Aus Kunststoffabfall entstehen neue, hochwertige Produkte
In Gesundheitseinrichtungen wie Kliniken, Laboren, Pflegeheimen oder Arztpraxen fallen große Abfallmengen an. Allein Krankenhäuser sind mit rund 5 Mio. Tonnen Abfall jährlich der fünftgrößte Abfallproduzent in Deutschland. Rund ein Viertel davon sind Kunststoffe. Testutensilien, Spritzen, Operationskittel oder Handschuhe werden zu großen Teilen nach einmaliger Benutzung weggeworfen und anschließend verbrannt.
An einer Lösung, wie sich Einmal-Kunststoffartikel aus Krankenhäusern und medizinischen Laboren stofflich recyceln und daraus hygienisch unbedenkliche Rezyklate herstellen lassen, die zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden können, arbeitet das Prüflabor für Desinfektionsmittel und Medizinprodukte HygCen Germany GmbH aus Schwerin gemeinsam mit dem Maschinenbauer ERMAFA GmbH (Chemnitz) und dem Institut für Polymer- und Produktionstechnologien gGmbH (Wismar).
MACS-System
Herzstück der Lösung ist das MACS (Machine Autoclave Cutting Sterilization)-System der ERMAFA GmbH, das eine zuverlässige und effiziente Lösung zur Behandlung von medizinischem Abfall mittels Dampfsterilisation bietet. In diesem Prozess werden nach der integrierten Zerkleinerung sämtliche pathogenen Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Viren und Sporen, durch den Einsatz von Vakuum und gesättigtem Wasserdampf vollständig inaktiviert. Am Ende des Sterilisationsverfahrens verbleibt ein ungefährlicher und stark volumenreduzierter Abfall, der vergleichbar ist mit herkömmlichem Hausmüll. Dieser kann sicher weiterverarbeitet, recycelt oder einer umweltgerechten Entsorgung zugeführt werden. So kann in allen Bereichen, in denen sortiert hochwertiger Kunststoffabfall entsteht, ein hochwertiges, hygienisch unbedenkliches Rezyklat erzeugt werden. Basierend auf den Erkenntnissen des Projekts werden die Materialeigenschaften dieser Rezyklate optimiert, um sie für das Schließen von Stoffkreisläufen nutzbar zu machen. Untersucht wird auch, welche Rezyklatanteile sich in Produkten mit spezifischen Anforderungen erreichen lassen. Zur Validierung werden Prototypen im Spritzgussverfahren hergestellt.
Hygienisch unbedenkliches Rezyklat
Ziel ist es, hygienisch unbedenkliches Rezyklat möglichst regional einer Wiederverwertung zukommen zu lassen – etwa über eine Rohstoffbörse oder über Rücknahme durch die Hersteller der Kunststoffmaterialien. Dafür gilt es, ein Netzwerk aus Bereitstellern von recyclingfähigen Kunststoffabfällen, Geräteherstellern zur Inaktivierung des Abfalls und Abnehmern von Rezyklaten aufzubauen.
Rechtsrahmen anpassen – stoffliche Verwertung ermöglichen
Bisher müssen infektiöse Abfälle aus dem Gesundheitsbereich in Deutschland (Abfallschlüssel 18 01 03*) auch nach einer Sterilisation thermisch verwertet werden. Das DBU-Projekt zeigt, dass auch verschmutzte und hygienisch problematische Kunststoffe sicher und gut recycelt werden können. Ein hoher Infektionsschutz muss nicht im Widerspruch zu einem ressourcenschonenden Umgang mit Kunststoffprodukten stehen. Damit die Recyclingquoten bei Einweg-Kunststoffen im Medizinsektor steigen, muss der rechtliche Rahmen angepasst und eine stoffliche Verwertung ermöglicht werden. Das trägt dazu bei, die großen Abfallmengen im Gesundheitswesen zu reduzieren.
Projektthema:
Kreislaufwirtschaft im medizinischen Labor – Nutzung von infektiösem Kunststoffabfall aus dem Labor zur Herstellung von hygienisch unbedenklichen Rezyklaten für neue hochwertige Kunststoffprodukte
Projektdurchführung:
HygCen Germany GmbH
Bornhövedstrasse 78
19055 Schwerin
Kooperationspartner*innen:
ERMAFA Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH, Chemnitz
Institut für Polymer- und Produktionstechnologien gGmbH (IPT), Wismar
DBU-AZ: 39023/01
Förderzeitraum: 25.03.2024 – 25.06.2026