Projekt 38553/01

Sensibilisierung von Jugendlichen und Qualifizierung von Studierenden im Kanton Zentralbosnien zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz umweltkritischer Metalle und mineralischer Reststoffe sowie Potenzialen der Ressourcenschonung durch Kreislaufführung

Projektdurchführung

Universität Leipzig
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Professur für Wassermanagement und Klimaanpassung
Grimmaische Str. 12
04109 Leipzig

Zielsetzung

Kenntnisse zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz umweltkritischer Metalle, mineralischer Reststoffe und Phosphor sowie die Potenziale der Ressourcenschonung durch deren Kreislaufführung stellen eine essentielle Grundlage einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb sog. planetarer Grenzen weltweit dar. Deshalb muss die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Wiederverwendung und des Recyclings sowie der Kreislaufrückführung dieser Stoffe aufgeklärt werden. Die Ausbildung von Fachkräften in diesem Berufsfeld unterstützt den nachhaltigen Aufbau der Wirtschaft und Gesellschaft im Land. Dazu zählt auch der Aufbau nachhaltiger Entsorgungsinfrastrukturen, um ressourcenschonendes Handeln vor Ort sicherzustellen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde von den Projektpartnern im Vorfeld mit elf Kommunen im Zentralbosnischen Kanton, Bosnien und Herzegowina (BuH) ein Kreislaufwirtschaftskonzept (KWK) zum schrittweisen Ausbau der Umweltinfrastruktur erarbeitet. Die Unterstützung der Umsetzung des erarbeiteten KWK erfordert die Mitwirkung der Akteure vor Ort. Bisher liegen in der Bevölkerung starke Wissensdefizite bzgl. Umweltthemen und Umweltbewusstsein vor. Ausbildungsmöglichkeiten im umwelttechnischen Bereich außerhalb von Universitäten existieren nicht.
Ziel des Projektes war vor diesem Hintergrund die Sensibilisierung der Jugendlichen und die Qualifizierung von Studierenden im Kanton Zentralbosnien. Dazu sollte
• ein Bildungskonzept zur Förderung des systemischen Denkens mit handlungsorientierten Projekten erarbeitet werden,
• Zur Stärkung der Handlungskompetenz sollten Studierende Instrumentarien kennenlernen, die eine ökologische und ökonomische Bewertung möglicher Handlungsansätze ermöglichen.
• Weiterhin sollten interaktive Formate zum Austausch verschiedener Akteure und ihrer Perspektiven den Umgang mit Zielkonflikten, Komplexität und Unsicherheit schulen.
• Als Multiplikator sollte das vor Ort bereits gegründete bzw. vorhandene Umweltbüro in der Kantonshauptstadt Travnik wirken und über das Projektende hinaus zum Einsatz der erarbeiteten Konzepte und Materialien beitragen.
Das Projekt baut auf einer langjährigen Zusammenarbeit der Leitung des Leipziger Projektteams (Deutschland) mit staatlichen, regionalen und lokalen Akteuren in BuH insbesondere im Kanton Zentralbosnien sowie der über 20 Jahre jungen Städtepartnerschaft Leipzig-Travnik auf.

Arbeitsschritte

Das Projekt baute insbesondere auf ein im Rahmen der Exportinitiative Umweltschutz gefördertes Projekt zur interkommunalen Kooperation beim Aufbau einer nachhaltigen Kreislauf- und Abwasserwirtschaft im Kanton Zentralbosnien auf. Die Umsetzung des entwickelten Kreislaufwirtschaftskonzeptes (KWK) für insgesamt 11 Kommunen erfordert die stetige, aktive Ansprache aller beteiligten Akteure. Dem stehen vor Ort kaum außeruniversitäre Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Umweltschutz zur Verfügung. Die Ausstattung der kommunalen Betriebe der Ver- und Entsorgung mit Fachpersonal ist ausbaubedürftig. Ein von der Zivilgesellschaft vor Ort getragenes Engagement für Maßnahmen des Umweltschutzes und der Partizipation an Planungs- und Genehmigungsverfahren ist sehr schwach ausgeprägt. Die nach wie vor unsichere Entwicklungsperspektive des Landes lässt Aspekte des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung im privaten und beruflichen Alltag umso stärker in den Hintergrund treten. Umso wichtiger sind die aktive Ansprache relevanter Akteure und Bildungsmaßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung und die Umsetzung des KWK.
Daher wurden Aktivitäten in folgenden Bereichen geplant:
1) Diskussion und interaktive Erarbeitung eines Leitfadens für ein Bildungskonzept für Studierende und Schüler der Sekundarstufe II, insbesondere bezogen auf umweltkritische Metalle und mineralische Reststoffe. Lernziel war die Stärkung systemischen Denkens und des Umweltbewusstseins bei den genannten Zielgruppen, die auch als Multiplikatoren dienen. Studierende sollten darüber hinaus mit konzeptionellen und technologischen Lösungsansätzen vertraut gemacht werden und Beiträge für Machbarkeitsstudien für BuH entwickeln, die sich an Anforderungen der Europäischen Union orientieren.
2) Wissenstransfer Kreislaufwirtschaftskonzept, Die Kernaussagen des entwickelten KWK wurden zielgruppenadäquat aufbereitet und bezogen auf die umweltkritischen Metalle und mineralischen Reststoffe ergänzt, vor allem für Studierende und Schüler an den Partnerbildungseinrichtungen im Kanton Zentralbosnien selbst und für die Verstetigung des Interesses der Universitäten, Schulen und Kommunen in anderen Teilen des Landes BuH.
3) Wissenstransfer allgemein, Projektergebnisse und Handlungsempfehlungen wurden zielgruppenadäquat aufbereitet und als Handout und Präsentationen/in digitalen Formaten einer breiten Öffentlichkeit über das Umweltbüro der Partnerstadt Travnik, BuH, das auch als Multiplikator dient, zur Verfügung gestellt.
4) Durchführung von Bildungsmaßnahmen an Schulen, Es wurden handlungsorientierte Projekte für Jugendliche zur Vermittlung von Zusammenhängen und Stärkung des Bewusstseins zu den genannten Stoffen durchgeführt, u.a. sind Projektwochen zum Thema „Umweltkritische Metalle“ in einer weiterführenden Schule in Travnik vorgesehen. Schwerpunkt war hier die Stärkung des Verständnisses für Recycling und Kreislaufwirtschaft, um umweltkritische Metalle einer kontrollierten Verwertung zuzuführen, statt das unsachgemäße Ablagerungen zu Schädigungen der Umwelt führen.
5) Durchführung von Bildungsmaßnahmen an Universitäten, Studierende und Promovierende sollten mit der Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz der Thematik sowie konzeptionellen und technologischen Lösungsansätzen vertraut gemacht werden. Außerdem wurde ein transnationaler und internationaler Austausch zur Thematik zwischen Studierenden aus BuH und dem Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement (IIRM), Universität Leipzig angestrebt. Kooperationspartner auf bosnischer Seite war die Internationale Universität Travnik. Schwerpunkt war hier die Stärkung der Handlungs- und Entscheidungskompetenz, ausgehend von den relevanten Fachgebieten der Studierenden. Neben Vorlesungs- und Seminarinhalte war die Betreuung von Abschlussarbeiten auch in Kooperationen mit Praxispartnern vor Ort geplant.
6) Öffentlichkeits- und Pressearbeit. Zur Verbreitung der Projektergebnisse.

Ergebnisse

Als zentrale Ergebnisbausteine sind zu nennen:
1) Leitfaden zum erarbeiteten Bildungskonzept, orientiert an Grundsätzen einer Bildung für nachhhaltige Entwicklung,
2) Organisation und Durchführung einer ökologischen Projektwoche an einem Gymnasium in Travnik, BuH,
3) Entwicklung und Umsetzung eines Ganztagsangebotes für ein Gymnasium in Sachsen,
4) Organisation eines Schüleraustausches Travnik - Leipzig mit Fachexkursionen,
5) Einbindung von Studierenden in die Umsetzung der ökologischen Projektwoche und von Projektinhalten in die Lehre,
6) Verankerung von Inhalten des erarbeiteten Bildungskonzeptes in Lehrplänen und sonstigen schulischen und außerschulischen Angeboten.

Hauptanliegen des Projektes bestand in der Sensibilisierung und Qualifizierung von Jugendlichen und Studierenden zur Bedeutung des Umweltschutzes und einer Kreislaufwirtschaft sowie der Unterstützung des Ausbaus und der Nutzung von Umweltinfrastruktur vor Ort in BuH. Der transnationale und interkulturelle Austausch und die langjährige Zusammenarbeit der Projektpartner aus den Regionen Travnik und Leipzig sollten gefestigt und um eine gemeinsame Lösungssuche zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen erweitert werden. So ist zwar die Umweltinfrastruktur in Deutschland gut entwickelt, jedoch stehen Transformationsbemühungen bzgl. der Herausforderungen Klimaschutz und –anpassung sowie Sicherung des Wohlergehens und nachhaltigen Wirtschaftens innerhalb planetarer Grenzen erst am Anfang. Der interkulturelle Austausch thematisierte hierzu auch teilweise unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderungen und Lösungsstrategien. Dieser Austausch fand sowohl zwischen den Schülern als auch Lehrenden statt. Er wird als befruchtend im Sinne der Entwicklung nachhaltiger Lösungsansätze gesehen.
Bzgl. des Bildungsansatzes BNE bestehen in beiden Ländern noch Informationsdefizite. Die Didaktik der Lehre unterscheidet sich teilweise in beiden Ländern. Aber auch in Deutschland ist BNE keineswegs allgemein anerkannt und angewandt. Die adressierten Themen des Projektes beschreiben unabhängig von der Einstellung zu den Konzepten der Nachhaltigkeit und BNE gesellschaftlichen Handlungsbedarf. Die Lehrmaterialien können dementsprechend auch ohne expliziten Bezug zu BNE genutzt werden.
Angebote Dritter der Region aus dem Bereich BNE wurden aktiv einbezogen. .
Außerdem wurde der stetige Austausch mit BNE-Akteuren an der Universität Leipzig ausgebaut.

Öffentlichkeitsarbeit

Projektbegleitende vielfältige Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit:
- Einbindung lokaler und regionaler Medien vor Ort. Im Fernsehen erschienen Beiträge unter Einbindung der bosnischen und deutschen Projektpartner. Auf der Homepage der Stadtverwaltung Travnik wurde über das Projekt informiert.
- Die journalistische AG des Gymnasiums begleitete die Aktivitäten der ökologischen Woche und berichtete tagesaktuell auf der Schulhomepage bzw. in sozialen Netzwerken.
- Der Newsletter des Städtepartnerschaftsvereins Leipzig - Travnik e.V. berichtete über den Schüleraustausch Travnik-Leipzig.
- In den Umweltbüros in Travnik, Bugojno und Kiseljak lagen Infos über die Projektwoche am Travniker Gymnasium aus.
- Aktiver Wissensaustausch mit anderen Anbietern von BNE-Bildungsangeboten, Teillnahme an Konferenzen, etc. wurde gepflegt.
- Abschlussbericht und Leitfaden zum Bildungskonzept sind über die Webseiten der DBU und des IIRM, Universität Leipzig zugänglich.
- Sie liegen auch in bosnischer Sprache vor und werden durch die MSŠ "Travnik" (Gymnasium) und über die Internationale Universität Travnik in BuH aktiv verbreitet.
- Die Inhalte des Bildungskonzeptes werden bei aktuell anstehenden Reformen des Lehrplans der Föderation aktiv eingebracht.

Fazit

Das Projekt hat wesentlich zur weiteren Sensibilisierung der Bevölkerung, insbesondere von Schülern und Studierenden sowie der Stadtverwaltung in Travnik zur Umwelt- und Wirtschaftsrelevanz (umwelt-)kritischer Metalle und der Notwendigkeit des Ausbaus der Umweltinfrastrukturen vor Ort beigetragen. Die langjährige Zusammenarbeit beider Städte wurde intensiviert und weiter ausgebaut.
In Deutschland wurde ein Beitrag zur weiteren Vernetzung mit Akteuren aus dem Bereich BNE sowie Bildungsangeboten mit Bezug zu den Themen Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit geleistet.
Der Handlungsbedarf zur Adressierung der gesellschaftlichen Herausforderungen ist groß. Die Sensibilisierung aller Akteure bleibt ebenso eine Herausforderung. So konnten bisher in Deutschland nur die ohnehin am Thema interessierten Schüler und Lehrenden erreicht werden. Hier sind weitere Anstrengungen notwendig, um den Kreis auszuweiten.
Auch die institutionelle Verankerung in Lehrplänen oder gemäß dem „Whole Institution Approach“ bleibt eine Herausforderung; in beiden Ländern. Aktuell erscheint nur eine niedrigschwellige Implementierung realistisch.
Die transnationale Zusammenarbeit der verschiedenen, beteiligten Akteure hat sehr gut funktioniert. Aktivitäten zur Fortführung und Verstetigung der Zusammenarbeit bzw. der Entwicklung weiterer Lehrangebote auf Ebene der Schulen und der Universitäten wurden angestoßen und teilweise bereits begonnen.

Übersicht

Fördersumme

124.887,00 €

Förderzeitraum

01.01.2023 - 30.09.2024

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation