ReCircle Impact UG (haftungsbeschränkt)
Gemsenpfad 21 a
13503 Berlin
In Deutschland verbleiben große Mengen potenziell wiederverwendbarer Produkte und Materialien ungenutzt – in Kellern, Rücknahmestellen, Lagern oder auf Recyclinghöfen. Zwar existieren vielfältige Rückführungsansätze wie ReUse, Reparatur oder Remanufacturing, ihre Umsetzung scheitert jedoch häufig daran, dass der Aufwand zur Bewertung, Sortierung und Weiterverwendung im konkreten Fall den Nutzen übersteigt.
Der zentrale Engpass liegt in fehlender Sichtbarkeit: Informationen über Zustand, Kategorie, Zusammensetzung oder Wiederverwendungspotenzial liegen in vielen Fällen nicht oder nur manuell vor, was wirtschaftlich und operativ eine Weiterverwendung erschwert.
Das Vorhaben entwickelt eine digitale Infrastruktur, die ungenutzte Ressourcen frühzeitig sichtbar macht - direkt an den Schnittstellen, wo sie anfallen. Mithilfe von Bildanalyse, KI-gestützter Objekterkennung und standardisierten Erfassungsprozessen sollen strukturierte Daten mit möglichst geringem manuellem Aufwand generiert werden. So können potenziell wiederverwendbare Gegenstände effizienter identifiziert, kategorisiert und in Kreisläufe zurückgeführt werden.
Im Fokus stehen insbesondere Akteure mit strukturellem Zugang zu ungenutzten Ressourcen: z. B. kommunale Entsorger, industrielle Rücknahmestellen oder Betriebe mit überschüssigen Materialien. Auch Anwendungen im Haushaltskontext (z. B. Sperrmüll) sind Teil des Vorhabens.
Geplant sind:
- die Entwicklung modularer digitaler Erfassungstools (z. B. App(s) mit visueller Objekterkennung),
- die Erprobung in verschiedenen Anwendungsszenarien (z. B. Rücknahmesysteme, Betriebslager, kommunale Systeme),
- die Konzeption eines Modells zur Bewertung der Umweltwirkung von vermiedenen Emissionen und Abfällen (ReUse-Wirkung),
- sowie die Durchführung erster Pilotprojekte mit Partnern aus Industrie und öffentlichem Sektor.
Durch die Erhöhung der Datenverfügbarkeit trägt das Vorhaben dazu bei, ReUse wirtschaftlicher und skalierbarer zu machen. Die resultierende Umweltwirkung entsteht nicht durch Optimierung des Recyclings, sondern durch tatsächliche Vermeidung von Abfall und Emissionen durch verlängerte Produktnutzung.
Langfristig soll so eine übertragbare, skalierbare Infrastruktur entstehen, die Wiederverwendung als festen Bestandteil in die operative Praxis und Umweltberichterstattung von Unternehmen und Kommunen integriert.
Das Vorhaben verfolgt einen iterativen und modularen Entwicklungsansatz, der bereits in mehreren Teilbereichen aktiv ist. Die Arbeitsschritte gliedern sich formal in vier Phasen, verlaufen jedoch in der Praxis teilweise parallel.
Arbeitspaket 1 – Bedarfserhebung und Anwendungslogik
Basierend auf ersten Pilotprojekten mit Recyclern, Städten und Rücknahmeinitiativen werden konkrete Anwendungsfälle erhoben, priorisiert und in ein modulares Wirkungsmodell überführt. Hierzu zählen u.a. Reparatur-, Rücknahme- und Wiederverwendungsprozesse. Ergänzend werden branchenspezifische Anforderungen und bestehende IT-Systeme analysiert.
Arbeitspaket 2 – Entwicklung und Erprobung digitaler Module
Auf Basis dieser Use Cases werden digitale Module entwickelt, etwa zur Objekterkennung, automatisierten Attributvergabe oder Dokumentation. Diese Module werden zunächst prototypisch im Rahmen konkreter Projekte erprobt (z. B. bei der Erfassung von Altgeräten oder Produktionshilfsmitteln) und schrittweise in skalierbare Produktlösungen überführt. Dabei kommen u.a. Methoden der KI-gestützten Bilderkennung, heuristikbasierten Bewertung sowie strukturierter Datenerhebung zum Einsatz.
Arbeitspaket 3 – Wirkungsmessung und Pilotierung
Parallel zur technischen Entwicklung werden die Module in laufenden Projekten eingesetzt, um Wirkungspotenziale zu validieren (z. B. durch Vermeidung von CO₂, Abfall oder Neuproduktion). Gemeinsam mit Partnern werden geeignete Indikatoren und Metriken erarbeitet. Ziel ist eine belastbare Grundlage für die ökologische und wirtschaftliche Bewertung der Softwareeinsätze.
Arbeitspaket 4 – Verstetigung und Transfer
Die entwickelten Lösungen sollen über Einzelprojekte hinaus nutzbar sein. Hierfür werden betriebsfähige Produktmodule ausgearbeitet, Schnittstellen für Drittsysteme entwickelt und Geschäftsmodelle getestet. Darüber hinaus erfolgt eine systematische Vernetzung mit Stakeholdern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik, um Anschlussfähigkeit und langfristige Wirkung zu sichern.
Die Arbeitsschritte orientieren sich am Stand der Technik, gehen aber mit ihrer systemischen Verbindung von Datenerfassung, Wirkungsmessung und zirkulärer Entscheidungsunterstützung deutlich über den Status Quo hinaus. Die geplanten Ergebnisse sollen Entscheidungs- und Rücknahmeprozesse so vereinfachen, dass ReUse wirtschaftlich attraktiver und ökologisch messbarer wird.