Rheinland-Pfälzische Technische Universität
Kaiserslautern-Landau (RPTU)
Fachbereich Chemie
Fachdidaktik Chemie und Schülerlabor CLeVerLAB
Erwin-Schrödinger-Str. 54
67663 Kaiserslautern
Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, nachhaltige Mobilität oder Energieversorgung prägen zunehmend die öffentliche Debatte und erreichen Jugendliche vor allem über soziale Medien. Dort wirken einfache, emotional gefärbte Botschaften stark auf das Denken und Handeln, führen jedoch häufig zu Polarisierungen oder zur Verbreitung von Fehlinformationen. Zwar äußern Jugendliche in Befragungen wie der Studie „Zukunft? Jugend fragen!“ (BMUV 2021) ein hohes Bewusstsein für die Dringlichkeit ökologischer Herausforderungen, zugleich empfinden sie den schulischen Umgang mit diesen Fragen als unzureichend. Im naturwissenschaftlichen Unterricht fehlt es bislang an systematischen und praxisnahen Konzepten, die aktuelle mediale Nachhaltigkeitsdiskurse aufgreifen, kritisch reflektieren und mit fachwissenschaftlichen Grundlagen verknüpfen. Bisherige Ansätze in Form von Rollenspielen oder vereinzelten journalistischen Methoden bleiben meist fragmentarisch, zu stark auf fiktive Szenarien ausgerichtet oder bieten keine durchgängige Reflexion. Lehrkräfte stehen zudem vor der Herausforderung, geeignete Themen auszuwählen, diese methodisch sinnvoll einzubetten und den Spannungsbogen zwischen fachlicher Genauigkeit, journalistischen Kriterien und ethischen Fragestellungen zu gestalten.
Hier setzt das Projekt DiNaPLAN an. Ziel ist es, durch die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines innovativen Planspielansatzes Schüler:innen in die Rolle von Journalist:innen zu versetzen und sie zur faktenbasierten, multiperspektivischen und adressatengerechten Auseinandersetzung mit Fragen nachhaltiger Entwicklung zu befähigen. Im thematischen Fokus steht die nachhaltige Mobilität und Energieversorgung – ein Themenfeld, das sowohl curricular verankert als auch gesellschaftlich hochrelevant ist. Durch die journalistische Bearbeitung dieses Kontextes erwerben die Lernenden Kompetenzen der Bewertung, Kommunikation und Reflexion, die sie langfristig zu nachhaltigerem Handeln im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes befähigen. Zugleich werden Lehrkräfte durch Coaching- und Fortbildungsangebote darin unterstützt, komplexe Nachhaltigkeitsdiskurse konstruktiv in den Unterricht zu integrieren. Damit leistet das Vorhaben nicht nur einen Beitrag zur Förderung der Environmental Scientific Media Literacy, sondern auch zur notwendigen Nachhaltigkeitskommunikation in der Gesellschaft, die angesichts der globalen ökologischen Herausforderungen von zentraler Bedeutung ist.
Das Projekt DiNaPLAN gliedert sich in vier aufeinander aufbauende Arbeitsschritte, die methodisch so angelegt sind, dass die Zielsetzungen systematisch erreicht und zugleich über bestehende Ansätze hinausgeführt werden. In der ersten Phase (Monat 1–2) erfolgt die Vorbereitung. Hier werden Grundideen zur Planspielgestaltung gesammelt und im Rahmen eines Coachings durch die Wissenschaftskommunikationsagentur SCINECT sowohl die Projektleitung als auch beteiligte Lehrkräfte methodisch geschult. Damit wird die Basis gelegt, um wissenschaftlich fundierte und zugleich adressatengerechte Szenarien zu entwickeln.
In der zweiten Phase (Monat 3–5) wird das Planspiel in partizipativer Zusammenarbeit zwischen den beiden Hochschulstandorten, den Kooperationsschulen und SCINECT entwickelt. Im Zentrum stehen eine zweitägige Schülerlabor-Einheit mit Experimenten und Debattensimulation sowie die Konzeption einer längerfristigen Nachhaltigkeits-AG. Methoden der Content Conception, Content Creation und Content Management strukturieren den Arbeitsprozess.
Die dritte Phase (Monat 6–12) dient der Erprobung und Dissemination. Das entwickelte Planspiel wird zunächst in den beiden Schülerlaboren pilotiert, anschließend in den Partnerschulen durch Nachhaltigkeits-Journalismus-AGs fortgeführt. Dabei übernehmen die Lernenden verschiedene journalistische Rollen, produzieren Medienbeiträge zu nachhaltiger Mobilität und Energieversorgung und reflektieren deren Wirkung. Die Lehrkräfte werden als Multiplikator:innen einbezogen, indem sie die Übertragbarkeit auf den regulären Fachunterricht erproben.
Parallel dazu wird in der vierten Phase (Monat 6–12) eine Fortbildung für Lehrkräfte sowie eine interaktive Online-Plattform entwickelt. Diese sichert die langfristige Verbreitung und ermöglicht den Transfer des Konzepts auf weitere Schulen.
Die Wissenschaftskommunikationsagentur SCINECT begleitet als externer Partner die journalistische Qualitätssicherung und Kommunikationsstrategien.
Das Vorhaben geht über den Stand der bisherigen didaktischen Forschung hinaus, indem es erstmals alle Phasen eines Planspiels – Vorbereitung, Durchführung, Reflexion – systematisch mit aktuellen medialen Nachhaltigkeitsdiskursen verknüpft. Durch die Stärkung der Bewertungskompetenz und der Fähigkeit zu faktenbasierter Kommunikation wird langfristig ein Beitrag zu nachhaltigem Handeln und damit zu einer Entlastung von Umwelt und Klima geleistet.