Projekt 39774/01

Food Empowerment Esskultur und die Planetary Health Diet in Schule und Quartier

Projektdurchführung

Fachhochschule Münster
Institut für Nachhaltige Ernährung
Corrensstr. 25
48149 Münster

Zielsetzung

Die Art, wie wir uns ernähren, hat erhebliche Auswirkungen auf die planetaren Grenzen. In Deutschland verursacht die Ernährung etwa 17 % der pro-Kopf-Treibhausgasemissionen. Auch der Verlust an Biodiversität oder die Störung der Nährstoffkreisläufe – insbesondere durch die industrielle Tierhaltung – sind eng mit unserem Ernährungssystem verknüpft. Tierische Lebensmittel belasten die Umwelt deutlich stärker als pflanzliche. Eine Umstellung auf die Planetary-Health-Diet bietet ein großes Potenzial, diese ökologischen Belastungen deutlich zu reduzieren.
Gleichzeitig zeigen sich auch auf gesundheitlicher und sozialer Ebene gravierende Probleme. In Deutschland sind 15,4 % der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, 5,9 % leiden an Adipositas. Besonders betroffen sind Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Sie tragen nicht nur ein höheres Risiko für Übergewicht, sondern sind auch häufiger unzureichend mit essenziellen Nährstoffen versorgt.
Hier setzt das Projekt Food Empowerment an. Ziel ist es, mittel- und langfristig negative ökologische, gesundheitliche und soziale Wirkungen des Ernährungssystems zu verringern. Im Reallabor-Setting des Quartiers Schotthock in Rheine werden exemplarisch Konzepte entwickelt und erprobt, die sowohl den individuellen Kompetenzerwerb fördern als auch gemeinschaftliche Veränderungen im Ernährungsverhalten ermöglichen. Dabei knüpft das Projekt an das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept „Unser Schotthock – auf gute Nachbarschaft“ an, das den sozialen Zusammenhalt stärkt und Klimaschutz sowie infrastrukturelle Transformationen in den Blick nimmt.
Um Veränderungen hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem zu erreichen, braucht es einen Wandel sozialer Praktiken. Gerade ein geringes Einkommen und wenig Zugang zu Bildung sind dabei große Herausforderungen.
In schulformübergreifender Zusammenarbeit mit den Schulen im Quartier entstehen im Rahmen eines Co-Creation-Prozesses innovative Bildungsformate. Diese orientieren sich an der Diversität der Schüler*innen, binden sie aktiv ein und stärken ihre Selbstwirksamkeit. So wird Ernährung zum Lernfeld für Gesundheitsförderung, soziale Teilhabe und ökologische Verantwortung.
Zentrales Ziel ist es gemeinsam mit der Stadt, den Akteuren aus den Schulen und den Netzwerken des Stadtteils gute Ernährungsumgebungen zu schaffen, um es Schüler*innen zu ermöglichen sich gesund und nachhaltig zu ernähren.

Arbeitsschritte

Durch eine enge Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen, Stadtverwaltung, Wissenschaft, und zivilgesellschaftlichen Akteuren sollen gemeinsam Formate für gesunde, kulturell vielfältige und nachhaltige Ernährungspraktiken entwickelt, erprobt und langfristig etabliert werden.
Das Projekt gliedert sich in vier aufeinander aufbauende Phasen:
In enger Zusammenarbeit der Stadt mit der FH wird im ersten Schritt eine Bestandsaufnahme der bestehenden Infrastruktur, Akteurslandschaft und bisherigen Aktivitäten im Bereich Ernährung im Quartier durchgeführt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Identifikation schwer erreichbarer Gruppen und deren möglicher Einbindung. Parallel dazu wird ein Netzwerk aus engagierten Personen, Gruppen und Institutionen gegründet. Erste gemeinsame Aktionen dienen als Ausgangspunkt für die weitere Zusammenarbeit. Mit Hilfe von Recherchen, qualitative Befragungen von Schlüsselpersonen, Netzwerk- und Stakeholder- Analysen soll eine „Landkarte“ der Ernährung im Quartier erstellt sowie ein aktives Netzwerk gegründet werden.
Danach werden in einem von der Stadt Rheine organisierten partizipativen und kreativen Prozess – mit fachlicher Unterstützung der FH Münster – von Schüler*innen, Eltern und weiteren Akteuren praxisnahe innovative Bildungs- und Aktionsformate entwickelt. Diese berücksichtigen kulturelle Vielfalt, soziale Teilhabe, Genderperspektiven und Prinzipien der Planetary Health Diet. Beispiele sind ein gesundes, kultursensibles Frühstück, Peer-Coachings oder Ernährungskommunikation über soziale Medien. Es sollen mindestens drei umsetzungsfähige Formate mit Evaluationskonzepten entstehen.
In der nächsten Phase werden die Bildungsformate in den Schulen zweifach umgesetzt, auf ihre Wirksamkeit und Praktikabilität geprüft und optimiert. Förderliche und hemmende Faktoren werden identifiziert und mögliche Anpassungsbedarfe aufgezeigt. Nach der Erprobung soll eine dokumentierte Sammlung von Gelingensbedingungen und Herausforderungen erstellt werden. Zum Abschluss werden die entwickelten Materialien, Konzepte und Erfahrungen in Form von offenen Bildungsmaterialien (OER) für die OGS-Kräfte und/oder Kräfte sozialer Arbeit/Sozialpädagogik sowie Lehrende aufbereitet. So entsteht ein Baukasten mit Leitfäden und Schulungsmaterialien.
In enger Zusammenarbeit mit weiteren Stadtteilen und Kommunen werden schon während der vorausgehenden Phasen Transfermöglichkeiten ausgelotet.

Übersicht

Fördersumme

396.366,00 €

Förderzeitraum

01.04.2025 - 31.03.2028

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation