Projekt 37801/01

Wanderausstellung „Fluchtgrund Klimawandel“

Projektdurchführung

Exil e. V.
Möserstr. 36
49074 Osnabrück

Zielsetzung

Der Klimawandel gehört zu den drängendsten globalen Herausforderungen unserer Zeit. In zahlreichen Regionen dieser Welt – insbesondere im globalen Süden – sind seine Auswirkungen längst Realität: Dürreperioden, Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen zerstören Lebensräume und bedrohen Existenzen. Die klimatischen Veränderungen führen zum Verlust von Nahrungs- und Einkommensgrundlagen und lassen betroffene Menschen kaum Möglichkeiten zur Anpassung. Migration und Flucht sind für viele der letzte Ausweg. Prognosen zufolge könnten bis zum Jahr 2050 weltweit über 200 Millionen Menschen aufgrund klimatischer und umweltbedingter Veränderungen zur Flucht gezwungen sein. Dennoch wird der Klimawandel bislang nicht als Fluchtgrund im internationalen Asylrecht anerkannt – und ist auch in öffentlichen Debatten sowie der schulischen Bildungsarbeit kaum präsent.

Hier setzt das Projekt "Fluchtgrund Klimawandel" an. Es verfolgt das Ziel, die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Migration sichtbar zu machen, besonders für junge Menschen verständlich aufzubereiten und damit eine kritische Auseinandersetzung mit Fragen globaler Gerechtigkeit anzustoßen. Im Zentrum steht die gleichnamige interaktive Wanderausstellung, die bundesweit an Schulen und Bildungseinrichtungen gezeigt wird. Primäre Zielgruppe sind Jugendliche der siebten bis 13. Jahrgangsstufe, sekundär richtet sich das Angebot an die interessierte Öffentlichkeit. Die Ausstellung wird durch didaktisches Begleitmaterial, Workshops mit "Klimazeug*innen" und virtuelle Erlebnisangebote ergänzt.

Besonders innovativ ist die Verbindung von fundierten Informationen mit persönlichen Erfahrungsberichten. Eine multimediale Weltkarte mit Videobeiträgen von Betroffenen gibt dem Klimawandel ein Gesicht. Ausstellungsbesucher*innen erfahren aus erster Hand, wie Menschen aufgrund von Extremwetterereignissen wie Dürre, Hochwasser oder dem Verlust von Ökosystemen ihre Heimat verlassen mussten. Diese emotionale Vermittlung erzeugt Nähe und Verständnis – und regt zur Reflexion über die eigene Verantwortung an.

Ziel des Bildungsangebots ist es, das Nachhaltigkeitsbewusstsein und -handeln der Jugendlichen zu stärken und sie zur Eigeninitiative zu motivieren. Mit dem Projekt "Fluchtgrund Klimawandel" soll eine Lücke in der Bildungsarbeit geschlossen werden – durch Aufklärung, Sensibilisierung und die Einladung, selbst aktiv zu werden.

Arbeitsschritte

Das Projekt “Fluchtgrund Klimawandel“ gliederte sich in drei aufeinander aufbauende Meilensteine.
Im ersten Meilenstein (01.03.2022–31.05.2023) standen Konzeption und Produktion der Ausstellung samt Begleitmaterialien im Fokus. In den ersten sechs Monaten erfolgten Recherche, Workshops an Schulen sowie die Identifikation von “Klimazeug*innen“. Die Workshops fanden mit zahlreichen Schulklassen und Lehrkräften der Fächer Politik, Religion und Geografie statt, um den Wissensstand der Zielgruppe zu analysieren und zentrale Themen für die Ausstellung zu entwickeln. Parallel wurden Didaktik-Expert*innen eingebunden und mithilfe von Netzwerkpartnern wie Pro Asyl, Terre des Hommes und Flüchtlingsräten "Klimazeug*innen“ gesucht, die ihre persönlichen Erfahrungen mit klimabedingter Flucht einbrachten.
Von Juni 2022 bis Mai 2023 entstand die Ausstellung mit Unterstützung einer spezialisierten Agentur. Zentrales Element ist eine interaktive Weltkarte mit Videowürfeln, in denen Betroffene aus Kolumbien, Sri Lanka, Marokko, dem Sudan und dem Iran über klimabedingte Flucht berichten. Ergänzend wurde eine Virtual-Reality-Station entwickelt, die 360°-Einblicke in Klimaschutzprojekte in betroffenen Regionen (Indien, Indonesien, Äthiopien, Argentinien) bietet. Zudem informiert ein digitaler Infostand über Engagementmöglichkeiten. Gleichzeitig entstanden didaktische Materialien wie Arbeitsblätter und ein pädagogisches Begleitheft, eine Projektwebseite, Social-Media-Kanäle und Öffentlichkeitsmaterialien im Corporate Design.
Der zweite Meilenstein (bis 30.06.2025) umfasste ab Januar 2023 die Akquise bundesweiter Ausstellungsorte. Die Ausstellung wurde an 23 Schulen und Bildungseinrichtungen gezeigt. An jedem Ort erfolgte der Auftakt mit einer Eröffnungsveranstaltung (inkl. Impulsreferaten von Expert*innen oder “Klimazeug*innen“) sowie der Schulung freiwilliger Schüler*innen zu “Klimaschutzbotschafter*innen“, die die Ausstellung vor Ort betreuten. Mindestens sechs Schulklassen pro Standort besuchten die Ausstellung, die an mindestens einem Tag öffentlich zugänglich war. Die Projektmitarbeitenden unterstützten mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Der dritte Meilenstein (01.09.2023–30.06.2025) fokussierte die Sensibilisierung der Ausstellungsbesucher*innen und deren Motivation zum Engagement. Interaktive Formate und Workshops sollten Jugendliche für die Relevanz des Themas sensibilisieren und sie zu eigenem Handeln motivieren – auch als Multiplikator*innen in ihren Peer-Gruppen.

Ergebnisse

Die Projektziele wurden weitgehend erreicht, auch wenn einzelne Verzögerungen, vor allem in der Produktion der Exponate, Anpassungen am Arbeits- und Zeitplan erforderlich machten. Die deutschlandweite Recherche nach "Klimazeug*innen“ verlief erfolgreich. Es wurden zahlreiche Vor- und Hintergrundgespräche mit Betroffenen geführt. Neun Interviews wurden gemeinsam mit einem syrischen Filmemacher geführt, fünf davon ausgewählt, postproduziert, ehrenamtlich übersetzt und untertitelt. Die Protagonist*innen stammen aus Sri Lanka, Kolumbien, dem Iran, dem Sudan und Marokko und bilden mit ihren Berichten als "Klimazeug*innen" die inhaltliche Grundlage des Weltkarten-Exponats.
Für die Virtual Reality-Brillen wurde in Kooperation mit Brot für die Welt und Terre des Hommes filmisches Material aus Projekten in Indien, Indonesien, Äthiopien und Argentinien gewonnen. Diese zeigen konkrete Maßnahmen zur Klimaanpassung wie Aufforstung oder Wasserrückhalt und eröffnen Besucher*innen digitale Lernräume. Die Agentur, die mit der Produktion der Ausstellung betraut war, konnte diese trotz Projektleiterwechsel mit zeitlicher Verzögerung fertigstellen. Technische Schwierigkeiten, insbesondere mit den Virtual Reality-Geräten machten wiederholte Überarbeitungen notwendig.
Die Akquise von Ausstellungsorten verlief in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erfolgreich, in anderen Bundesländern, insbesondere in Ostdeutschland, war sie deutlich aufwändiger. Trotz kurzfristiger Schulabsagen, die nur teilweise kompensiert werden konnten, wurden 23 Ausstellungsorte in zehn Bundesländern realisiert. Der ursprünglich geplante Zeitraum pro Standort (zwei Wochen) wurde auf Wunsch oft auf drei bis vier Wochen verlängert. An jedem Standort besuchten weit mehr als sechs Schulklassen die Ausstellung. Die Resonanz war durchweg positiv.
Die Ausstellung wurde an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen gezeigt: u. a. in Volkshochschulen, Umweltzentren, Schulen verschiedener Schulformen, Weltläden, Haus der Jugend und kommunalen Einrichtungen. Gruppen Freiwilliger wurden als "Klimaschutzbotschafter*innen" geschult und begleiteten die Ausstellung während des Ausstellungszeitraums an ihrem Standort. Eröffnungsworkshops fanden mit Expert*innen und teils “Klimazeug*innen“ statt.
Das Projekt hat nicht nur Bildungsziele erfüllt, sondern auch durch persönliche Narrative und immersive Medienformate einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für klimabedingte Fluchtursachen und umweltfreundliches Handeln geleistet.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Bildungsprojekt wurde kontinuierlich von Öffentlichkeitsarbeit begleitet und gezielt zur Bewerbung der Wanderausstellung eingesetzt. Die Ausstellungsreise wurde auf dem Instagram-Account @fluchtgrund_klimawandel begleitet. Für jeden Standort entstand ein Beitrag mit Infos zur Ausstellung und zum Veranstaltungsort. Über Instagram-Stories wurden die Tage der öffentlichen Zugänglichkeit und Schulungen durch Exil e. V. angekündigt. Auch Workshops und Beiträge der "Klimazeug*innen" wurden dort hervorgehoben.
Zur Unterstützung der lokalen Öffentlichkeitsarbeit verfassten die Projektmitarbeitenden Pressemitteilungen, die den jeweiligen Ausstellungsorten als Vorlage zur Verfügung standen. Viele Einrichtungen griffen diese auf und streuten die Informationen in lokalen Medien oder eigenen Kanälen. In Zusammenarbeit mit den Standorten wurden regelmäßig Eröffnungsveranstaltungen geplant, die u. a. Referate von Expert*innen und "Klimazeug*innen" beinhalteten und mediale Aufmerksamkeit erzeugten.
Eine projektbegleitende Webseite (www.fluchtgrundklimawandel.de) wurde aufgebaut und regelmäßig aktualisiert. Hier finden sich u. a. ein Pressespiegel, Hintergrundinformationen sowie didaktische Begleitmaterialien als Downloads in einer Mediathek.

Projektwebseite Fluchtgrund KlimawandelInstagram Account @fluchtgrund_klimawandelWestfälische Nachrichten: Wanderausstellung „Fluchtgrund Klimawandel“ Menschen flüchten vor Dürre und HitzeNDR-Beitrag: Sollte der Klimawandel ein anerkannter Fluchtgrund sein?NDR Nachrichten: Klimawandel als Fluchtgrund - Neue Ausstellung aus OsnabrückNOZ-Beitrag: Fluchtgrund Klimawandel - Bramscher Gymnasium zeigt interaktive Ausstellung öffentlich

Fazit

Das Projekt “Fluchtgrund Klimawandel“ hat eindrucksvoll gezeigt, wie interaktive Bildungsarbeit globale Themen wie Klima, Migration und Gerechtigkeit sichtbar und erfahrbar machen kann. Die Kombination aus wissenschaftlichem Hintergrund, persönlichen Geschichten und immersiven Medien ermöglichte eine besonders wirkungsvolle Ansprache junger Menschen. Die starke Resonanz an den Ausstellungsorten verdeutlicht den großen Bedarf an lebensnaher, emotional zugänglicher Bildungsarbeit.
Durch die Einbindung von “Klimazeug*innen“ und geschulten "Klimaschutzbotschafter*innen" wirkte das Projekt über reine Wissensvermittlung hinaus: Es förderte Reflexion, Empathie und Motivation zum eigenen Handeln. Die entwickelten Materialien und digitalen Angebote bleiben über das Projektende hinaus verfügbar und leisten einen nachhaltigen Beitrag zu Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
“Fluchtgrund Klimawandel“ steht beispielhaft für eine Bildungspraxis, die emotional berührt, kognitiv fordert und zum Engagement anregt – und zeigt eindrucksvoll, wie narrative Zugänge und interaktive Formate komplexe globale Themen greifbar machen und junge Menschen für Zukunftsfragen sensibilisieren können.

Übersicht

Fördersumme

123.512,00 €

Förderzeitraum

01.03.2022 - 30.06.2025

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation