Projekt 38663/01

Medizinische Abfälle in der Ukraine (Ukraine-MEDWASTE): Ein Pilotprojekt

Projektträger

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Fakultät Life Sciences Department Gesundheitswissenschaften
Ulmenliet 20
21033 Hamburg
Telefon: +49 40 428 75-6202

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund der kriegsbedingten Unterbrechung der Logistik fallen in der Ukraine erhebliche Mengen unbehandelter medizinischer Abfälle an, die eine Gefahr für die Umwelt und die Wasserversorgung darstellen.
Einige Krankenhäuser vermischen immer noch Siedlungsabfälle und gefährliche Abfälle. Die Behandlung der Abfälle erfolgt in der Regel in Hydroklaven oder Verbrennungsanlagen, aber nicht alle Abfälle werden korrekt behandelt. Außerdem müssen Kapazitäten aufgebaut und konkrete Leitlinien für die Vermeidung und den Umgang mit medizinischen Abfällen erarbeitet werden, um eine einheitliche und angemessene Bewirtschaftung medizinischer Abfälle zu gewährleisten. Schlechte und ungeeignete Bewirtschaftungs- und Entsorgungsmethoden bei der Handhabung und Entsorgung medizinischer Abfälle stellen aufgrund des infektiösen Charakters der Materialien und des unangenehmen Geruchs der Abfälle eine erhebliche Gefahr für Gesundheit und Umwelt dar.
Insgesamt verfügt die Ukraine über 2.200 Krankenhäuser und über 400.000 Krankenhausbetten (5,22 Krankenhäuser und 890,7 Betten pro 100.000 Einwohner) im öffentlichen Sektor. Im Jahr 2019 fielen in ukrainischen Krankenhäusern fast 98.000 Tonnen medizinische Abfälle an, so Arzu Akberov, Leiter der Abteilung für Abfallkontrolle bei der staatlichen Umweltinspektion der Ukraine. Derzeit werden etwas mehr als 1 % dieser Abfälle verbrannt und enden als umweltverträgliche Asche. Der Rest wird irgendwo auf 6.000 legalen und 33.000 illegalen Deponien im ganzen Land vergraben.
Die durchschnittliche Menge an medizinischen Abfällen, die während des derzeitigen Krieges anfällt, ist schätzungsweise zehnmal höher als die durchschnittliche Abfallmenge, die in vielen Krankenhäusern während des normalen Betriebs anfällt. Diese Situation zeigt deutlich, wie schwierig es ist, den dramatischen Anstieg der medizinischen Abfälle während des Konflikts zu bewältigen.

Medizinische Abfälle fallen im Rahmen der Gesundheitsversorgung ständig an. In Kriegszeiten nehmen sie deutlich zu. Die Vielfalt ist beträchtlich und umfasst scharfe Gegenstände, menschliches Gewebe oder Körperteile sowie ein breites Spektrum an infektiösem Material. Das derzeitige Ausmaß und die Tragweite des Problems in der Ukraine sind im Moment eher unklar, es gibt keine spezifischen Statistiken. Daher ist das Hauptziel des Projekts Ukraine-MEDWASTE:
„Analyse der Menge und der Arten von medizinischen Abfällen, die in einer Stichprobe von Kran-kenhäusern in der Stadt Iwano-Frankiwsk (ca. 230.000 Einwohner) als Pilotstandort anfallen, und Ermittlung von Optionen für die spezielle Handhabung, den Transport und die Entsorgung dieser Abfälle sowie für das Recycling von Kunststoffabfällen.“


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wurde über einen Zeitraum von 12 Monaten durchgeführt und wurde in 3 Phasen unterteilt:

- Phase 1 – Monat: Dezember - Februar (Einführungs- und Analysephase).
Neben der Erledigung der vertraglichen Formalitäten mit den ukrainischen Partnern fand der Aufbau der Beziehungen zwischen den Projektpartnern statt. In der ersten Phase wurden die Details der Aufgaben sowie der Zeit- und Arbeitsplan verbindlich vereinbart.

- Phase 2 – Monat: März - Oktober (Durchführungsphase)
Diese Phase umfasste die Durchführung der Datenerhebung im Krankenhaus und die Analysen. Während des gesamten Zeitraums wurde eine solide Informations- und Kommunikationsstrategie geplant, um die Sichtbarkeit der Projektaktivitäten und ihrer Ergebnisse in Deutschland und der Ukraine zu gewährleisten. In Iwano-Frankiwsk wurden Expertenveranstaltungen zum Thema medizinisches Abfallmanagement organisiert.

- Phase 3 – Monat: November - Dezember (Abschlussphase)
Diese Phase umfasste Verbreitungs- und Upscaling-Aktivitäten. Die Einbeziehung einer 5 Upscaling-Komponente in das Projekt wird die relevanten lokalen Akteure dabei unterstützen, unsere Methoden und Ergebnisse auf andere Teile des Landes zu übertragen. Die Projektergebnisse wurden auf der zweiten Veranstaltung in Ivano-Frankivsk vorgestellt. Die Daten wurden mit drei Instrumenten erhoben:
a) Fragebögen,
b) Besichtigungen vor Ort, und
c) ausführliche Interviews in Krankenhäusern der Stadt durch das Expertenteam in National Medical University


Ergebnisse und Diskussion

Da das Budget in dem Rahmen der Medizinischen Abfälle in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen eine große Rolle und durch den Krieg ein viel größeres Problem darstellt, wurden Strategien zur Förderung von Kunststoffrecycling diskutiert und Strategien mitgegeben, wie beispielsweise der Umgang bei durch Blut oder andere Körperflüssigkeiten verunreinigte Kunststoffe aussehen muss. Des Weiteren war das Anstreben der Sensibilisierung für das Thema des Gesundheitspersonals für die Notwendigkeit einer ordnungsgemäßen Abfallbewirtschaftung, die dazu beiträgt, die Gesundheit des Personals und der Patienten zu schützen und die Umwelt vor gefährlichen Verunreinigungen zu bewahren.

Durch einen Workshop von Herrn Heiko Schlüter aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wurden Best-Practice-Beispiele aus Hamburg erklärt und dargestellt, welches den Partner:innen aus der Ukraine vor Ort in Hamburg sehr gefallen haben, aber auch Online via Zoom, wo über 140 Mitarbeiter:innen aus den medizinischen Einrichtungen in Ivano Frankivsk teilnehmen konnten und Ihnen Beispiele zur Umsetzung dargestellt wurden, welches sich optimal als Wissensvermittlung erwies.

Die im Rahmen des Projekts ermittelten Lösungen können auf die Landesebene ausgeweitet werden. Die Ergebnisse dieses Projekts können dazu beitragen, dass in der Ukraine systematischer mit medizinischen Abfällen umgegangen wird und so der Druck auf das Gesundheitssystem des Landes verringert werden kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentlichkeitsarbeiten haben in Hamburg, aber vor allem in der Ukraine stattgefunden, in dem zu Veranstaltungen des Projekts „Med-Waste“ die Presse und Personen aus der Behörde eingeladen wurden, damit das Thema in Ivano Frankivsk in die Medien kommt und Unterstützung vom Staat/Behörde erhält. Es haben ebenfalls Veranstaltungen stattgefunden, wo wir das Projekt „Med-Waste“ mit einer Poster-Präsentation vorgestellt haben, beispielsweise bei Remondis oder Hoch-schulübergreifende Veranstaltungen mit Schwerpunkt Forschung oder Forschung für und in der Ukraine. Des Weiteren wurde im Rahmen des Projekts zwei Fachpublikationen veröffentlicht:

Medical waste management and the UN Sustainable Development Goals in Ukraine: An assess-ment of solutions to support post-war recovery efforts - ScienceDirect https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2667010023000860

Med. Abfallmanagement in der Ukraine - Abfallmanager Medizin (abfallmanager-medizin.de)
https://www.abfallmanager-medizin.de/blick-ins-ausland/ukraine/


Fazit

Das Projekt „Med-Waste Ukraine“ hat über 140 Mitarbeiter:innen aus Gesundheitseinrichtungen in Ivano Frankivsk zum Thema Medical Waste Management eingearbeitet und ihnen Best-Practice-Beispiele dargestellt. Es wurden Strategien und über vorhandene Leitlinien diskutiert, die angepasst werden mussten oder Schritte aufgezeigt, welche in den Kliniken und Krankenhäusern in Ivano Frankivsk pilothaft umgesetzt werden konnten oder das Waste-Management-System in den Krankenhäusern angepasst wurde, um eine nachhaltigere Lösung zu finden.

Es haben über 9 Krankenhäuser intensiv an Besichtigungen, Interviews und Veranstaltungen teilgenommen, darunter über 140 Mitarbeiter:innen aus der Management Ebene, bis hin zur Pflege-fachkräfte und Reinigungspersonal.

In der Ukraine war das Thema der Medizinischen Abfälle nicht groß thematisiert wurden und laut den Angaben des Gesundheitsministeriums keine ähnlichen Projekte, die sich mit diesem Thema befassten, welches nach dem Krieg schlimmer wurde. Daher hat das Projekt „Med-Waste“ die Behörde und die Verantwortlichen in den Kliniken und Krankenhäusern zum Handeln eingeladen und es wurden bereits erste Schritte in den Krankenhäusern eingeleitet. Handlungsmöglichkeiten wurden oft mit den Verantwortlichen diskutiert und bei der Umsetzung unterstützt.

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

09.12.2022 - 31.12.2023

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik