Neue Effizienz gemeinnützige GmbH
Wiesenwerke
Wiesenstr. 118
42105 Wuppertal
Das Fördervorhaben „NTiB – Nachhaltige Transformation in Bestandsquartieren“ setzte am Beispiel des Quartiers Ölberg in der Elberfelder Nordstadt in Wuppertal an. Dieses durch gründerzeitliche Bebauung geprägte innerstädtische Wohnquartier steht exemplarisch für zahlreiche urbane Bestandsquartiere in Deutschland, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Eng geschnittene Straßenräume, fehlende Grünflächen, hoher Parkdruck durch den motorisierten Individualverkehr und eine heterogene Eigentümerstruktur erschweren sowohl die Mobilitätswende als auch die energetische Sanierung des Gebäudebestandes. Der öffentliche Raum ist weitgehend vom ruhenden Verkehr dominiert, während gesetzliche Vorgaben zur Wärmewende bei Eigentümer:innen oftmals Verunsicherung auslösen – insbesondere aufgrund der zahlreichen denkmalgeschützten Gebäude, die energetisch schwer zu ertüchtigen sind.
Zudem fehlt es auf Quartiersebene häufig an verbindlichen Strukturen für einen systematischen Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Angebote zur nachhaltigen Lebensweise erreichen nicht alle Milieus gleichermaßen. Die Komplexität der Transformationsprozesse – insbesondere in den Bereichen Energie, Mobilität, Konsum und Klimaanpassung – erfordert jedoch integrierte Lösungen und sektorübergreifende Kooperationen vor Ort.
Ziel des Projekts war es daher, niedrigschwellige und übertragbare Werkzeuge für eine gemeinschaftlich getragene Nachhaltigkeitstransformation in Bestandsquartieren zu entwickeln, zu erproben und verfügbar zu machen. Im Fokus stand die Verbindung von Bottom-up-Engagement der Quartiersbewohner:innen mit Top-down-Strukturen durch kommunale und fachliche Akteure. Mit Hilfe von Themenwochen, Beteiligungsformaten und Fachworkshops wurden alltagsnahe Angebote zu den umweltrelevanten Themenfeldern Energieeinsparung, klimafreundliche Mobilität, Kreislaufwirtschaft und grüne Stadtgestaltung geschaffen.
Durch gezielte Umweltbildung und den Aufbau langfristiger Akteursnetzwerke konnten Impulse für CO₂-Einsparung, Flächengerechtigkeit, Ressourcenschonung und Klimaanpassung direkt im Quartier gesetzt werden. Das Projekt trug so zur Erprobung eines systemischen Ansatzes bei, der Umwelt- und Klimaschutz auf Nachbarschaftsebene mit sozialer Teilhabe und praktischer Umsetzbarkeit verbindet
Das Projekt gliederte sich in sieben Arbeitspakete (AP), die aufeinander aufbauten und ineinandergreifen. Ziel war die Entwicklung übertragbarer Formate für die nachhaltige Transformation in Bestandsquartieren.
AP 1 (Projektmanagement) etablierte eine flexible Steuerungsstruktur in enger Kooperation mit dem Verein Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.. Die ursprünglich geplante Quartierskonferenz wurde durch persönliche Gespräche ersetzt, um Bedarfe niedrigschwellig zu erfassen. Daraus wurden vier Themenblöcke abgeleitet: Energie, Ernährung & Urban Gardening, Mobilität sowie Kreislaufwirtschaft.
AP 2 (Detailplanung) umfasste die inhaltliche, methodische und organisatorische Vorbereitung der Formate. Durch Kooperationen mit externen Expert:innen (z. B. Mola, kontent*, Verbraucherzentrale) wurde fachliche Tiefe gesichert. Die Veranstaltungen wurden so gestaltet, dass sie verschiedene Zielgruppen einbeziehen konnten.
AP 3 (Beteiligungsformate) setzte über 30 partizipative Formate um – von Pflanzaktionen über Workshops und Filmabende bis zu einem Mobilitätstag mit 150–250 Teilnehmenden. Der Fokus lag auf niedrigschwelliger Umweltbildung zu Energieeinsparung, Mobilitätsverhalten, Ernährung und nachhaltigem Konsum.
AP 4 (Fachworkshops) richtete sich an Eigentümer:innen, Initiativen, Verwaltung und Fachstellen. Gemeinsam wurden Lösungen für Solaranlagen im Denkmalschutz, Parkraumkonzepte und Begrünungsideen entwickelt. Eine enge Verbindung zu den zivilgesellschaftlichen Formaten ermöglichte Rückkopplung und Koordination.
AP 5 (Öffentlichkeitsarbeit) kombinierte Online-Kanäle (Instagram, nebenan.de) mit Plakaten, Flyern und Infoständen. Ziel war es, auch Gruppen zu erreichen, die selten an Beteiligungsverfahren teilnehmen.
AP 6 (Evaluation) nutzte Online-Befragungen und teilstrukturierte Interviews, um Rückmeldung zu Wirkung und Zielerreichung zu erhalten. Die Erkenntnisse flossen laufend in die Formate ein.
AP 7 (Transfer) mündete in ein interaktives Workbook. Es bereitet die Erfahrungen praxisnah für andere Initiativen, Kommunen und Vereine auf.
Die methodische Verbindung von Bottom-up-Ansätzen mit fachlicher Top-down-Expertise ging über den bisherigen Stand des kommunalen Klimaschutzhandelns hinaus. Durch lokale Synergien leistete das Projekt konkrete Beiträge zu CO₂-Reduktion, Flächengerechtigkeit und Ressourcenschonung.
Das Projekt „NTiB – Nachhaltige Transformation in Bestandsquartieren“ erreichte seine gesetzten Ziele trotz notwendiger Anpassungen im Arbeitsverlauf weitgehend. Die Umstellung von einer initialen Quartierskonferenz hin zu dezentralen, flexiblen Beteiligungsformaten erwies sich als sinnvoll, um reale Kapazitäten und Interessen der Bewohnerschaft zu berücksichtigen. Der Projektzeitraum von 15 Monaten konnte eingehalten werden, ebenso die Kostenkalkulation. Einsparungen in der Öffentlichkeitsarbeit glichen Mehraufwände bei der Betreuung von Kooperationspartnern und der Durchführung vor Ort aus.
In vier Themenblöcken wurden über 30 Formate umgesetzt – darunter Workshops, Diskussionsabende, Pflanzaktionen, Ausstellungen, ein Mobilitätstag sowie mehrere Fachworkshops. Rund 600–800 Personen wurden direkt erreicht. Besonders wirkungsvoll war die Verstetigung mehrerer Aktivitäten: Die AG „Der Berg blüht“, eine Upcycling-Werkstatt und die Fortführung des Kleidertauschs zeugen von dauerhaften Effekten im Quartier.
Die umweltbezogenen Ziele wurden qualitativ erreicht:
• Energie: Workshops zu Balkonkraftwerken, Blackout-Szenarien und Denkmalschutz-Solar führten zu konkreten Maßnahmen wie Erstberatungen und Eigentümervernetzungen.
• Mobilität: Ein partizipativer Mobilitätstag und Planspiele stärkten die Akzeptanz für geplante Umgestaltungen im Straßenraum.
• Ressourcenschonung: Formate zu nachhaltigem Konsum und Kreislaufwirtschaft förderten ein umweltbewusstes Alltagshandeln.
Eine exakte Quantifizierung von Umweltentlastung (z. B. CO₂-Einsparung) war projektbedingt nicht möglich. Qualitativ zeigen Rückmeldungen und Folgeaktivitäten jedoch, dass viele Teilnehmende ihr Verhalten reflektierten und erste Maßnahmen umsetzten (z. B. geringerer Energieverbrauch, Verzicht aufs Auto, bewusster Konsum).
Im Vergleich zu gesetzlichen Vorgaben (GEG, Mobilitätsstrategien) ging das Projekt deutlich darüber hinaus: Es verknüpfte technische, soziale und bildungsorientierte Ansätze und leistete damit einen Beitrag zur ganzheitlichen ökologischen Quartiersentwicklung. Die Verbindung von Bottom-up-Initiativen mit fachlicher Moderation ermöglichte eine praxisnahe und sozial gerechte Transformation. Das im Projekt entwickelte Workbook bietet eine ökologisch und ökonomisch übertragbare Grundlage für weitere Bestandsquartiere.
Die Öffentlichkeitsarbeit verfolgte das Ziel, die Projektinhalte breit im Quartier sichtbar zu machen und die erarbeiteten Ergebnisse übertragbar aufzubereiten. Hierzu wurde eine mehrgleisige Kommunikationsstrategie entwickelt: Online erfolgte die Ansprache über Instagram, Facebook, nebenan.de sowie die Websites der Neuen Effizienz gGmbH und des Vereins Unternehmer/innen für die Nordstadt e.V.. Die Social-Media-Beiträge wurden gemeinsam mit lokalen Multiplikator:innen geteilt, um die Reichweite gezielt zu steigern.
Parallel kamen bewährte analoge Formate wie Flyer, Plakate, persönliche Gespräche und Infostände zum Einsatz. Eine wiederkehrende Präsenz auf dem Ölberg-Markt ermöglichte direkte Gespräche mit Quartiersbewohner:innen. Auch ein kurzer Radiobeitrag und einzelne Pressemitteilungen trugen zur öffentlichen Sichtbarkeit bei.
Zur Weiterverbreitung über die Projektlaufzeit hinaus wurde ein interaktives Workbook entwickelt. Es bereitet Methoden, Erfahrungen und Empfehlungen praxisnah für andere Initiativen, Kommunen und Stadtteilbüros auf. Nach Projektende sind Kurzvorträge auf Fachveranstaltungen und Netzwerktreffen geplant, um zentrale Erkenntnisse vorzustellen und Nachahmung zu ermöglichen.
Zusammenfassend kann das Projekt "NTiB – Nachhaltige Transformation in Bestandsquartieren – Werkzeuge für einen gemeinsamen Wandel" als voller Erfolg gelten. Bei über 30 Einzelveranstaltungen wurden schätzungsweise 600-800 Menschen im Quartier direkt erreicht, welche wiederum als Multiplikatoren in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld wirken. Die Schwerpunktthemen konnten im Wesentlichen durch die Vielzahl der Veranstaltungen und Aktionen im Quartier verankert werden. Darüber hinaus haben sich einige Themen auch über das Projekt hinaus etabliert. Die Niederschwelligkeit der Formate, d. h. der Veranstaltungen und Aktionen, hat sich als besonders wertvoll erwiesen. Sie hat einen Austausch ermöglicht, der integrativ, wertschätzend und trotzdem effizient war. Diese Niederschwelligkeit konnte jedoch nicht direkt auf die Auswertung des Projektes übertragen werden, um eine quantitative Erfassung aller Effekte zu ermöglichen. Das entstandene Workbook stellt die langfristige Weitergabe der gesammelten Erkenntnisse und des Methodenwissens auf andere Quartiere, Initiativen, Vereine und Projekte sicher.
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