfehlungen zur Optimierung anthropogen beeinflusster Fließgewässerökosysteme zu erarbeiten. Auch in Städten könnten lokal angepasste Aufwertungsmaßnahmen in und entlang von Fließgewässern zu qualitativ hochwertigen Lebensräumen für Libellengemeinschaften führen.


Übersicht

Förderzeitraum

01.02.2024 - 31.01.2027

Institut

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) Institut für Umweltwissenschaften AG Ökosystemanalyse

Betreuer

Prof. Dr. Martin Entling

Kontakt

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