Projekt 37848/01

REALUTOPIE – Erarbeitung, Umsetzung und Erprobung eines transformativen Bildungsprogrammes zur Entwicklung von Zukunftsvisionen im Bereich der nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung

Projektträger

Reinventing Society e. V.
Am Pelsland 43
15566 Schöneiche
Telefon: +491785576224

Zielsetzung

Mit diesem Projekt wollen wir entscheidende Akteur:innen der nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung befähigen, selbst in ein neues, offenes Mindset („Utopian Mindset“) einzutreten und andere Menschen mit attraktiven und inspirierenden Zukunftsvisionen für transformative Veränderung zu gewinnen.
Das Projekt verfolgt die Fragestellungen:
Wie lassen sich Menschen mit positiven Zukunftsvisionen für den Wandel hin zu einer regenerativen Gesellschaft begeistern? Wie können entscheidende Akteur:innen der Transformation selbst ins visionäre Denken kommen und starke Visionen kommunizieren?
Das Ziel des Projekts ist es, auf diese Weise die Haltung von Menschen gegenüber Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz positiv zu verändern und auch in der breiten Masse neue Narrative und Visionen für Städte und Quartiere zu verbreiten. Das Projekt richtet sich an Menschen, die eine wesentliche Rolle für die Erarbeitung, Umsetzung und Kommunikation von nachhaltigen Gesellschafts- und Stadtvisionen spielen und Zukunft so maßgeblich prägen.
Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen, dass es in der Nachhaltigkeits-Kommunikation zentral ist, positiv zu sein – in der Haltung, im Inhalt und in der Botschaft. Konfrontation und Schuldzuweisungen schrecken selbst Gutwillige oder zuvor Unbeteiligte ab. Umgekehrt gesprochen ist Klimaschutz eine große Chance zur gesellschaftlichen Modernisierung und Verbesserung des individuellen Lebens. Den folgenden Zielgruppen des Projekts sollen Wege vermittelt werden, diesen Erkenntnissen aus der Forschung Rechnung zu tragen.
Akteur:innen der Quartiers- und Stadtentwicklung: Kommunen, Städteplaner:innen, Architekt:innen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Klimaschutzmanager:innen und natürlich Bewohner:innen einzelner Stadtquartiere tragen wesentlich dazu bei, dass der sozialökologische Umbau von Städten gelingen kann.
Medienschaffende: Sie sind wesentliche Multiplikator:innen und verbreiten durch Internet, Zeitung, Radio, TV, Literatur und neue Medien entscheidende Metaphern und Symbole, welche den kulturellen Wandel fördern und in ein neues Gesellschaftsnarrativ einladen können.
Innerhalb des Projekts sollen die Zielgruppen durch ein (A) erfahrungsbasiertes und methodenorientiertes Bildungspaket befähigt werden, in ihrem eigenen Kontext Kreativitäts- und Visionsmethoden effektiv einzusetzen und durch einen (B) utopischen Bildband mit realistischen Zukunftsbildern befähigt werden, in inspirierende Zukunftsnarrative einzuladen.

Arbeitsschritte

Bildungspaket: Zielgruppe Städte/Kommunen/Quartiere:
• Bis April 2022 wurden über 20 innovative Methoden für die Visionsentwicklung und -realisierung systematisiert, für die Zielgruppen aufbereitet und optimiert.
• Ein wissenschaftlicher Projektbeirat wurde gebildet, bestehend aus drei Expert:innen der nachhaltigen Stadtentwicklung und des Bauens: Dr. Stephan Anders von der Deutschen Gesellschaft Nachhaltiges Bauen (DGNB), Franziska Schreiber vom Bauhaus der Erde und Universität Stuttgart und Dr. Jasmin Jossin vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu).
• Am 11. Mai 2022 fand der erste Workshop statt: Die insgesamt 25 Teilnehmer:innen waren überwiegend Klimaschutzmanager:innen und vergleichbare Akteur:innen der Klimaschutzbemühungen von Kommunen aus ganz Deutschland.
• Am 22. Mai 2022 fand an der Leuphana Universität Lüneburg der zweite Workshop statt
• Am 28. August 2022 fand über das Zentrum Klimaanpassung (im Auftrag des BMU, difu und adelphi) ein Workshop zum Thema der positiven Zukunftsvisionen für etwa 76 Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung unterschiedlichster deutscher Städte statt.
• Im Rahmen der ersten Nachhaltigkeitswoche Haans (eine Kommune bei Wuppertal) fand am 17.9. der erste Aktionstag Klimaschutz statt. An diesem Tag präsentierte die Bürgermeisterin die gemeinsam mit uns erarbeitete Zukunftsgrafik “Haan 2045” auf der Bühne, wir hielten einen Impulsvortrag zum Thema urbane Zukunftsvisionen.
• In der Kleinstadt Rees veranstalteten wir mit dem lokalen Klimaschutzbeauftragten ein Bürger:innenformat, das allen interessierten offenstand. Die Veranstaltung ging parallel mit dem Auftakt eines Klimaschutzkonzeptes einher, das von einer weiteren Agentur eingeführt wurde
• Am 22. und 23. September 2022 richteten wir in Berlin am Alexanderplatz einen 2-tägigen Intensivworkshop aus, in dem wir folgende Bereiche auf interaktive Weise behandelten: das utopische Mindset, positive Zukunftsvisionen für die eigene Stadt, Partizipation für klimagerechte Stadtentwicklung, Zielgruppenschärfung und positive Klimakommunikation, Umgang mit Widerständen und Herausforderungen, Peer-Coaching.
• Am 3. und 4.10.22 fand in Buchholz bei Hamburg der Zukunftsworkshop für “BuchholzZero” statt, der lokalen Klimaaktionsgruppe von GermanZero.
• Weitere Workshops fanden in Bietigheim-Bissingen, Region NRW, Emden, Ingolstadt, Lüneburg statt.

Ergebnisse

Die angedachten Wirkungsziele des Bildungspakets konnten wir folgendermaĂźen erreichen:
• Die Haltung vieler Teilnehmenden zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit war bereits vor der Teilnahme grundsätzlich positiv. Entscheidend war, dass wir mit ihnen Wege entwickelt haben, wie sie diese positive Haltung und die damit verbundene Handlungsabsicht – das Engagement für ihre klimaneutrale Stadt - wirkungsvoll und konkret umsetzen können.
• Die Freude über diese neu entdeckten individuellen Möglichkeiten und über die Kraft, die aus dem gemeinsamen Handeln entstehen kann (mit einer bekannten oder neuen Gruppe von Akteur:innen) war in allen Workshops spürbar und durch die Rückmeldungen der Gruppe während und nach dem Workshop belegt. Sie hat sich auch auf uns und unsere Motivation übertragen
• In allen Angeboten haben die Teilnehmenden unsere mehrstufigen, aufeinander aufbauenden Methoden zum “utopischen Arbeiten” kennengelernt – theoretisch und praktisch (erfahrungsbasierter Ansatz). Insbesondere die Teilnehmenden unserer längeren Angebote (1-2 tägige Workshops) haben ihre persönlichen, oft sehr umfänglichen positiven Zukunftsvisionen entwickelt. Daraus entstanden ganz konkrete Handlungsfelder und praktische erste Schritte, die sie in ihrer Kommune umsetzen wollen (realutopisches Arbeiten).
• So haben sie die zentralen Methoden und Ansätze unserer Arbeit sowohl selbst erlebt, also auch verstanden, wie sie sie selber in ihrer Arbeit einsetzen können. Dank unserer bereits bestehenden Plattform www.realutopien.info können sie alle Methoden nicht nur nachlesen, sondern dank der dortigen Videos visuell/auditiv in Erinnerung bringen.
• Viele der Teilnehmenden waren und sind vor Ort in ihren Kommunen aktiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dennoch haben sie unser Angebot als stärkend und neu wahrgenommen, da unser Ansatz, die Arbeit mit positiven Zukunftsvisionen (u.a.) für - so die Rückmeldungen - sie erfrischend, bestärkend und notwendig ist.
• Stärkung und Vernetzung bestehender Nachhaltigkeits-Gruppen, u.a. der sogenannten “LocalZero”-Gruppen: das sind lokale Aktivengruppen der Klimaschutz-Organisation GermanZero, die Ort für Ort klimaneutral machen wollen; die von uns erreichten Gruppen repräsentieren Städte und Kommunen mit einer Gesamteinwohnerzahl von 430.000 Personen
• Entfaltung der LocalZero-Gruppen als Multiplikatoren und Katalysatoren, um Bevölkerung und Politik zu erreichen.
• Unterstützung beim Ausbau der Aktivitäten auf die nächsthöhere politische Ebene

Ă–ffentlichkeitsarbeit

• Eine Reihe von positiven Zukunftsbildern ist erarbeitet und teilweise zur weiteren Verbreitung veröffentlicht worden. Eine aufwendige Crowdfunding-Kampagne auf startnext verhalf dem Projekt zu noch mehr Sichtbarkeit und viele Vorbestellungen sind eingetroffen.
• Ein Bericht in der Stuttgarter Wochenzeitung KONTEXT, eine Anzeige im Forum Nachhaltig Wirtschaften und viele kleine Interviews sorgten zudem für eine hohe Sichtbarkeit und Weiterverbreitung der Zukunftsbilder. Erfreulich waren auch die vielen enorm positiven Reaktionen in den sozialen Medien. Einige der Bilder wurden hundertfach geteilt und erlangten zum Teil über 20.000 organische Impressionen in sozialen Medien. Auf Linkedin und instagram erlangten sie Tausende Impressions und wurden zum Teil viral geteilt und mit Begeisterung von den Nutzer:innen kommentiert. Diese Erfahrungen zeigen: Die Grafiken sind innovativ und mobilisieren viele Menschen.
• Am 11. Juli 2023 wurde das Buch erfolgreich veröffentlicht, begleitet durch Medienberichterstattung im BR, DLF, SWR, WDR und diversen Zeitungen. Die mediale Aufmerksamkeit ist beeindruckend. Wir haben zum Jahresbeginn 2023 eine Marketing-Stelle geschaffen, um dem Buch zu dieser Sichtbarkeit zu verhelfen.

Fazit

Das Projekt verfolgte das Ziel, mithilfe positiver Zukunftsvisionen Akteure in Kommunen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu begeistern und zu aktivieren. Durch eine Vielzahl von Workshops, Veranstaltungen und dem Bildband mit utopischen Grafiken wurden erfolgreiche Methoden entwickelt, die ein positives Mindset und konkretes Handeln in den Kommunen fördern. Die erreichten Teilnehmer zeigten große Zufriedenheit mit den Angeboten und zeigten sich motiviert, ihre Visionen in ihren Städten umzusetzen. Die Verbreitung der Zukunftsvisionen durch Medienberichte und die Internetplattform führte zu einer breiten Öffentlichkeitswirkung und inspirierte viele Menschen dazu, sich aktiv für eine lebenswerte und klimaneutrale Zukunft einzusetzen.
Die Kriegsereignisse in 2022 stellten auch für unser Projekt eine große Herausforderung dar. Mehrere Monate schien es unangebracht, Menschen auf positive Weise für Umwelt- und Zukunftsthemen zu interessieren; der gesellschaftliche Fokus war im Osten Europas. Viele Kommunen mussten all ihre Energie und Ressourcen in die Bewältigung der Flüchtlingsanstürme einbringen und sahen sich gezwungen, Themen der Nachhaltigkeit weniger hoch zu priorisieren oder auf unbekannte Zeit zu verschieben.
Zum Ende hat das Projekt jedoch wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Trotz der schweren Entwicklungen hat das Projekt einen guten Zeitplan umgesetzt.

Ăśbersicht

Fördersumme

99.765,00 €

Förderzeitraum

01.12.2021 - 31.07.2023

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Umweltkommunikation