Ananasfasern als Rohstoff für textile Fasern – Ganzheitlicher Ansatz zur Gewinnung von industriell verwertbaren Ananasfasern im Norden Bangladeschs unter Berücksichtigung dezentraler Strukturen

Projekt aus der internationalen Förderung

Gegenstand und Ziele des Projektes

Die Textilindustrie benötigt große Mengen an Rohstoffen, hierunter sowohl Kunststoffe auf Basis fossiler Rohstoffe als auch natürliche Fasern wie Baumwolle, für die ebenfalls ein hoher Ressourcenbedarf erforderlich ist. Die Lieferketten in der Textilindustrie sind international. Die heute im deutschen Handel erhältliche Bekleidung wird größtenteils nicht hierzulande produziert, sondern kommt aus Ländern wie China, Bangladesch, Indien oder der Türkei. Daraus ergibt sich eine Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland für die Produktionsbedingungen in den Herstellungsländern.

Um die Verwendung nicht nachwachsender Rohstoffe im Bereich der Textilien zu verringern, braucht es innovative Fasern. Pflanzenfasern können hier eine ressourcenschonende und nachhaltige Alternative darstellen. Aus ökologischen sowie wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Verwendung von Rohstoffen, die als Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie anfallen, sehr vorteilhaft. Bei der Ananasproduktion fallen große Mengen faserhaltiger Reste der Blätter der Pflanze an. Bislang kommen diese allerdings nur in kleinem Maßstab als Vlies- und Verbundmaterial als Lederersatz (Piñatex) zum Einsatz.

Ziel des Projekts war es, zu untersuchen, ob verschiedene Produktionsketten für eine nachhaltige und spinnfähige Ananasblattfaser aufgebaut werden können.

Es konnte gezeigt werden, dass eine spinnfähige Ananasblattfaser aus den Abfällen des Ananasanbaus für die Lebensmittelindustrie machbar ist. Die Ananasblattfaser kann bisherige marktrelevanten Fasern ergänzen. Im Projekt konnte aufgezeigt werden, dass unterschiedliche Faser-Intimmischungen eine breitere Verwendung der Ananasblattfaser für die Textil- und Bekleidungsindustrie zulassen. Produkte aus Ananasblattfasern sind dann in verschiedenen Garnstärken für eine breitere Verwendung am Markt geeignet, zum Beispiel für Taschen, grobe Heimtextilien (Flachgewebe) oder für Jacken, Hosen und Jerseys.

Optimierungen der Faseraufbereitung bzw. des Hechelprozesses sind vor Ort in Bangladesch umsetzbar und auch wirtschaftlich sinnvoll. In der Region Rangpur besteht hohes Interesse und ein notwendiges Qualitätsbewusstsein, um ein spinnfähiges Vorprodukt herzustellen. Damit ist eine Wertschöpfung für kleine Betriebe in ländlichen Gegenden Bangladeschs möglich.

 

Innovation und Modellhaftigkeit des Projektes

Garne aus Ananasfasern existieren am Markt bislang noch nicht. Technisch stellt es eine Herausforderung dar, die Faser in einem industriellen Verfahren spinnfähig zu machen. Daher werden im Projekt verschiedene Verfahren untersucht und verglichen, aus dem Abfall der Ananasproduktion eine industriell verwertbare spinnfähige Faser unter Berücksichtigung von hohen Anforderungen an Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu gewinnen.

 

Besondere Aspekte des Projektes

Neben der ökologischen ist auch die sozio-ökonomische Relevanz ein weiterer Kernaspekt des Projektes. Durch einen erfolgreichen Aufbau entsprechender Lieferketten wird Wertschöpfung in ländliche Gegenden Bangladeschs gebracht. Die Ananas-Farmer generieren zusätzlichen Umsatz mit der Verwertung der Reste. Bei dem manuellen Erstaufschluss werden in erster Linie Frauen beteiligt sein, was einen zusätzlichen wichtigen Aspekt zur Stärkung der Rolle der Frau in Bangladesch darstellt.

Da das Projekt die Textilverarbeitung in Bangladesch in den Fokus nimmt, kann es hier einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Bangladesch hat aufgrund verschiedener verheerender Ereignisse sowie unter Qualitätsaspekten einen schlechten Ruf in der Textilproduktion. Gleichzeitig ist das Land aber wirtschaftlich stark von der Textilindustrie abhängig. Das Vorhaben kann ein positives Leuchtturmprojekt für eine nachhaltige Textilproduktion in diesem Land sein.

 

Förderthema: FT 3: Entwicklung, Gestaltung und Akzeptanz umweltschonender Konsumgüter

Kooperationspartner:

Assoziierter Partner:

Wirkungsorte: Deutschland, Bangladesch

Förderzeitraum: Dezember 2019 bis September 2021

Projektkosten: Gesamtvolumen: 245 780 Euro, Förderung durch DBU: 124 991 Euro

DBU-AZ: 34997


Stand: 08.04.2022