Universität Osnabrück
Fachbereich 5
Biologie und Chemie
Barbarastr. 7
49069 Osnabrück
In Deutschland existiert eine vielfältige museale Landschaft mit über 1.100 naturwissenschaftliche-technischen Museen und rund zehn Millionen Besucher*innen jährlich (Institut für Museumsforschung, 2023). Trotz dieses Potenzials fehlt bislang eine systematische curriculare Verknüpfung zwischen schulischem Regelunterricht und Ausstellungsinhalten. Begleitmaterialien werden häufig als zu statisch, wenig kompetenzorientiert und kaum an Lehrpläne anschlussfähig wahrgenommen. Lehrkräfte berichten über organisatorische Hürden, eingeschränkten Zugang zu Museen (insbesondere im ländlichen Raum), sowie über mangelnde digitale Alternativen. Auch auf Seiten der Museen fehlt es häufig an didaktischer und personeller Kapazität, um komplexe Nachhaltigkeitsthemen für den schulischen Kontext aufzubereiten.
Gleichzeitig zeigen aktuelle Erhebungen ein hohes Interesse junger Menschen an Nachhaltigkeit und Klimaschutz (BMUV & UBA, 2020; Sommer et al. 2020). Dennoch werden zentrale ökologische Herausforderungen in der schulischen Praxis meist lediglich theoretisch behandelt. Fehlende experimentelle und kontextbasierte Lernangebote erschweren die Entwicklung einer fundierten naturwissenschaftlichen Grundbildung und damit auch die Befähigung zu umweltbewusstem, verantwortlichem Handeln.
Hier setzt MINTFLIX_OS an. Das Projekt überwindet die strukturelle Trennung zwischen schulischer und außerschulischer Umweltbildung, indem es eine digitale Plattform mit modularen Lehr- und Lernmaterialien bereitstellt, die auf realen Ausstellungen zu Themen wie Biodiversitätsverlust und Extremwetter (Natureum Niederelbe), Moor- und Klimaschutz (Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg) oder Kreislaufwirtschaft und Wasser (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) basieren. Durch die Kombination von physischen und digitalen Zugängen werden Lernende befähigt, reale Umweltprobleme forschend und praxisnah zu untersuchen. Ziel ist es, Umweltfragen nicht nur kognitiv, sondern handlungsorientiert zu erschließen, Motivation und Problemlösekompetenzen zu fördern und eine langfristige Sensibilisierung für Themen der Nachhaltigkeit zu erreichen.
Hauptzielgruppe des Projekts sind Lehrkräfte sowie Schüler*innen der Sekundarstufen I und II. Lehrkräfte erhalten über die Plattform flexibel einsetzbare, digitale verfügbare Materialien zur Gestaltung projektorientierter Lerneinheiten. Langfristig soll MINTFLIX_OS durch Lehrkräftefortbildungen und eine universell einsetzbare Basisversion verstetigt werden.
Die Umsetzung des Projekts erfolgt in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten. Zunächst werden in Kooperation mit den drei beteiligten Ausstellungsstandorten bestehende Inhalte, Lernmaterialien und Vermittlungskonzepte analysiert und für die schulische Nutzung aufbereitet. Parallel erfolgt die Konzeption des digitalen Baukastensystems, das als TYPO3-basierte Plattform entwickelt und kontinuierlich mit Materialien gefüllt wird.
Auf Basis der inhaltlichen Analyse werden Lernmodule entwickelt, die reale Ausstellungsobjekt und Forschungskontext mit schulischen Fragestellungen verknüpfen. Die Module folgen dem IDEE-Konzept (Informieren - Diskutieren - Elaborieren - Evaluieren & Erweitern) und fördern eigenständiges, forschend-experimentelles Lernen. Begleitend werden Fragebögen und Interviewleitfäden zur empirischen Evaluation entwickelt, um die Wirksamkeit der Maßnahme sowie Feedback von Lehrkräften und Schüler*innen zu erfassen.
Im weiteren Verlauf wird die digitale Plattform sowie die ausgewählten und entwickelten Inhalte im Rahmen von Projektwochen genutzt. Dabei durch die Begleitforschung gewonnene Erkenntnisse fließen in die stetige Weiterentwicklung von MINTFLIX_OS ein. Zudem wird ein Basis-Setting entwickelt, das universell für alle Ausstellungen zu Nachhaltigkeitsthemen genutzt werden kann. Ein wissenschaftlicher Beirat aus Lehrkräften, Museumspädagog*innen, Didaktiker*innen und Wissenschaftskommunikator*innen begleitet diesen Prozess und sichert Qualität und Praxisrelevanz.
Die Arbeitsteilung erfolgt arbeitspaketorientiert: Die Projektleitung koordiniert Konzeption, Evaluation und die digitale Umsetzung. Die Partnermuseen liefern fachliche Inhalte und erproben Materialien vor Ort. Die didaktische Einbettung in die Ausstellung erfolgt in enger Zusammenarbeit.
Das Projekt geht über den bisherigen Stand schulischer Umweltbildung hinaus, indem es eine dauerhaft nutzbare, digitale gestützte Infrastruktur schafft, die reale Ausstellungsinhalte systematisch in den MINT-Unterricht integriert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Begleitmaterialien entstehen adaptiv kombinierbare Lernmodule, die ortsunabhängig, offen und skalierbar sind. Durch die Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen in forschend-experimentelle Lernformen leistet das Projekt einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und kann so zu einer langfristigen Umweltentlastung beitragen, indem es Wissen, Reflexion und Handlungskompetenz in verschiedenen Bereichen stärkt.