TexKreis – Kreislaufführung kunststoffbasierter textiler Produkte

Kreislaufführung kunststoffbasierter textiler Produkte

Weltweit werden rund 114 Millionen Tonnen Textilfasern produziert, davon 87,6 Millionen Tonnen chemische Fasern (2022). Diese Mengen stellen die Modeindustrie vor große Herausforderungen, da Textilien bisher nur schlecht recycelt werden konnten. Angesichts der steigenden Produktion von Kleidung insbesondere durch „Fast Fashion“, des damit verbundenen Ressourcenverbrauchs und der wachsenden Abfallmengen ist es entscheidend, nachhaltige Lösungen zu finden, um den Umweltanforderungen und den gesetzlichen Vorschriften gerecht zu werden.

Industrielle Recyclinglösungen für die Verwertung von synthetischen Textilabfällen gibt es auf hohem Wertschöpfungsniveau derzeit praktisch nur für sortenreine Produktionsabfälle. Besonders bei Kunststoffgemischen und hohem Fremdstoffanteil ist die Rezyklatqualität kritisch. Um auch für Textilabfälle aus Kunststofffaser-Mischgewebe eine wirtschaftliche Recyclingtechnologie anbieten zu können, arbeitet das Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) der Universität Hannover im Projekt TexKreis an einer mechanischen, werkstofflichen Recyclinglösung.

Mechanisches Recycling

Beim mechanischen Recycling werden thermoplastische Abfallstoffe durch physikalische Verfahren wie Reinigen, Schmelzen und Granulieren in wiederverwendbare Rohstoffe umgewandelt. Diese Verfahren sind sehr robust. Die chemische Struktur des Materials bleibt weitgehend erhalten, sodass es wieder zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden kann. Das mechanische Recycling ermöglicht, große Mengen an Inputmaterialien mit minimalem logistischem Aufwand zu verarbeiten.

Kaskadierte Schmelzfiltration

TexKreis befasst sich insbesondere mit den Aufbereitungs- und extrusionstechnischen Prozessen, um aus Textil- und Textilverbunden hochwertige und ökologisch nachhaltige Kunststoffrezyklate zu erzeugen, die anwendungsspezifisch optimierte Eigenschaften aufweisen. Zum Einsatz kommt die kaskadierte Schmelzfiltration, eine neue, patentierte Trenntechnik, bei der die Kunststoffschmelze mehrerer Polymere anhand unterschiedlicher Schmelzpunkte in einzelne Fraktionen aufgetrennt wird.

Recycling textiler Mischgewebeabfälle Vorsortierte Textilabfälle aus Polyurethan/Polyester (TPU/PES)-Mischgeweben und sortenreinen Polyamid (PA) und PES-Geweben werden zerkleinert, pelletiert und zu thermoplastischen Granulaten als Ausgangsmaterial für neue Produkte rezykliert. So wird die Dosier- und Rieselfähigkeit gewährleistet, die für einen mechanischen Extrusionsprozess essentiell ist. Die Qualität wird durch Reinigung mit Spülgasen und Zusatz von Funktionsadditiven anwendungsorientiert erhöht. Eingesetzt werden Produktionsabfälle der assoziierten Unternehmen Vaude und Gerry Weber, die als Inputstrom für deren eigene Produkte oder als Rezyklatwerkstoff in Granulatform für andere kunststofftechnische Anwendungen genutzt werden.

Die hier entwickelten, innovativen Aufbereitungs- und  Recyclinglösungen zur Herstellung hochwertiger Rezyklate aus textilen Mischgeweben sollen als „Leuchtturm“ für die Kunststoffrecyclingbranche dienen. Weitere Projektziele sind die normgerechte Charakterisierung der entwickelten Kunststoffrezyklate für eine schnelle Markteinführung, die Einrichtung einer unternehmens- und brachenübergreifenden Kooperation sowie die Erarbeitung eines Geschäftsmodells für ein hochwertiges branchenübergreifendes Textilrecycling.

Projektthema:
Recyclingprozess zur werkstofflichen Rückführung kunststoffbasierter textiler Produkte in den Kreislauf

Projektdurchführung:
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK)
Produktionstechnisches Zentrum PZH
An der Universität 2
30823 Garbsen

Assoziierte Projektpartner*innen:
GROSS+FROELICH GmbH & Co. KG, Weil der Stadt
BARLOG Plastics GmbH, Overath
EREMA Engineering Recycling Maschinen und Anlagen Ges.m.b.H., A-Ansfelden
VAUDE Sport GmbH & Co. KG, Tettnang
GERRY WEBER International AG, Halle (Westfalen)
Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg e. V. (AFBW), Stuttgart
TecPart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e. V., Frankfurt am Main
Forbo Movement Systems GmbH, Hannover

DBU-AZ: 38963/01

Förderzeitraum: 15.02.2024 – 14.08.2026