BuGG Bundesverband GebäudeGrün e. V.
Albrechtstr. 13
10117 Berlin
In Zeiten des Klimawandels ist die Begrünung der Städte eines der wichtigsten Instrumente, um unsere Städte zukunftsfähig und klimaresilient zu machen. Sie senkt die Temperatur, verbessert die Luftqualität, bindet Luftschadstoffe, verringert Hochwasserrisiken und erhöht die Biodiversität. Darüber hinaus hat urbanes Grün einen positiven Einfluss auf die menschliche Gesundheit, insbesondere auf die psychosoziale und körperliche Entwicklung von unseren Kindern.
In den heutigen Städten ist "kein Platz" mehr für zusätzliche urbane Grünflächen. In wachsenden Städten führt die Nachverdichtung zu Nutzungskonflikten und einem latenten Rückgang von Grünflächen. Wenn, wie in der nationalen Biodiversitätsstrategie geplant, in Zukunft eine Durchgrünung der Städte erreichet werden soll, wird man für zusätzliche Grünflächen zunehmend auch auf Gebäudestrukturen ausweichen (müssen). In unserer schulischen Bildung spiegelt sich bislang die Relevanz des Themas nur ungenügend wider, und das trotz des Nationalen Aktionsplans „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Kaum ein Kind weiß, dass Gebäude auch „grün“ sein können, geschweige denn in Zukunft auch müssen.
Um die Aufklärungslücke zu schließen und langfristig die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern, war das Ziel dieses Projektes die Entwicklung einer faktenbasierten Umweltbildung. Ziel des Projektes war vorrangig die Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien für die frühkindliche Bildung (Kindergarten) und die Schulbildung (Grundschule) zu den Themen Stadtnatur, Biodiversität und der zentralen Rolle der Gebäudebegrünung in Zeiten des Klimawandels.
Die Entwicklung der Lehr- und Lernmaterialien erfolgte dabei in enger Abstimmung mit Experten und Expertinnen. Die Lehr- und Lernmaterialien sollen anschließend als Muster zur Verfügung gestellt und Ministerien und Verlagen zur Vervielfältigung angeboten werden. Abgestimmt auf die Kernlehrpläne können die Materialien in die Bildungsarbeit der Kindergärten und in den Grundschulunterricht integriert werden. In Verbindung mit draußen Lernen am Objekt und unmittelbarer Stadtnaturerfahrung wird das Umwelt- und Klimabewusstsein der Kinder und Schüler und Schülerinnen gestärkt. Damit wird das Projekt zu einem wertvollen Baustein der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und trägt zu einer langfristigen Sensibilisierung unserer Kinder für die Relevanz des Themas Stadtgrün in Zeiten des Klimawandels bei.
Das Projekt gliederte sich in mehrere Arbeitsschritte, die systematisch aufeinander aufbauten. Nach einer Initiierungsphase mit Recherche, Planung und Bedarfsermittlung, ergänzt durch Interviews mit Expertinnen und Experten sowie die Abstimmung mit Hochschulen, Lehrerausbildung und Ministerien, folgte die Entwicklungsphase. In enger Zusammenarbeit mit Fachkräften und Wissenschaft wurden erste Muster-Materialien erstellt, erprobt, überarbeitet und erneut getestet. Eine abschließende Finalisierungsphase umfasste die Begutachtung durch einen Expertenbeirat, die Optimierung der Materialien sowie deren Veröffentlichung.
Die Laufzeit ging vom Februar 2023 bis April 2025. Die Grundlagenrecherche und Umfragen bestätigte die hohe Relevanz des Themas und seine Anschlussfähigkeit an bestehende Lehrpläne, insbesondere im Sachunterricht der Grundschule. Dieser eignet sich besonders für die Integration in die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Verlauf der Analyse wurde zudem deutlich, dass getrennte Entwicklungspfade für Grundschule und Kindergarten sinnvoll sind.
Für die Grundschule entstand eine enge Kooperation mit der Universität Hildesheim. Dort wurde ein Projektband mit Masterstudierenden des Instituts für Grundschuldidaktik und Sachunterricht eingerichtet. Die Studierenden entwickelten in kleinen Arbeitsgruppen Unterrichtsmaterialien zum Thema Stadt- und Gebäudebegrünung, die anschließend im Rahmen von Schulpraktika in verschiedenen Grundschulklassen erprobt wurden. Begleitet wurde dieser Prozess durch Seminare, Reflexionsgespräche sowie die kontinuierliche Betreuung durch Lehrende der Universität und dem BuGG.
Für die frühkindliche Bildung entstand eine Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg Ehrenfeld in Köln. Dort entwickelte eine angehende Erzieherin im Rahmen ihrer Abschlussarbeit Materialien und erprobte sie mit einer Gruppe von drei- bis sechsjährigen Kindern. Die Resonanz war sehr hoch, das Thema wurde auch über das Projekt hinaus von Kindern und Eltern weitergetragen.
Insgesamt wurde deutlich, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimawandel im Schulwesen angekommen sind, jedoch bei Stadt- und Gebäudebegrünung noch großer Nachholbedarf besteht. Die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und Fachschulen sowie die Anpassung der Vorgehensweise an die Bedürfnisse von Lehrkräften und Erziehenden waren entscheidend für den Projekterfolg.
Im Rahmen des Förderprojekts wurden zwei umfangreiche Broschüren als Lernhilfen für die Erziehenden und Lehrenden entwickelt.
Lernmaterial für den Kindergarten
Das Bildungsangebot „Vier Freunde und die grüne Stadt von Morgen“ mit seinen 10 Lerneinheiten wurde so gestaltet, dass es sowohl als ganzheitliches Projekt als auch in modularer Form eingesetzt werden kann. Diese Flexibilität ermöglicht es pädagogischen Fachkräften, das Angebot individuell an die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen ihrer Einrichtung sowie an die Interessen der Kinder anzupassen. Als vollständiges Projekt ist das Bildungsangebot darauf ausgelegt, Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Thema Stadtbegrünung und Klimaschutz vertraut zu machen. Die verschiedenen Einheiten sind aufeinander abgestimmt und bauen inhaltlich und methodisch aufeinander auf. Dies erlaubt es, thematische Zusammenhänge klar zu vermitteln und die Kompetenzentwicklung der Kinder systematisch zu fördern.
Außerdem können die Kinder mit dem Kinderbuch „Vier Freunde finden ein neues Zuhause“ spielerisch lernen, dass Begrünung nicht nur Lebensräume für Tiere schafft, sondern auch ihre eigene Umwelt positiv verändert.
Lernmaterial für die Grundschule
Beim Lernmaterial für die Grundschule umfasst jeder der insgesamt sieben Unterrichtsbausteine einen Inhaltsbereich des übergeordneten Themas Stadt- und Gebäudebegrünung. Die Materialien innerhalb eines Bausteins sollen als Anregungen für Umsetzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten verstanden werden, um durch unterschiedliche Zugänge die Inhalte mit den Schülerinnen und Schülern zu erschließen. Dabei ist die hier vorgegebene Reihenfolge nicht festgelegt, sie folgt allerdings der Logik, vom Einzelfall auf das Allgemeine zu kommen. Dabei wird jeweils von der unmittelbaren Lebenswelt der Schülerinnen und Schülern ausgegangen und der Lerngegenstand über unterschiedliche Darstellungsebenen zunehmend komplexer und systematisch erschlossen. Je nach Lerngruppe können selbstverständlich Materialien weggelassen oder ergänzt werden.
Baustein 1 beginnt mit einem Brief von Mila aus der Zukunft. In den folgenden Bausteinen gibt es jeweils eine kurze Nachricht von Mila mit den passenden Leitfragen für den Unterricht. Am Ende eines jeden Bausteins befinden sich Wortkarten, welche die zentralen Begriffe des Inhaltsbereichs umfassen und die Sprachbildung im Unterricht unterstützen.
Zielgruppen der Lernmaterialien sind vorrangig Erziehende und Lehrende in Kindergärten und Grundschulen, aber auch interessierte Akteure wie BuGG-Mitglieder, die diese an Bildungseinrichtungen weitergeben. Die Verbreitung erfolgt über BuGG-Netzwerke (Newsletter, Verbandszeitschrift, Veranstaltungen, Social Media), DBU-Netzwerke sowie Kontakte des Beirats in NRW. Zudem sollen die Materialien bundesweit auf Bildungsservern, in Datenbanken und Portalen bereitgestellt werden. Online-Angebote, Veranstaltungen und Messen können zukünftig zur Verbreitung der Materialien beitragen. Auch sollen interessierte Einrichtungen persönlich angesprochen und neben dem Lernmaterial auch Schulungen des Personals angeboten bekommen. Die Lernmaterialen werden kontinuierlich durch eingehendes Feedback weiterentwickelt und auf dem aktuellen Wissensstand gehalten.
Die Projektziele wurden erreicht und die Unterrichtsmaterialien wurden fertiggestellt - das Förderprojekt KiBi-DaFa wurde somit erfolgreich abgeschlossen. Es sind dabei zwei umfangreiche, zielgruppenspezifische Lernmaterialien für Kindergärten und Grundschulen entwickelt worden.
Dieses Projekt ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie durch Kooperationen und gemeinsames Engagement verschiedener Institutionen und Personen ein Projekt vorangetrieben und bedeutende Veränderungen angestoßen wurden und werden. Die bisherigen Rückmeldungen aus der Bildungslandschaft zeigen, dass die entwickelten Materialien einen wertvollen Beitrag zur Bildung leisten können. Das Thema Gebäudebegrünung als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung stößt sowohl bei den Erziehenden und Lehrenden als auch bei den Kindern selbst auf großes Interesse.
Durch gezielte Ansprache der verschiedenen Multiplikatoren, digitale Bereitstellung und verschiedene Fortbildungsangebote wird das Thema Gebäudebegrünung langfristig in den Bildungseinrichtungen verankert. Mit diesen strategischen Maßnahmen wird das Projekt einen wichtigen Beitrag leisten und langfristig zu einer nachhaltigeren Stadtentwicklung beitragen.