MOE-Fellowship

Pencho Pandakov

Flusssanierung. Sicherstellung der Fischwanderung an Barrieren mit anthropogenem Ursprung

Flusssanierung. Sicherstellung der Fischwanderung an Barrieren mit anthropogenem Ursprung“:

Die Hauptziele (Aufgaben) meines Projekts sind:

  • von der Erfahrung und dem Wissen deutscher Flusssanierungsexperten zu lernen;
  • gute und schlechte Beispiele von Flusssanierungen und Bereitstellungen für Fischwanderungen zu beobachten und zu untersuchen;
  • mich mit einem integrierten Flussgebietsmanagement in der herausfordernden deutschen Umwelt mit multivariablen Einflüssen zu beschäftigen;
  • die Phasen der Kamera - und Feldarbeit zu untersuchen, einschließlich der Bereitstellung von biologischen Daten und Studien über die Morphologie von Flüssen im Bereich der Flusssanierung;
  • mein Wissen über Fischpässe zu erweitern;
  • nicht zuletzt – Wissenschaftler und aktive Umweltschützer zu treffen um mit ihnen zusammenzuarbeiten und uns gegenseitig bei der Verbesserung der Effizienz des Flussmanagements und des Gewässerschutzes zu unterstützen.
  1. Kurze Problembeschreibung;

Flüsse werden stark durch menschliche Einflüsse beeinflusst. Die Regulierung des Wasserstroms und die Unterbrechung der Fluss- und Habitatkontinuität zerstören die natürlichen Prozesse und Regulierungsmechanismen der Flussökosysteme. Wasserorganismen, besonders Fische, sind sehr gut an sie angepasst und ihre Störung führt zum Verlust von Lebensräumen und Srten und entzieht der menschlichen Gesellschaft oft vielzählige Ökosystemleistungen. Geeignete Sanierungs- und/oder Minderungsmaßnahmen umzusetzen (wie die Wiederherstellung von Flussmäandern, natürliche Flussbette, am Fluss liegende Seen und Flussauen, Fischpässe, Entfernung von nicht mehr genutzten Dämmen, etc.) stellt eine große Herausforderung dar für die Verbesserung der Umweltbedingungen. Flusssanierungen sind ein integraler Bestandteil von nachhaltiger Wasserbewirtschaftung und unterstützen auf direkte Weise die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und nationale und regionale Wasserbewirtschaftungsrichtlinien. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie besagt, dass Fische bis zum Jahr 2027 in der Lage sein sollten ohne Behinderung in allen europäischen Flüssen von der Quelle bis zur Mündung entlang zu schwimmen. Es muss betont werden, dass Lösungen, wie Fischpässe zum Beispiel, nicht das Barriereproblem für biologische Organismen und Sedimente lösen und auch nicht das Problem mit der Wasserabflussmenge und dem Schwall-/ Sunkbetrieb lösen. Diese Strukturen dämpfen teilweise die engativen Auswirkungen, aber sie stellen wahrscheinlich keine, mehr integrierte Wiederherstellung der natürlichen Flussbedingungen dar.

Situation in Bulgarien: Seit 1920 wurden mehr als 80% der natürlichen Seen in Bulgarien entwässert und ausgetrocknet; viele von ihnen waren von großer Bedeutung für das Funktionieren der Flussökosysteme. Fast alle de rim Tiefland liegenden Flussabschnitte sind mehr oder weniger von Begradigungen und dem Bau von Uferdämmen betroffen. Die meisten ihrer Flussmäander wurden abgeschnitten und sind heutzutage Schilffelder, eutrophe Seen oder Ackerland. Flüsse sind nun kürzer, steiler und enger. Dadurch ist der Wasserfluss schneller und der Wasserstand bei Hochwasser höher; die Erosion sowohl der Flussufer als auch des Flussgrundes werden verstärkt und der Grundwasserspiegel steigt dramatisch an. Die meisten Auwälder wurden in Pappelplantagen oder landwirtschaftlichen Flächen mit sehr geringer Artenvielfalt umgewandelt. Ein anderes ernstzunehmendes Problem für den „gesunden“ Zustand der Flüsse war die Kiesförderung aus dem Flussbett. Glücklicherweise wurde es im Jahr 2015 verboten. Durch die Verbesserung des Abwassermanagements im Land während der letzten zwei Jahrzehnte hat sich das Ausmaß der negativen Auswirkungen der Wasserverschmutzung verringert.

Gleichzeitig hat der Bau von hunderten Wasserkraftwerken zu dramatischen Schäden geführt und zusammen mit der kumulativen Wirkung der bereits beschriebenen Faktoren und dem Klimawandel wird die Verschlechterung der Hydromorphologie und der Wasserflussregelung zur größten Herausforderung für Flussmanagement und dem Schutz der Artenvielfalt. Laut dem Verein „Fishing club Balkanka“ sind etwa 247 Wasserkraftwerke (ohne den Anlagen unterhalb der großen Dämme) in Betrieb, beinahe 250 weitere Investierungspläne für Kraftwerke sind in unterschiedlichen Stadien des Fortschritts und mindestens 400 zusätzlich geplante Standorte für Wasserkraftwerke liegen bisher vor. Gleichzeitig gibt es keine umfassenden Daten über die Anzahl von Einzugsgebieten für Trinkwasser, Aquakulturen und die Anzahl und Standorte aller nicht mehr genutzten Staudämme. Es gibt nur wenige Beispiele von Flusssanierungen in Bulgarien, die in der Regel den Bau von Wehren, Kanälen und Schleusen beinhalten und somit stehen diese Maßnahmen näher an der Rehabilitation als an der Restauration dran. Das Fehlen von verlässlichen Daten über die Auswirkungen all dieser technischen Einrichtungen sowie eine fehlende anerkannte Methodik für ihre Bewertung stellen eine weitere große Lücke dar. Es gibt noch immer keine Auflagen für den Bau von Fischpässen und der verbleibenden ökologischen Leistung.

Warum ist Deutschland ein guter Ort für meinen Forschungsaufenthalt? In diesem Land wurden mehr als 90% aller Flüsse und Bäche begradigt mit festen Bänken und Wehren in den letzten 150 Jahren, zum Beispiel für Wasserentnahmen für Bewässerung oder Wasserkraft. Die Vorteile von natürlichen Flusslebensräumen haben den deutschen Staat und seine Behörden motiviert in den letzten 30 Jahren viele Rehabilitations- und Sanierungsprojekte umzusetzen, und die Wasserreinigung seit 45 Jahren zu verbessern. Bemühungen um die Fischwanderung sicherzustellen haben viel früher gestartet mit dem Bau von Fischpässen. Deutschland ist eines der führenden Länder im Hinblick auf diese Probleme und die meisten der wichtigsten Dokumente über Fischpässe und Flusssanierungen sind nur in deutscher Sprache erhältlich. Tatsächliches Wissen und aktuelle Technik wird ständig in Projekten eingesetzt und kann beobachtet und erforscht werden.


Übersicht

Förderzeitraum

19.08.2017 - 18.05.2018

Institut

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Ökosystemforschung

Betreuer

Dr. Martin Pusch

Kontakt

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