Biodiversitätsschutz und nachhaltige Regionalentwicklung in Südost-Europa (partizipative) Analyse der Potenziale und Herausforderungen unterschiedlicher raum-zeitlicher Förderansätze
Projektdurchführung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Centre for Econics and Ecosystem Management
Fachbereich für Wald und Umwelt
Alfred-Möller-Str. 1
16225 Eberswalde
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Mit dem Projekt sollte unter Nutzung der Methode MARISCO eine Analyse von Potenzialen und Herausforderungen von zwei unterschiedlichen Strategien einer Förderung von Vorhaben durch die DBU geleistet werden. Untersucht wurden die Regionen Sharr-Planina-Gebirge in der Grenzregion von Nordmazedonien, Kosovo und Albanien sowie das Gebiet in und um die UNESCO-Welterbestätte Deutsch-Weißkirch (Viscri) in Rumänien.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür die Analyse der beiden Fallregionen wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
- Erfassung des status quo aller DBU-Projekte in den beiden Zielregionen
- In der Fallregion Sharr Planina: Durchführung eines Workshops (4 Tage) mit Akteur:innen aller drei Partnerländer und Gästen
- In der Fallregion Viskri/Transsylvanien: Durchführung eines Workshops (3 Tage) mit lokalen und internationalen Akteur:innen
- Dokumentation und Auswertung der Workshops mit MARISCO (unter Nutzung der MARISCO-Software)
- Diskussion der Ergebnisse mit der DBU zu identifizierten Erfolgsfaktoren, identifizierten Herausforderungen, Empfehlungen für Adaptionen und Empfehlungen für zukünftige Themen/Benennung von Handlungserfordernissen in den beiden Fallregionen
- Erstellung von Workshop- und Evaluationsberichten sowie einem Synthesebericht.
Für die Analyse wurde die Methode MARISCO angewendet. Es handelt sich um eine systemische, öko-systembasierte Methodik für die Abschätzung von Risiken und Entwicklungspotenzialen für Ökosysteme. Sie hat einen ausgesprochen partizipativen Ansatz, der auf den Prinzipien des adaptiven Managements von Risiken und Vulnerabilität beruht. Mit der Methodik wurden im Projekt gemeinsam mit Akteur:innen in Workshops Wissenskarten erarbeitet und im Nachgang ausgewertet und weiter analysiert.
Ergebnisse und Diskussion
Wichtige Ergebnisse im Projekt waren die Durchführung der Workshops in Nordmazedonien und Rumänien, die Erstellung der Workshopberichte für Nordmazedonien und Rumänien, die Erstellung der Evaluationsberichte für Nordmazedonien und Rumänien sowie des Syntheseberichtes. Zu den beiden Workshops wurden alle relevanten Akteur:innen aus den untersuchten Vorhaben und ggf. darüber hinaus auch noch weitere Teilnehmer:innen eingeladen.
Um die beiden Förderregionen angemessen analysieren zu können, wurde die zuvor auch von der DBU geförderte Analyse- und Planungsmethodik MARISCO angewendet. Sie ermöglichte eine systemische und systematische Betrachtung der geförderten Projekte und der in den Projekten durchgeführten Strategien und Maßnahmen.
Dabei sollten mithilfe von MARISCO mehrere Teilziele auf verschiedenen Ebenen erzielt werden wie z. B. die Integration von verschiedenen Wissensformen und Perspektiven, die bislang ggf. wenig miteinander interagierten. Der partizipative Ansatz der Ko-Produktion des strategisch relevanten Wissens in den Workshops sollte ein verbessertes gemeinsames Verständnis der Akteur:innen u. a. der ökologischen, sozio-ökonomischen, institutionellen und politischen Herausforderungen fördern.
Die Analyse zeigte potenzielle Wirkungen der unterschiedlichen Herangehensweisen auf und identifizierte v. a. auch in beiden Fallregionen zukünftige Handlungserfordernisse und aussichtsreiche Handlungsoptionen. In diesem Kontext wurden die Ergebnisse der Analyse auch dahingehend ausgewertet, ob die beiden unterschiedlichen Förderstrategien gleichwertige oder unterschiedliche Wirkungspotenziale hatten und um welche Komponenten sie ggf. ergänzt werden müssen.
Insgesamt erwies sich die MARISCO-Methodik als gut geeignet für die Evaluierung der beiden Förderstrategien.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Zu den in den Regionen durchgeführten partizipativen Workshops in Nordmazedonien und Rumänien wurde eine Vielzahl an Akteur:innen eingeladen, die in die betrachtete Projekten involviert waren. An den beiden Workshops nahmen zudem mehrere Mitarbeiter der DBU, zwei ausgewählte amerikanische Expert:innen und zwei Mitarbeiter der Alfred Töpfer Akademie für Naturschutz teil, um die Methodik kennen zu lernen. In Vorbereitung und im Nachgang an die Workshops wurden die Inhalte bzw. die Ergebnisse der Workshops der DBU präsentiert.
Fazit
Es war möglich, die beiden Förderstrategien mit Hilfe der MARISCO-Methodik zu untersuchen. Dabei wurde festgestellt, dass beide Förderstrategien bisher noch nicht ihr volles Wirkungspotenzial entfalten. Insgesamt erschien die Wirkung des parallelen Förderansatzes in Rumänien effektiver auszufallen, was aber auch auf die lokalen Gegebenheiten und die Partner:innen vor Ort zurückzuführen ist. In Anbetracht der starken ökologischen Degradierung im Zielgebiet des konsekutiven Förderansatzes in Nordmazedonien, erscheinen die Maßnahmen der umgesetzten Projekte als zu kleinteilig und isoliert, um eine wirkliche Veränderung zu erzeugen. Beide Förderstrategien haben jedoch das Potenzial nachhaltige Veränderungen in den Zielgebieten zu erzielen, vor allem, wenn die Kohärenz und Vernetzung innerhalb der einzelnen Projekte erhöht wird.
Die (finanzielle) Förderung von Institutionen und die Ermächtigung und Vernetzung von Akteur:innen führen jedoch nicht in jedem Falle zur Verbesserung des Zustands der Ökosysteme. Zu diskutieren ist hierbei, ob diese angestrebt wird und inwieweit eine ökologische, soziale und institutionell-politische Wirksamkeit erreicht werden soll.
Es wird angeregt, im Rahmen der Projektförderung die Priorisierung von Ökosystemen und Managementansätzen strategisch zu diskutieren. Sollen z.B. stärker degradierte Gebiete versus Gebiete mit größerem Naturraumpotenzial durch Projekte adressiert werden, oder geht es um statische Kulturlandschaftserhaltung unter den Bedingungen des Klimawandels versus Unterstützung bzw. Erhalt der Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen?
Die erdrückende Faktenlage allein zum Klimawandel und die bereits zu verzeichnenden Veränderungen in den Ökosystemen sprechen eindeutig für ein Abrücken von Strategien, die die statische Erhaltung von einzelnen Ökosystemkomponenten oder von in der Vergangenheit entstandenen Kulturlandschaften in den Fokus nehmen.
Eine Förderung von Nachhaltigkeit sollte sich in Zukunft unbedingt auf die Bewahrung und Förderung von regulierenden Ökosystemleistungen sowie die Resilienz von Ökosystemen konzentrieren.