Konzept für innovatives Wassermanagement im geplanten Wohnviertel „Smart Lichy“ in der Stadt Zidlochovice (Groß Seelowitz), Tschechien

Keywords: Wasser/Gewässer, Abwasser, Ressourcenschonung, Umwelttechnik

Gegenstand und Ziele des Projektes

Mit dem Projekt soll exemplarisch an einem neu zu entwickelndem Stadtteil („Smart Lichy“) mit 80 bis 120 Wohneinheiten gezeigt werden, dass ein Quartier auch ohne Anschluss an die Regenwasserkanalisation auskommen kann und dass sowohl die Trinkwasserzufuhr als auch das abgeleitete Schmutzwasser um jeweils 50 % reduziert werden können. Erreicht werden soll dies durch eine Versickerung von Regenwasser und vorbehandeltem, leicht verschmutztem Grauwasser im Siedlungsgebiet und einer Entnahme des so angereicherten Grundwassers für die Bewässerung von Grünanlagen und für den Hausgebrauch („lokaler Wasserkreislauf“). Neben der Planung und Umsetzung des Vorhabens als praktischer Beitrag für eine nachhaltige Quartiersentwicklung sollen die Verwaltung der Region Südmähren und das tschechische Umweltministerium davon überzeugt werden, ähnliche Lösungen auch an anderen Standorten zu ermöglichen. Zu den Zielgruppen des Projekts zählen Unternehmen und Dienstleister der Stadt Zidlochovice, Vertreter*innen und Investor*innen von anderen Kommunen sowie Fachverbände und Expert*innen aus Planung und Architektur. Aber auch die lokale Bevölkerung soll mit dem Projekt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser sensibilisiert werden.

Arbeitsschritte

Nach Projektbeginn und Vertragsabschluss zwischen den Partnern (TU Hamburg, JINAG, ASIO, Stadt Židlochovice) wurde der Zeitplan präzisiert. Die Arbeiten gliederten sich in vier Hauptaktivitäten.

In der ersten Aktivität wurden technische Lösungen erarbeitet. Hierzu erstellten Hydrogeologen eine Wasserbilanz und analysierten Inputs sowie Outputs. Technische Möglichkeiten wurden detailliert untersucht, was Gespräche mit Netzbetreibern und Behörden einschloss. Verschiedene Objekttypen wie Zählerschächte, Vorreinigungsanlagen und Pflanzenkläranlagen wurden entworfen, bewertet und deren Kosten geschätzt. Zur Sammlung von Betriebserfahrungen wurden bestehende Anlagen besichtigt. Eine Recherche zu Risiken und Vorteilen sowie Erkenntnisse aus einer Studienreise nach Deutschland, die unter anderem Trockentoiletten und Projekte wie den HAMBURG WATER Cycle® sowie Ecological housing estate Flintenbreite (Lübeck) umfasste, flossen in die Entwicklung ein. Es entstanden sieben Hauptvarianten (V1-V7) und Untervarianten (V4L, V6L mit Pilotanlagen), die anhand einer Matrix hinsichtlich Kriterien wie Kosten, Ökologie und Machbarkeit bewertet wurden.

Die zweite Aktivität widmete sich dem Entwurf von Betriebsmodellen. Die Varianten wurden einer wirtschaftlichen Analyse unterzogen, die Investitions- und Betriebskosten umfasste. Einzellösungen wie Einheitspreise, Versickerungsanlagen und die Dimensionierung von Pflanzenkläranlagen wurden kalkuliert. Zudem wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für Wasserwiederverwendung in der EU und Deutschland recherchiert und verglichen, um einen Anpassungsvorschlag für Tschechien zu formulieren. Sechs europäische Pilotprojekte wurden hinsichtlich Technologie, Akzeptanz und Wasserqualität analysiert.

Im Rahmen der dritten Aktivität erfolgte die Erarbeitung der Planungsdokumentation. Nach Abstimmung mit der Stadt und dem Architekten wurde die Vorzugsvariante V4L ausgewählt. Diese kombiniert eine zentrale Trinkwasserversorgung, eine zentrale Brauchwasserversorgung aus einem Brunnen, ein Grauwasser-Pilotprojekt für etwa 30 Einwohner*innen mit Pflanzenkläranlage und lokaler Versickerung sowie eine dezentrale Regenwasserversickerung mit zentraler Ableitung von Überlaufwasser in einen Teich. Detaillierte Planungsdokumentationen für Wasserleitungen, Grauwasserbehandlung und Regenwassermanagement wurden daraufhin erstellt. Die angewandte Methodik umfasste technische Analysen, hydrogeologische Bewertungen, Kostenkalkulationen, rechtliche Vergleiche, Stakeholder-Dialoge, Expert*innen-Workshops und die Erstellung detaillierter Planungsunterlagen.

Die Projektaktivitäten und -ergebnisse wurden öffentlichkeitswirksam mit mehr als 75 Artikeln kommuniziert. Ergebnisse erschienen in tschechischen/slowakischen Fachzeitschriften. Ausgewählte Veröffentlichungen (in Tschechisch):

Das Projekt wurde auf Fachseminaren, Konferenzen (z. B. SANHYGA 2023, Wassermanagertreffen Kutná Hora) und Workshops vorgestellt. Vorträge wurden u. a. vom Projektpartner ASIO und dem Bürgermeister von Židlochovice gehalten. Informationen wurden auf den Webseiten der Projektpartner (ASIO, JINAG, Stadt Židlochovice) bereitgestellt. Für den Tschechischen Verband von Städten und Gemeinden und CzechInvest wurden ein Kurzfilm sowie eine Darstellung von Beispielen guter Praxis erstellt. Es fanden Einzelgespräche mit Schlüsselakteur*innen aus der Hydrologie, der Architektur, Behörden und der Regionalregierung statt. Eine Studienreise zu Pilotprojekten in Deutschland (Berlin, Hamburg, Lübeck) wurde für Partnerorganisationen und Stakeholder organisiert. Ein abschließender Expert*innen-Workshop mit Vertreter*innen relevanter Institutionen diente der Validierung der Ergebnisse. Eine abschließende Pressemitteilung fasste die Ergebnisse zusammen und wurde breit gestreut. Diese Maßnahmen trugen maßgeblich zur Verbreitung der Projektergebnisse und zur Sensibilisierung für nachhaltiges Wassermanagement bei.

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Das Vorhaben ist ein Pilotprojekt zur Demonstration der guten Praxis mit dem Ziel, andere Kommunen und Investor*innen, die größere Bauprojekte planen, zu inspirieren. Die Nutzung von Grundwasser mit zentraler Verteilung als Brauchwasser ist in der Tschechischen Republik noch nicht in ähnlichem Umfang umgesetzt worden. Eine Vor-Ort-Trennung von Leichtgrauwasser und Vor-Ort-Behandlung auf naturnahe Weise, um den CO2-Fußabdruck zu minimieren und die ursprünglichen Wasserbedingungen vor Ort zu bewahren (lokaler Wasserkreislauf), wird in der Tschechischen Republik bisher noch nicht angewandt. Auch wirtschaftlich ist das Konzept attraktiv, da es den Zubau von teuren Kläranlagen vermindert.

Förderthema 5: Nachhaltige Quartiersentwicklung

Projektdurchführung:

Wirkungsorte: Tschechien

Förderzeitraum: August 2022 bis Dezember 2024

Projektkosten: Gesamtvolumen: 194 923 Euro, Förderung durch DBU: 124 961 Euro

DBU-AZ: 37985


Stand: 13.05.2025

Titelbild: © Petr Dobrovolny
Weitere Bilder: © JINAG