Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) e. V.
EUREF-Campus 16
10829 Berlin
Das Projekt „Huckepack kommunaler Energiewende-Aufgaben“ nahm sich der Thematik an, wie Energiewende- und Klimaschutzaufgaben mit kommunalen Pflichtaufgaben kombiniert werden können. Die wesentlichen Transformationsschritte, der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Ladeinfrastrukturen sowie der Umbau der Wärmeversorgung werden durch die Kommunen umgesetzt. Dafür spielt das persönliche Engagement in den lokalen Verwaltungen eine wichtige Rolle. Jedoch gibt es noch eine Vielzahl an Kommunen, in denen allein der Aufwand für die Erfüllung der Pflichtaufgaben schon die finanziellen und personellen Kapazitäten übersteigen.
Viele dieser kommunalen Verantwortungen stehen dem Klimaschutz und der Energiewende aber nicht entgegen, sondern können – richtig umgesetzt – beides befördern. Mit diesem Projekt wird anhand konkreter Beispiele angeregt, bei der Bearbeitung kommunaler Pflichtaufgaben konkrete Klimaschutzmaßnahmen mitzudenken („Huckepack-Prinzip“).
Bestehende Beratungs- und Unterstützungsangebote werden häufig eher von denjenigen Kommunen genutzt, in denen der politische Wille für die Transformation bereits vorherrscht und die nötigen Strukturen sowie Ressourcen zur Verfügung gestellt werden („Vorreiter-Kommunen“). Hingegen ist den Verantwortlichen in vielen anderen Kommunen nicht klar, wo und wie der Anfang gemacht bzw. nächste Schritte gegangen werden können („Starter-Kommunen“).
Ziel des Projekts "Huckepack-Prinzip" war es deswegen, Vorreiter- und Starter-Kommunen untereinander stärker zu vernetzen, um mit einem Erfahrungsaustausch anhand konkreter Beispiele und Umsetzungsprozesse die Transformation auch dort einzuleiten, wo bislang noch Kapazitäten und Ressourcen fehlen. Die direkte Verknüpfung von Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen mit den kommunalen Pflichtaufgaben sollte zusammen mit guten Umsetzungsbeispielen, einem einfachen Informationsangebot und dessen breiter Vermarktung diese Lücke schließen.
Das Projekt war in sechs Arbeitspakete (AP) gegliedert:
1. Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs: Im ersten Arbeitsschritt wurde der Begriff kommunale Pflichtaufgaben definiert und ein Katalog an kommunalen Pflichtaufgaben mit möglichen kombinierbaren Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen aus dem Erfahrungsschatz der AEE erstellt. Der Maßnahmenkatalog wurde vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft der DUV Speyer geprüft. Im Vorfeld wurde auch ein Praxisbeirat gegründet, welcher das Projekt und die Entwicklung des Maßnahmenkatalogs begleitet hat. Aus dem ersten Reflexionsworkshop (AP 3) wurden geeignete Interviewpartner für die Präzisierung des Maßnahmenkatalogs identifiziert. Drei Interviews wurden in gekürzter Form in das Nachschlagewerk (AP 4) aufgenommen.
2. Die Datenbank: Die Maßnahmenpaare wurden anhand von Praxisbeispielen veranschaulicht und in einer Online-Datenbank präsentiert.
3. Reflexionsworkshops: Die Projektergebnisse wurden in zwei Workshops mit Vorreiter- und Starter-Kommunen diskutiert. Die Praxispartner präsentierten konkrete Beispiele zur Verknüpfung von Pflichtaufgaben und Energiewendeprojekten. In einem Experten-Workshop wurde die Datenbank zusätzlich in kleinerem Rahmen intensiver reflektiert und Feedback von Unternehmen und Verbänden eingeholt. Abschließend hat die AEE einen vierten Workshop im Rahmen des Zukunftsforums in Kassel durchgeführt.
4. Das Nachschlagewerk: Im vierten Schritt wurden die Ergebnisse in einem gedruckten Nachschlagewerk zusammengetragen. Es umfasst eine Beschreibung des Huckepack-Ansatzes, Interviews mit den Praxispartnern und einen Auszug aus der Kommunen-Datenbank. Das Nachschlagewerk wurde an eine Vielzahl an deutschen Kommunen geschickt und wird in weiteren Veranstaltungen der AEE verteilt.
5. Interaktives Tool: Darüber hinaus sollte für die digitale Nutzung ein interaktives Tool auf der Webseite der AEE angeboten werden, das direkt über eine Verknüpfung zur Datenbank führt.
6. Begleitende Kommunikation: Eine projektbegleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat die Projektergebnisse kontinuierlich mithilfe von Newsletter-Beiträgen, Pressemitteilungen und Beiträgen auf den eigenen Social-Media-Kanälen verbreitet.
Der Maßnahmenkatalog wurde Ende des Jahres 2024 abgeschlossen. Zunächst wurden die Rechtsgrundlagen recherchiert. Im Folgeschritt wurden Energiewendemaßnahmen herausgesucht, welche sich mit Pflichtaufgaben kombinieren lassen. Zur Konkretisierung des Katalogs hat die AEE Interviews geführt. Aufbauend auf dem Maßnahmenkatalog hat die AEE eine Liste an Kommunen erstellt, in denen EE-Projekte im Rahmen kommunaler Pflichtaufgaben umgesetzt wurden. Diese Kommunen wurden in eine Online-Datenbank übertragen. Die Datenbank wurde im Februar 2025 veröffentlicht. Während der Projektlaufzeit hat die AEE die Ergebnisse auf insgesamt vier Workshops vorgestellt (3 online, 1 in Präsenz). Das Nachschlagewerk wurde Ende Oktober 2025 veröffentlicht. Das Interaktive Tool wurde im April 2025 fertiggestellt. Dieses Tool erläutert die Projektinhalte in kompakter und spielerischer Form. Im Zuge der Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs ließ sich feststellen, dass es keine abschließende Auflistung kommunaler Pflichtaufgaben gibt. Zudem unterscheiden sich die Pflichtaufgaben ja nach Bundesland. Die Übersicht enthält also keine abschließende Liste an Pflichtaufgaben, sondern bietet einen Ausschnitt an Möglichkeiten zur Kombination von Pflichtaufgaben und Energiewendeprojekten.
Insgesamt wurden die Projektziele erreicht. Mit den Maßnahmen konnte eine große Zahl der Zielgruppe erreicht werden. Der vorgesehene Zeitplan wurde weitgehend eingehalten. Eine zeitliche Verzögerung ergab sich bei den Workshops, da es sinnvoller erschien, vor den Workshops den Maßnahmenkatalog fertigzustellen. Der zweite Workshop mit den Kommunen wurde zeitlich mit dem Expertenworkshop getauscht, um direktes Feedback zur Datenbank einzuholen. Eine Abweichung gegenüber dem ursprünglichen Plan gab es, indem ein Workshop statt in Präsenz online stattfand, um eine höhere Zahl an Teilnehmenden erreichen zu können.
Öffentlichkeitsarbeit bildete ein eigenes Arbeitspaket (AP 6). Zunächst hat die AEE eine eigene Projektseite auf der AEE-Homepage erstellt. Im AEE-Newsletter gab es während der Projektlaufzeit sechs Einträge. Zur Veröffentlichung der Online-Datenbank und des Nachschlagewerks wurden Pressemitteilungen versendet. Im September 2024 veröffentlichte die AEE einen Artikel im AEE-Jahresmagazin KOMM:MAG. Im Oktober 2024 nahm ein Vertreter der AEE an der Tagung „Kommunale Klimapolitik gestalten: Klimaanpassung im Fokus“ an der DUV in Speyer teil und hielt einen Vortrag zum „Huckepack-Prinzip“. Im Juni 2025 hat die AEE im Rahmen des „Netzwerktreffens und Sommerworkshops 2025 der Flexperten“ die Huckepack-Datenbank vorgestellt. Die Öffentlichkeitsarbeit richtete sich entweder indirekt über Multiplikatoren an die Kommunen – z.B. über die Newsletter-Einträge und die Pressemitteilungen –, oder direkt über die Workshops, den Versand des Nachschlagewerks, den Artikel im KOMM:MAG sowie die Vorträge der AEE auf Veranstaltungen mit den Kommunen.
Projektseite HuckepackDie Vorgehensweise im Projekt hat sich als sinnvoll erwiesen. Der Maßnahmenkatalog bildete eine gute Grundlage, auf derer die Sammlung von kommunalen Beispielen und die Online-Datenbank aufgebaut werden konnten. Die Workshops fanden mit hohen Teilnehmendenzahlen eine große Resonanz und leisteten wichtigen Input für die Entwicklung der Projektformate. Mit den Workshops konnten auch treffsicher die passenden Zielgruppen erreicht werden. Aus den Kommunen kam immer wieder die Rückmeldung, dass es sich bei dem Huckepack-Prinzip um einen spannenden und hilfreichen Diskussionsansatz handelt, mit dem die Kommunen gegenüber ihren Bürger*innen vor Ort für Klimaschutzprojekte argumentieren können und so die Energiewende gemeinsam voranbringen können. Änderungen der Zielsetzungen waren nicht notwendig.