KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V.
Köberlesteig 16
13156 Berlin
In Deutschland stellen traditionelle Ernährungsmuster nicht nur ein erhebliches Gesundheitsrisiko der Bevölkerung dar, sondern wird durch die damit zusammenhängende Nahrungsmittelproduktion das Klima und die Gesundheit unseres Planeten ebenfalls massiv gefährdet.
Hier setzt die von EAT-Lancet entwickelte Planetary Health Diet an. Sie liefert Konsument*innen und Expert*innen erstmalig eine Orientierung, wie eine klimagerechte, vorwiegend pflanzliche und gesunde Ernährung aussehen kann. Somit erweitert sie bisherige Empfehlungen zur gesunden Ernährung um neue Aspekte der nachhaltigen Entwicklung.
Da das wissenschaftlich fundierte, ganzheitliche Konzept aufgrund fehlender beruflicher Kompetenzen im Ernährungs- wie auch im Gesundheitssektor noch unzureichend Anwendung findet, setzt hier das BBNE-Vorhaben für Gesundheitsberufe an. Konkret werden zielgruppenspezifische curriculare Berufsbildungsangebote für Auszubildende und Studierende sowie Fortbildungen für Lehrende aus mindestens drei Berufsgruppen entwickelt und erprobt; es handelt sich um Berufsbildungskonzepte zur Planetary Health Diet im Sinne einer transformativen Bildung.
Da sich nach Erstrecherche die Diätassistenz als besonders relevant herausgestellt hat, erfolgt zunächst eine modellhafte Entwicklung und Erprobung für Diätassistent*innen. Darüber hinaus erfolgt die Auswahl zweier weiterer Berufsgruppen, die an der Schnittstelle von Ernährung und Gesundheit arbeiten, nach vorheriger Stakeholder-Konsultation und weiterer Recherche.
Gemeinsam mit der Diätschule des Uniklinikums Münster wurde ein Curriculum für Auszubildende der Diätassistenz entwickelt und modellhaft mit 17 Schüler:innen des zweiten Ausbildungsjahres umgesetzt. Diese Module von insgesamt 40 Unterrichtseinheiten vermitteln u. a. Wissen zu gesundheitlichen Auswirkungen globaler Umweltveränderungen, der Rolle der Landwirtschaft dabei und Konzepten zur nachhaltigen Ernährung im Sinne der Planetary Health Diet. Auch deren Bedeutung für die Prävention und Therapie verschiedenster Erkrankungen wird so thematisiert. Die Teilnehmenden erwerben anwendungs- und somit handlungsorientiertes, wissenschaftlich-fachlich fundiertes Wissen für ihren späteren Berufsalltag. Alle Lehrunterlagen, inkl. kommentierte, PPTs, Lehrvideos, Arbeitsblätter und detaillierte Ablaufpläne finden sich hier: https://planetary-health-academy.de/bildungsmaterialien/ernaehrung/
Ein kurzer Eindruck im Video findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=sBmtuVcN3aw
Um das Curriculum den tätigen Lehrenden an den Schulen für Diätassistent:innen näherzubringen, wurden sie zu einem Train-the-Trainer Seminar eingeladen, in dem an zwei Nachmittagen (online) die Materialien praxisnah vermittelt wurden.
Im darauffolgenden Jahr wurde ebenfalls für Auszubildende, diesmal allerdings für angehende Physiotherapeut:innen ein Modellcurriculum entwickelt. In insgesamt 24 Unterrichtseinheiten erfahren die Schüler:innen die Grundlagen zu Planetary Health und wie sich die Co-Benefits Ernährung, Bewegung und Mentale Gesundheit in ihre Berufspraxis integrieren lassen. Alle Lehrunterlagen, inkl. kommentierte, PPTs, Lehrvideos, Arbeitsblätter und detaillierte Ablaufpläne finden sich hier: https://planetary-health-academy.de/bildungsmaterialien/co-benefits-physiotherapie/
Neben der direkten Arbeit mit den Schüler:innen, ist es gelungen eine größere Anzahl an Multiplikator:innen (Lehrkräfte an Schulen für Diätassistent:innen und tätige Ernährungsfachkräfte) zu erreichen. Die detaillierten Lehrmaterialien, die kostenlos zur Verfügung stehen, sollen Lehrkräfte unterstützen, das Thema ohne große Vorbereitung zu verankern.
Darüber hinaus ist das Thema innerhalb des Berufsverbandes für Diätassistent:innen (VDD) platziert und es gibt immer mehr Öffnungen hinsichtlich des Einbezuges der Umweltaspekte in die Ernährungstherapie und das Versorgungsmanagement und natürlich die berufliche Bildung. Insbesondere durch die Aktualisierung der DGE Ernährungsempfehlungen hat dazu geführt, dass sich alle Ernährungsfachverbände fortan mit einer nachhaltigen Ernährung beschäftigen müssen. Zu mehreren Verbänden wurden im Rahmen von Kongressen und der durch uns angebotenen Fortbildung Kontakte geknüpft.
Außerdem konnten wir in ersten Schritten die Planetary Health Diet in der Physiotherapie erproben. Gerade in der Physiotherapie steht das Thema der nachhaltigen Ernährung jedoch noch ganz am Anfang und wir sehen ein großes Potenzial, das Thema hier viel besser zu verankern. Mit dem Modellcurriculum Planetary Health und die Co-Benefits in der Physiotherapie konnten wir hier erst einen Anfang machen und möchten an der Stelle weiter in die Vernetzung mit den Therapieberufen kommen.
Im Sinne der Verstetigung des Projektes, wird insbesondere der Part Multiplikator:innen unter den Ernährungsfachkräften und Physiotherapeut:innen, Netzwerkaufbau und ggf. Übertragung in weitere Therapieberufe weiterverfolgt. Die im Projekt entstandenen Materialien werden weiter beworben und bei Bedarf aktualisiert. Die Fortbildung wird verstetigt, ein neuer Durchlauf wird im Herbst 2025 angeboten.
Alle im Projekt entstandenen Materialien finden sich hier: https://planetary-health-academy.de/bildungsmaterialien/
Darüber hinaus finden regelmäßig Fortbildungen für bereits praktizierende Ernährungsfachkräfte statt. Termine finden Sie hier: https://planetary-health-academy.de/veranstaltungen/
Die Ergebnisse des Projektes wurden in verschiedenen Formaten und Veranstaltungen präsentiert, z.B. hier:
- Podcast "Diet your brain"
- Symposium zur nachhaltigen Krankenhausernährung (2023)
- Mitgliederzeitschrift „Diät und Information“
- VDD Kongress (2024 und 2025)
- Kongress Ernährung (2024)
- ICND-Kongress (2024)
- Woche der Umwelt (2024)
- smart care Kongress (2024)
- Treffen der Schulleiter:innen der Schulen für Diätassistent:innen (Verband BALD) (2024)
- Bildungssymposium "Transformative Bildung im Kontext von Planetary Health"
weitere Veröffentlichungen in Fachzeitschriften folgen.
Das Konzept der transformativen Bildung als Haltung und Methode für die Erarbeitung und Durchführung der Curricula hat sich bewährt. In der sozial-ökologischen Transformation braucht es eben deutlich mehr als die Vermittlung von Wissen. Die Bildungsformate ermöglichen Reflexionsräume und Ideen zum Handeln innerhalb der eigenen Gestaltungsspielräume. In der begleitenden Evaluation wurde deutlich, dass die Formate eben nicht nur zu Wissenszuwachs, sondern auch zu einer Änderung der Emotionen und Einstellungen beitragen. Deutlich wird jedoch auch, dass die Effekte nachlassen, wenn Inhalte zu Planetary Health (Diet) nicht longitudinal in der beruflichen Bildung verankert sind.