Plan B 2030 e.V.
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Glogauer Str. 21
10999 Berlin
Städte wie Berlin sind für 70 % der weltweiten Emissionen verantwortlich und spielen eine zentrale Rolle im Klimaschutz (IPCC, 2023). Die Berliner IÖW-Studie „Berlin Paris-konform machen“ zeigt, dass die bisherigen Anstrengungen nicht ausreichen, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Verzögerungen bei der energetischen Sanierung und dem Ausbau klimafreundlicher Technologien behindern den Fortschritt. Die Studie empfiehlt, BürgerInnen aktiv einzubinden und soziale Innovationen zu fördern, um ein Klima des Wandels zu schaffen. Diese Maßnahmen stellen einen wesentlichen Bestandteil des Instrumentenmixes dar, mit dem Berlin bis 2030 eine Emissionsreduktion von 65 % erreichen könnte.
Rolle der BürgerInnen und Herausforderungen
BürgerInnen können durch ihr Verhalten in Haushalten und ihr Nachfrageverhalten wesentliche Einsparungen in den Bereichen Energie, Heizung, Konsum und Mobilität bewirken. Dies wird durch unser Vorbildprojekt "Cool Block Initiative" sowie eine PIK-Studie mit 100 Berliner Haushalten belegt. BürgerInnen können in ihrer Doppelrolle als KonsumentInnen klimafreundlicher Technologien sowie als aktive AkteurInnen bei der dezentralen Implementierung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen die Entwicklung sozial-ökologischer Quartiersinfrastrukturen beschleunigen.
Die Herausforderung besteht darin, diese Menschen zu aktivieren und zu organisieren. In kurzer Zeit müssen sehr viel mehr Menschen für die Umsetzung von Klimaschutz und Klimafolgenanpassung aktiviert werden. Aktuelle Krisen, unzureichende Regierungsinstrumente, ein gegenüber ambitionierten Klimamaßnahmen negativer öffentlicher Diskurs sowie knapper werdende städtische Ressourcen verhindern aktuell eine breite Mobilisierung der BürgerInnen. Laufende Umsetzungsprojekte bleiben auf Quartiersebene meist auf die Mitarbeit weniger Menschen beschränkt und sind sehr ressourcenintensiv, was angesichts knapper werdender öffentlicher Ressourcen nicht ausreicht.
Das Projekt „GemeinsamKiez“ will die Umsetzung von Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen in Berliner Quartieren beschleunigen und nachhaltig verankern. Ziel ist es, in kurzer Zeit viele Hausgemeinschaften, Nachbarschaftsgruppen und Kiezinitiativen zu gründen, um dezentrale Strukturen aufzubauen und neue Zielgruppen zu aktivieren. Um Menschen ohne Vorerfahrung mit niedrigschwelligen Angeboten zu erreichen, sollen praktische Klimaschutzmaßnahmen mit sozialer Organisierung verbunden werden.
„GemeinsamKiez“ nutzt Distributed-Organizing-Methoden wie Haustürgespräche und Wohnzimmertreffen, um BewohnerInnen zu aktivieren und zu vernetzen. Nach einem Training gründen Nachbarinnen in ihrem eigenen Haus Hausgemeinschaften, bauen Unterstützungssysteme auf und sparen durch Tauschstrukturen Ressourcen. Empowerment-Coachings, Leitfäden und Aktionsrezepte unterstützen die Teilnehmenden dabei, Gruppen selbstorganisiert zu leiten. Die Kombination von Klimaschutz und sozialen Themen wie Gemeinschaft, Sicherheit und Kosteneinsparung schafft nachhaltige Anreize, die weit über ökologische Vorteile hinausgehen.
Nachbarinnen werden mit thematischen Meetings, Leitfäden und Aktionsrezepten unterstützt, selbstorganisiert in praxisnahen Handlungsfeldern aktiv zu werden. Diese Handlungsfelder umfassen Bürgerenergie, Nachhaltige Mobilität, Nachhaltiger Konsum & Kreislaufwirtschaft; Gesund, günstig und nachhaltig ackern und ernähren sowie Klimaanpassungsmaßnahmen: Wasser schützen, speichern und sammeln; Grüne, gesunde Straßen und Balkone; Gemeinschaftliche Gesundheitsvorsorge und Planetary Health
Durch Peer-Support werden individuelle Handlungsblockaden gelöst und klimafreundliches Verhalten gefördert. TeilnehmerInnen vernetzen sich, schaffen soziale Netzwerke und wirken als Vorbilder. Ein dezentrales Netzwerk von Hausgemeinschaften wird aufgebaut, um die „Klimahandlungsfähigkeit“ in den Quartieren zu erhöhen. Der Handabdruck der Teilnehmenden wächst, indem sie aktiv zur sozialökologischen Transformation ihrer Umgebung beitragen.
Das Programm ist in fünf aufeinander aufbauende Phasen unterteilt. Von der Gründung über erste Maßnahmen bis zu umfassenden Handlungen auf Quartiersebene sollen die Gruppen langfristig Teil einer berlinweiten Aktiven-Community werden. Das Ziel ist ein Pilotprogramm in ein bis drei Berliner Quartieren, das 2025 startet und mindestens 25 Nachbarschaftsgruppen aktiviert. In fünf Jahren sollen 500 Gruppen entstehen, die als Katalysatoren für stadtweite nachhaltige Veränderungen wirken.