Projekt 18668/01

Veranstaltung Wildnis vor der Haustür

Projektträger

Nationalpark Bayerischer Wald Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Freyunger Str. 2
94481 Grafenau
Telefon: 08552/9600-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Nationalparke liegen typischerweise siedlungsfern. Das dazu komplementäre Konzept Siedlungsnahe Wildnisgebiete lässt sich kennzeichnen, natürliche Dynamik auch in siedlungsnahen Gebieten und in Städten zuzulassen und es den Menschen zugleich zu ermöglichen, alltagsnah sich als Teil der Natur erleben und freie Naturdynamik erfahren zu können. Zielsetzung des Vorhabens war es, die bisher zu diesem Konzept vorhandenen Ansätze und Beispiele sowie die dafür Interessierten und Akteure zusammenzubringen, die Ergebnisse des Erfahrungsaustauschs zu dokumentieren, zu verbreiten und zur Vernetzung der Aktivitäten und ersten Initiativen beizutragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenErster Schritt waren Vorgespräche und ein Vorbereitungstreffen zur Überarbeitung und Präzisierung des Workshopprogramms (29.-30.6.2002, Zwieselerwaldhaus, Nationalpark Bayerischer Wald). Der zweite Schritt war die Vorbereitung und die Durchführung des Workshops Wildnis vor der Haustür (4.-6.10. 2002, ebenfalls Zwieselerwaldhaus), in dem wichtige Beispiele des Konzepts Siedlungsnahe Wildnisgebiete vorgestellt, aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert und anhand der konkreten Erfahrungen der Exkursionen und dem Besuch des in Bau befindlichen Wildniscamps angereichert wurden. In der dritten Phase wurde die Dokumentation mit den überarbeiteten Beiträgen des Workshops erstellt. Weitere konkrete Fallbeispiele, Literatur, Adressen, Internetseiten etc. wurden ergänzt. Weitere Gespräche (IUCN, Commission on Protected Areas etc.) wurden geführt. Die Dokumentation wurde breit gestreut, um die Ergebnisse zu multiplizieren und zur Vernetzung der Aktivitäten und Initiativen beizutragen. Wichtige Ergebnisse mit weiteren Hinweisen, links etc. wurden in die Internetseiten des Nationalparks und der Akademie gestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Der Grundansatz des von uns entwickelten Konzepts Siedlungsnahe Wildnisgebiete wurde in der Gesamtausrichtung bestätigt: Der Ansatz ist zu den typischerweise eher fern der Ballungsgebiete und großen Siedlungszentren gelegenen Nationalparken und siedlungsfernen Wildnisgebieten komplementär, d. h. nicht alternativ zu sehen. Die Bandbreite der Wildnis vor der Haustür reicht von a) Siedlungsnahen Wildnisgebieten im Umfeld von Städten über b) Verwilderungsgebiete in Siedlungen bis hin zu c) Wilden Ecken in Städten. Die Verknüpfung der beiden Zielsetzungen, natürliche Dynamik im Sinne des Prozessschutzes zulassen und alltagsnahes Naturerleben zu ermöglichen, wurde von allen Beteiligten, die an die Thematik aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln herangehen, unterstrichen. Unterstrichen wurde, dass das Konzept sich gut in die Entwicklung des Naturschutzes im Sinne von Prozessschutz einfügt.
Die Frage der Kategorien und Kriterien für siedlungsnahe Wildnisgebiete wurde ausführlich diskutiert. Die Diskussion kann wie folgt zusammengefasst werden: Es ist im Sinne der übergeordneten Zielrichtung wichtig, das nicht zu stark zu fixieren, sondern zufällig entstehende Verwilderungsgebiete ebenso einzubeziehen wie geplante siedlungsnahe Wildnisgebiete und intendierte Verwilderungsflächen in Siedlungen, etwa auf vormaligen Brachflächen. Zugleich wurde präzisiert, dass für den Typ a) Siedlungsnahe Wildnisgebiete in Anlehnung an die Kategorien des IUCN für geschützte Gebiete Kriterien sinnvoll sein können (etwa Unterteilung in verschiedene Zonen etc.). Dies wurde am Beispiel des Sihlwalds diskutiert.
Im Gespräch mit dem Geschäftsführer der IUCN World Commission on Protected Areas konnte dieses Ergebnis des Vorbereitungsgespräches und des Workshops bestätigt und detailliert werden.
Durch das ganze Vorhaben zog sich die Erfahrung, dass die unterschiedlichen Zugänge zur Thematik und Bereiche - etwa Nationalparke, Naturschutz, Wildnispädagogik, Planung, internationale Wildnisbewegung etc. - bisher nur wenig kommunizieren. Es findet nur ein gelegentlicher, jedoch bisher kaum ein systematischer Austausch statt. Der Erfahrungsaustausch, die Diskussionen und der Austausch bei den Exkursionen waren dadurch bestimmt, diese verschiedenen Zugänge und Blickwinkel miteinander ins Gespräch zu bringen. Dementsprechend wurde in der anschließenden dritten Phase verstärkt das Augenmerk auf Vernetzung und die Aufbereitung unterschiedlicher Beispiele und Zugänge gelegt. Diese Zielsetzung wurde im Verlauf des Vorhabens noch stärker gewichtet als in der ursprünglichen Planung vorgesehen.
Für die Frage der Trägerschaft entsprechender Verwilderungsgebiete in und in der Nähe von Städten wurde große Flexibilität empfohlen. Die Informationen zu den für die Dokumentation zusätzlich recherchierten Beispiele, bestätigen diese Empfehlung des Workshops. Ein Erfahrungsaustausch und erste Vernetzungen sollen weitere Initiativen und Aktionen anstoßen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit und Multiplikation war so angelegt, dass bereits im Vorbereitungstreffen ausführlich Zeit auf mögliche Ansprechpartner, interessante Initiativen und Zugänge verwendet wurde. Die genannten Adressen wurden gezielt zum Workshop eingeladen.
Die Zusammensetzung im Workshop war dementsprechend breit zusammengesetzt (Nationalparke, Naturschutz von Bundes- bis kommunaler Ebene, Wildnispädagogik, Planungsbereich, Initiativen etc.). Darüber konnte bereits eine Ausstrahlung des Zugangs erreicht werden (incl. Bericht im Lokalfernsehen etc.).
In die Tagungsdokumentation wurden über die Workshopbeiträge hinausgehend Kurzbeiträge mit vielen weiteren Beispielen und Zugängen, Adressen, Literaturtipps, Internetadressen etc. aufgenommen, um zur Vernetzung beizutragen. Die Dokumentation wurde in Richtung der Zielgruppen breit gestreut. Zusätzlich wurde mit Werbezettel und Plakaten geworben. Die Dokumentation ist als Buch über die Einrichtungen des Nationalparks ebenso wie über die Akademie zu beziehen. Ins Internet der Nationalparkverwaltung ebenso wie der Akademie wurden Zusammenfassungen, Adressen und weitere links aufgenommen. Im neuen Wildniscamp des Nationalparks (Betrieb ab Juni 2002) werden Werbezettel ausgelegt. Fachbeiträge und Veröffentlichungen sind ebenso geplant wie eine Folgeveranstaltung, in der das Konzept weiter vertieft und verbreitet wird.


Fazit

Das von uns entwickelte Konzept Siedlungsnahe Wildnisgebiete wird von den Beteiligten als wichtiger Beitrag zur Orientierung des Naturschutzes in Richtung Prozessschutz angesehen. Das Konzept ist eine sinnvolle Ergänzung zu den größer flächigen, aber typischerweise eher siedlungsfern gelegenen Nationalparken und Wildnisgebieten, das alltagsnahes Naturerleben ermöglicht. Bezogen auf eine Klassifikation und Kriterien wurde empfohlen, sehr flexibel zu sein und nur für relativ größere, siedlungsnahe Wild-nisgebiete in Nähe von Städten und Agglomerationen (wie beim Sihlwald) entsprechende Kriterien zu erarbeiten. Dafür können die bestehenden IUCN-Kriterien herangezogen werden.

Übersicht

Fördersumme

12.772,07 €

Förderzeitraum

17.04.2001 - 01.07.2002

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation