In deutschen Fließgewässersystemen schwimmen aktuell über 150.000 mit individuellen Markierungen gekennzeichnete Neunaugen und Fische umher; wobei die Anzahl markierter Exemplare jährlich zunimmt. Wenngleich solche Markierungsprojekte insbesondere lokal für die Funktionsüberprüfung von Fischwegen durchgeführt werden, verteilen sich die sehr mobilen, z. B. mit Transpondern und telemetrischen Sendern individuell gekennzeichneten Fische über diese Projektstandorte und -laufzeiten hinaus in den Gewässersystemen. Zunehmend häufiger werden deshalb markierte Fische und Markierungen von Dritten aufgefunden oder die Codes „fremder“ Fischindividuen von automatischen Antennenstationen anderer Projekte aufgezeichnet. Bis auf wenige Einzelfälle bleibt bisher die Herkunft solcher „fremden“ Fische, die nicht im Rahmen eigener und damit bekannter Projekte gekennzeichnet wurden, ungeklärt. Grund hierfür ist, dass das Fehlen einer Informationsplattform, auf der, vergleichbar der Beringung von Vögeln, „Markierer“ (die einen Fisch markiert haben) und „Melder“ (die Kenntnis von einem markierten Fisch haben oder eine Kennzeichnung aufgefunden oder anderweitig detektiert haben) ihr Wissen über einen Fisch austauschen könnten. Deshalb gehen wertvolle Erkenntnisse u. a. zur Biologie von Fischen und das natürliche, sowie durch Wanderhindernisse und Nachstellung beeinflusste fischökologische Geschehen in Fließgewässersystemen, verloren. z. B.: • die artspezifische Aktionsradien sogenannter Lang-, Mittel- und Kurzdistanzwanderer, • die Ausbreitungsrichtung und -geschwindigkeit von Fischen in verschiedenen Flusssystemen, • die Durchwanderbarkeit durch Stauketten geprägter Flüsse, • artspezifische Lebensspannen, • individuelle Lebensschicksale, • Verträglichkeit von Markierungen, • Befischungsdruck und Bestandsmanagement. Aus fast 600 Rückmeldungen von Markierungen durch Dritte, die bei uns eingesandt wurden, weil wir dafür seit 2009 auf eigene Kosten eine Prämie zahlen, wir wissen um den hohen Aussagewert solcher Informationen. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Projekts „Fish Trek“ im Internet ein interaktives Melderegister zur Verwaltung von Informationen aufgebaut werden, mit dem die Daten individuell markierter Fische über Projektgrenzen und -laufzeiten hinaus aufgenommen und in Hinblick auf die o.g. Ziele ausgewertet werden können. Die Laufzeit des Projekts soll 4 Jahre betragen. Danach ist das Institut für angewandte Ökologie GmbH auf eigene Kosten bereit, die Internetseite mit der Datenbank „Fish Trek“ weiter zu betreiben. Um die Chancen für den Wiedernachweis markierter Fische bzw. von Markierungen zu erhöhen, haben wir für die Durchführung des Projekts „Fish Trek“ eine Partnerschaft mit dem Deutschen Angelfischereiverband (DAFV e.V.) vereinbart, in dem bundesweit in ca. 9.000 Vereinen über 500.000 Angler organisiert sind. Zudem sind diesem deutschen Dachverband weitere fischereiliche Verbände von Angel- und Berufsfischern angeschlossen und die Publikationsorgane erreichen auch Fischverkäufer, Köche, Gastronomen und Konsumenten im In- und Ausland. Gestützt auf die Basis der für das Vorhaben zu interessierenden Fachleute und Laien sowie belegt durch die Rückmeldung markierter Fische dient dieses Citizen Science-Projekt dazu, die Öffentlichkeit über die Gefährdung der heimischen Fischfauna aufzuklären, insbesondere über die Einschränkung der Wanderungen der Fische durch die Unterbrechung der Fließgewässer durch Wanderbarrieren. Zudem soll die Zusammenarbeit und der Informationsausstauch wissenschaftlicher Markierungsprojekte entlang der Wanderachsen der Fische gefördert, und damit letztlich das Wissen über die einheimische Fauna vermehrt werden.
Jedes Citizen Science-Projekt lebt vom Mitmachen möglichst Vieler. Deshalb wurden in Zusammenarbeit des IfOE mit dem DAFV diverse Aufsätze in Angeljournalen abgedruckt, an das Fachpublikum gerichtete Publikationen veröffentlicht, Vorträge gehalten und Aufrufe gestartet, um sowohl Markierer, als auch potentielle Finder über Fish Trek zu informieren und für eine Kooperation zu werben.
Fish Trek