Projekt 34639/01

Entwicklung nachhaltiger Schutzkonzepte für die Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Wirtschaftswäldern

Projektträger

Universität Hohenheim Institut für landschafts- und Pflanzenökologie FG Landschaftsökologie und Vegetationskunde (320a)
Ottilie-Zeller-Weg 2
70599 Stuttgart
Telefon: +49 711-459 23530

Zielsetzung

Die Gelbbauchunke ist eine Art der Anhänge II und IV der EU FFH-Richtlinie. Sie ist eine von nur 40 Arten für deren globale Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung zukommt (Verantwortungsart) und in den Roten Listen des Bundes und des Landes Baden-Württemberg als stark gefährdet (Kategorie 2) geführt. Die Bestände der Art sind deutschlandweit rückläufig. Eines der Haupthabitate der auf Gewässerdynamik zwingend angewiesenen Art sind heute Wirtschaftswälder und dort insbesondere Fahrspurpfützen auf Rückegassen. Diese spiegeln die Störungsdynamik der großteils und irreversibel zerstörten Primärhabitate wider (natürliche Flussauen).

Es fehlt an nachhaltigen im Sinne von langfristig wirksamen, auf Daten basierenden Schutzkonzepten für ständig neu entstehende und wieder verschwindende Kleinstgewässer auf Rückegassen bzw. in bewirtschafteten Wäldern. Bisherige bekannte Schutzmaßnahmen für die Gelbbauchunke und andere Pionierarten wie Kreuzkröte und Wechselkröte werden mehrheitlich durch Anlage von permanenten Gewässern umgesetzt. Entsprechende Gewässer sind langfristig für diese Arten ungeeignet. Daten zu tatsächlichen Reproduktionserfolgen in Verbindung mit integrierbaren praktischen Maßnahmenansätzen für die Anlage solcher Kleinstgewässer fehlen für die Gelbbauchunke. Hier setzt das Projekt „Entwicklung nachhaltiger Schutzkonzepte für die Gelbbauchunke in Wirtschaftswäldern“ an.

Ziel war die Entwicklung und Erprobung von umsetzungsorientierten, in den regulären Forstbetrieb integrierbaren Maßnahmen zum Schutz der Gelbbauchunke in enger Kooperation mit der forstlichen Praxis (Forstreviere). Der Maßnahmenerfolg definiert sich über erfolgreiche Reproduktion; die Nachhaltigkeit durch die langfristige Verfügbarkeit entsprechender Pioniergewässer im Raum, bei einer insgesamt eng begrenzten Anzahl geeigneter und verfügbarer Standorte.
Die Kontinuität der Bereitstellung von Gewässern vor dem Hintergrund der begrenzten Verfügbarkeit geeigneter Standorte bleibt die zentrale Herausforderung für das Management einer auf Dynamik angewiesenen, zwingend an frühe Sukzessionsstadien gebundenen, Pionierart. Entsprechende Ansätze wurden im Laufe des Projektes in die Praxis umgesetzt, bei Bedarf im Sinne von Effizienzgewinn angepasst und weiter erprobt.

Für die Umsetzung der als wirksam ermittelten Maßnahmen wird auch über das Projektende hinaus aktiv geworben. Die Teilnahme an Fortbildungen während des Projektes und nach Projektende ergänzt die Aktivitäten zur unmittelbaren und gezielten Verbreitung der Projektergebnisse. Die Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Aspekt des Projektes und wurde aktiv im Zuge der Umsetzung betrieben (Beschilderung an Waldstandorten, Presseartikel, Vorträge etc.). Unterstützung bei der Werbung um Verständnis für einen an eher unansehnliche Fahrspuren gebundenen Artenschutz wird regelmäßig auch vom Forst eingefordert und konnte durch die Erstellung eines Faltblattes, die Bereitstellung mobiler Infotafeln und Zeitungsinterviews erreicht werden.

Arbeitsschritte

In 6 teilnehmenden Forstrevieren in Baden-Württemberg wurden von 2019 – 2021 Maßnahmen zur Herstellung von Gewässern geplant und umgesetzt. Zusammen mit den Revierleitern und Waldarbeitern wurde ein Paket verschiedener Maßnahmentypen spezifisch für jedes Revier zugeschnitten. Dies richtete sich hauptsächlich nach den vorhandenen Standorten, dem verfügbaren Maschinenpark und der ohnehin stattfindenden Forstbewirtschaftung. Die Umsetzung erfolgte dann Großteils eigenständig durch die Revierleiter und Waldarbeiter hauptsächlich während der Winter- und Frühjahrsmonate. Dabei wurden alle Maßnahmen mit den im Forstbetrieb vorhandenen Maschinen umgesetzt, um die erwünschte Praxisnähe zu gewährleisten. Sofern möglich haben wir die Umsetzung unmittelbar begleitet, um Einblick in die Abläufe, Machbarkeit und evtl. Probleme zu bekommen. Als Grundlage für Vergleiche zur Eignung von Gewässertypen wurde alle entstandenen Gewässer im April erfasst, vermessen, kartiert und den entsprechenden Gewässertypen zugeordnet.

Die Datenerfassung erstreckte sich während der Aktivitätsperiode der Gelbbauchunke von Mai bis Oktober (Haupterfassungen und Nebenerfassungen). Im Rahmen der monatlichen Haupterfassungen wurde jedes Tier in jedem Altersstadium (Adulte, Juvenile & Metamorphlinge) gefangen, vermessen und fotografiert. Zusätzlich wurde jedes Gewässer 5x gekeschert und alle Reproduktionsstadien der Gelbbauchunke erfasst. Kaulquappen im Endstadium (4-Beine) wurden quantitativ und zusammen mit der qualitativen Aufnahme der biologischen Ausstattung der Gewässer (andere Amphibienarten, Libellenlarven, sonstige Prädatoren) erfasst. Um ein genaueres Bild des Reproduktionserfolgs der einzelnen Gewässer zu bekommen, wurden angepasst an den Reproduktionsfortschritt alle Gewässer von Juni/Juli bis Oktober im Rahmen wöchentlicher Nebenerfassungen begutachtet. Hierbei wurden alle Reproduktionsstadien der Gelbbauchunke erfasst. Metamorphlinge wurden gefangen, vermessen, fotografiert und der Standort notiert. Kaulquappen im 4-Bein-Stadium wurden gezählt und andere Stadien, Laich und andere Amphibienarten und Antagonisten erfasst. Bei allen Erfassungen wurde zudem der Zustand der Einzelgewässer in Bezug auf Bespannung dokumentiert.

Alle erfassten Daten wurden am Ende eines jeden Jahres ausgewertet. Alle Bauchmuster von Adulten und Juvenilen wurden mit der Software „AmphIdent“ abgeglichen und für jedes Revier eine Individuendatenbank erstellt. Metamorphlinge wurden, aufgrund des unvollständig ausgebildeten Musters in den ersten Wochen, visuell miteinander abgeglichen. Anschließend wurde jeder Metamorphling nach seinem Erstfundort einem Ursprungsgewässer zugeordnet. Zusätzlich wurde das Reproduktionspotential (Wasserhaltevermögen) eines jeden Gewässers ermittelt. War ein Gewässer dauerhaft trocken oder hielt das Wasser nicht für mindestens 8 zusammenhängende Wochen (Mindestentwicklungszeit einer Gelbbauchunkenkaulquappe) wurde das Potential für Reproduktion als „nicht möglich“ gesetzt und das Gewässer nicht in die weitere Auswertung einbezogen, um Verfälschungen der Daten zu vermeiden (Erstfunde von Metamorphlingen (Erfolg) an zuvor trockenen, nur kurzzeitig wasserführenden Kleinstgewässern ohne Reproduktion). Am Ende eines jeden Jahres wurde der absolute Reproduktionserfolg eines Einzelgewässers als Summe aller Metamorphling-Erstfunde ermittelt und die Gewässer dann aufgrund von Entstehungsart und physikalischen Eigenschaften bestimmten Typen zugeordnet. Es wurde ein Durchschnitt für den Reproduktionserfolg für jeden Gewässertyp gebildet. Dieser Ansatz des tatsächlichen Reproduktionserfolgs durch die wöchentlichen Erfassungen der Metamorphlinge auf Individuenbasis für jedes einzelne Gewässer ist die datenbasierte Grundlage für spätere Maßnahmenempfehlungen.
Zur Ermittlung der Ursachen für einen verringerten Reproduktionserfolg wurden alle Gewässer nach Anwesenheit von adulten Molchen und/oder Libellenlarven aus dem Vorjahr gruppiert und der durchschnittliche Reproduktionserfolg jeder durch die entsprechenden biologischen Parameter definierten Gewässergruppe dargestellt.

Ergebnisse

Alle ursprünglichen Ziele des Projektes wurden erreicht. Alle Maßnahmen und Datenerfassungen wurden in der ursprünglich geplanten Projektlaufzeit von 3 Jahren abgearbeitet. Allerdings war im Hinblick auf die finale Datenauswertung, die Veröffentlichungen der Ergebnisse als Praxis-Leitfaden und Erstellung eines Faltblatts sowie die Umsetzung der coronabedingt verzögerten Abschlusstagung eine Projektverlängerung um 9 Monate erforderlich. In diesem Zeitraum konnten die geplanten Aufgaben vollständig abgeschlossen werden. Erfreulich ist zu betonen, dass alle Maßnahmen ohne Zuwendungen aus Projektmitteln mit Mitteln von Forstbetrieb und beteiligten Kommunen umgesetzt werden konnten. Dies trägt maßgeblich zur Umsetzbarkeit der Maßnahmen in der Praxis über das Projektende hinaus bei.

Der beste Reproduktionserfolg wurde für neue Baggertümpel im Erstjahr, Wildäcker / Dynamisierungsflächen mit Fahrspuranlagen und neue (seit mind. 5-10 Jahren nicht vorhandene) Fahrspurpfützen auf Rückegassen ermittelt. Dies reflektiert beste Erfolge unter den Rahmenbedingungen einer räumlichen und zeitlichen Dynamik. Dieser Gruppe folgten Kleinstgewässer auf Rückegassen mit einer Trockenpause welche entweder aktiv durch Begradigungen/Sanierungen und spätere Wiederbefahrung oder passiv durch selbstständige zwischenzeitliche Austrocknung und ggf. spätere Wiederbefahrung zumindest die zeitliche Dynamik gewährleisteten. Für permanente Altgewässer wie alte Fahrspuren, sanierte Alttümpel oder natürliche Altgewässer (inkl. Baggertümpel im zweiten Jahr nach ihrer Entstehung) wurde nur geringe oder keine Reproduktion gemessen. Eine Sanierung durch Zurückstellen der Sukzession von Altgewässern hebt den Erfolg lediglich auf das Niveau von alten permanenten und wiederdurchfahrenen Fahrspuren. Prädatoren von Laich und Kaulquappen werden durch Sanierungen nicht beseitigt. Kleinstgewässer in Grabenbereichen waren ebenfalls nur im Erstjahr erfolgreich, insofern diese das Wasser hielten. Kleinere Tümpel an Dolen und von selbst entstehende Wurzeltellertümpel waren übermäßig von Austrocknung betroffen, sodass es hier regelmäßig zum vollständigen Verlust der Kaulquappen kam und in den entsprechenden Gewässertypen kein Reproduktionserfolg gemessen werden konnte.

Ausschlaggebend für eine ausreichende Wasserführung ist die Verdichtung bei Kleinstgewässern. Diese ist in Fahrspuren durch die bewirtschaftungsbedingte Befahrung in der Regel gegeben. Kleinere Baggertümpel trockneten mangels Verdichtung oftmals aus. Fahrspuranlagen auf Rückegassen und Wildäckern streuen zudem das Austrocknungsrisiko auf mehrere Gewässer, sodass es hier an einem Standort zumindest in einigen Pfützen oftmals zu einem Erfolg kam. Zudem werden auf den Rückegassen nur zeitweise bespannte, während der Bespannung aber gerade von Jungtieren gerne als Aufenthaltsgewässer genutzte Pfützen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Reproduktionsgewässern bereitgestellt.

Innovativ ist unser Ansatz der Wildackeranlagen / Dynamisierungsflächen, wo auf kleiner Fläche nach Bodenbearbeitung mehrere Fahrspuren angelegt werden und als Laichgewässer fungieren. Diese werden dann im Folgeherbst wieder eingeebnet und sind in der Zukunft jederzeit wieder aktivierbar. Dieses Vorgehen ist aus unserer Sicht der einzige langfristig erfolgreiche Ansatz eines dynamischen Gelbbauchunkenschutzes außerhalb von Rückegassensystemen. Wir konnten hier durch eine jeweils einjährige Staffelung von Neuanlage, gefolgt von Einebnung (Deaktivierung) und erneuter Anlage (Aktivierung), gleichbleibend hohe Reproduktionserfolge am gleichen Standort in 2019 und 2021 verzeichnen. Dem stehen Neuanlagen von Baggertümpeln mit hohen Erfolgen im Erstjahr und dann dramatische Rückgänge des Erfolgs im Folgejahr bis hin zu Totalausfällen bei permanenten Altgewässern gegenüber. Somit sind aus unserer Sicht die ständigen Neuanlagen von dann permanenten Baggertümpeln weder nachhaltig noch von langfristigem Nutzen für die Erhaltung von Gelbbauchunkenpopulationen.

Die für die Gelbbauchunke erforderliche Dynamik findet sich in Wirtschaftswäldern in erster Linie automatisch auf Rückegassen, weshalb sich die Gelbbauchunke an Waldstandorten angesiedelt hat. Hier gilt es Pfützen auf Rückegassen im Erstjahr ihrer Entstehung zu belassen und auch zur Erhaltung der langfristigen technischen Befahrbarkeit zeitverzögert im Folgewinter zu sanieren. Durch die Sanierung sind eine regelmäßige Neuentstehung von frischen Kleinstgewässern und damit die für die Unke unverzichtbare Dynamik gewährleistet.

Permanente Altfahrspuren haben ebenso wenig wie Alttümpel ab dem 2. Jahr keinen populationserhaltenden Nutzen für die Unke. Somit ist aus unserer Sicht ein Schutz der Gelbbauchunke mit den Bewirtschaftungsvorgaben und -zielen in Wirtschaftswäldern kompatibel, sofern die Bildung von Pfützen nicht durch Reisigauflage „vorbeugend“ unterbunden wird.

Öffentlichkeitsarbeit

Während der gesamten Laufzeit war eine effektive Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Projektbestandteil. Die Öffentlichkeitsarbeit diente zum einen dazu Wissen zur Gelbbauchunke und die wichtige Funktion von Fahrspuren zu vermitteln und zum anderen um über das Projekt, dessen Ergebnisse und mögliche Maßnahmenansätze für die Praxis zu informieren.

So wurden Exkursionen in vielen Testrevieren durchgeführt, Vorträge auf Tagungen, Konferenzen und Bildungsevents gehalten, Interviews für Zeitungen und Radio gegeben, eine Projekt-Webseite gestaltet, mobile Infotafeln für die teilnehmenden Reviere gestellt, eine Abschlusstagung zum Projekt inkl. Exkursion an der Universität Hohenheim veranstaltet, Veröffentlichungen als Faltblatt für Waldbesucher und eine Broschüre als Leitfaden für die Praxis erstellt, Vernetzungen mit anderen Projekten geknüpft und unzählige sonstige Gespräche mit Akteuren und Waldbesuchern geführt. Durch die Teilnahme an Fortbildungen (mit Vorträgen & Exkursionen) für Revierleiter sowie viele weitere Treffen mit Akteuren im Forst konnten unsere Maßnahmenvorschläge direkt in die Praxis kommuniziert werden.

Während der gesamten Projektlaufzeit war das Feedback aus der Öffentlichkeit (Waldbesucher) sehr positiv zum Thema Gelbbauchunke und Fahrspuren. Die Kommunikation der Bedeutung von Fahrspuren ist eine zentrale Herausforderung der effektiven Öffentlichkeitsarbeit an Waldstandorten. Gerade die Fahrspuren erscheinen als Eingriff in den Wald als wahrgenommenes Modell von Naturlandschaft. Die Vermittlung von Verständnis für solche Spuren und die daran gebundenen Leitarten ist eine wichtige Unterstützung für die im Rahmen von nachhaltiger Entwicklung unverzichtbare Bewirtschaftung und damit auch Nutzung der erneuerbaren Ressource „Holz“. In unseren Projektrevieren gab es keine Beschwerden aus der Öffentlichkeit, vielmehr kamen Waldbesucher aktiv auf die Projektbearbeiter zu und informierten sich zum Zustand der Gelbbauchunkenpopulation und –reproduktion. Diese Informationskomponente zum Artenschutz als Folge von Nutzung sollte Teil der aktiven Waldbewirtschaftung sein.

Über das Projektende hinaus sind wir in vielen weiteren Projekten zum Thema Amphibienschutz aber auch Dynamik in unserer Kulturlandschaft eingebunden. So sind auch weiterhin Vorträge über die Landesgrenzen hinaus geplant. Viele der Maßnahmen konnten erfolgreich auch an anderen Standorten in Baden-Württemberg umgesetzt werden. Die mobilen Infotafeln finden weiterhin in den Forstrevieren Anwendung. Unsere Projektwebseite bleibt auch über das Projektende hinaus bestehen und schafft Zugänge zu Informationen zum Projekt, Fachbeiträgen der Abschlusstagung, das Faltblatt, die Praxis-Leitfaden Broschüre und letztlich auch weitere Entwicklungen zum Thema Gelbbauchunkenschutz.

Unsere mehrseitige Praxis-Leitfaden Broschüre vereint Informationen zur Gelbbauchunke, die Projekt-Ergebnisse, praktische Maßnahmenempfehlungen für die Zielart sowie mit dem Thema weitere verknüpfte Themen wie Artenschutzrecht, Konfliktlösungen, Bodenschutz und Zertifizierung. Die Broschüre wurde allen Teilnehmern (Planungsbüros, Verwaltungen, Forst, ehrenamtliche Naturschützer, Wissenschaftler, etc.) der Abschlusstagung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Damit steht die Broschüre beispielhaft für die multifunktionale Einbindung aller Belange und Akteure in einem funktionierenden Artenschutz.

Projekt-WebseiteDBU - Praxis-Leitfaden BroschüreDBU - Faltbarer Flyer zum Projekt

Fazit

Unsere Ergebnisse bestätigen die bekannte Bindung der Gelbbauchunke an Pioniergewässer im frühen Sukzessionsstadium und damit an eine funktionierende Gewässerdynamik. Die Herausforderung unkentaugliche Pioniergewässer dauerhaft an einem Standort zu gewährleisten, ist nach unseren Erkenntnissen mit einem gezielten Management ohne hohe Kosten und mit geringem Arbeitsaufwand möglich. Gleichzeitig ist dies in die alltägliche Waldbewirtschaftung integrierbar. Wir schlagen für die Gelbbauchunke konkrete Maßnahmen vor, deren Wirksamkeit im Projekt empirisch getestet wurde. Hauptaugenmerk ist hierbei auch die für einen funktionierenden Langzeitschutz dieser Pionierart zwingend erforderliche Beseitigung von Kleinstgewässern.

Der Natur- und Artenschutz nicht nur in Deutschland muss sich zunehmend dem Thema „Dynamik“ stellen. Bisherige Anlagen von permanenten Strukturen ohne frühe Sukzessionsstadien sind für Störungsspezialisten nicht förderlich. Für nutzungsgeprägte Kulturlandschaften sind gerade auch frühe und oftmals eher unscheinbare bzw. unansehnliche Sukzessionsstadien ein zwingendes Requisit. Es gilt in der Kulturlandschaft die Vorteile einer Bewirtschaftung für den Artenschutz zu nutzen und aktiv einzubinden, da Störungsarten auf die fortlaufende Bewirtschaftung angewiesen sind. Dies gilt für bewirtschaftete Wälder wie auch für Abbaugebiete.

In diesem Zusammenhang bedarf es weiterhin der Diskussion und Klärung des Umgangs mit EU FFH-Anhang IV Arten für welche auf der einen Seite ein individuelles Tötungsverbot greift und auf der anderen Seite ein günstiger Populationszustand erreicht werden soll. Dynamikarten benötigen Störungen für einen langfristigen Erhalt. Sofern das individuelle Tötungsverbot zu starken Einschränkung in der Bewirtschaftung führt hat dies negative Konsequenzen für diese Arten, da bspw. eine Kleinstgewässerentstehung unterbunden wird. Eine aktive Bewirtschaftung schafft die Lebensgrundlage für diese Arten und sollte somit als integraler Bestandteil im Rahmen von Maßnahmen für den Schutz speziell dieser Arten verstanden werden.

Übersicht

Fördersumme

289.227,00 €

Förderzeitraum

01.01.2019 - 30.09.2022

Internet

https://www.uni-hohenheim.de/einrichtung/institut-

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz