Projekt 32372/02

Auskunfts- und Informationssystem Starkregenvorsorge (AIS) als Beitrag zur Klimaanpassungsstrategie Extreme Regenereignisse (KLAS) in Bremen

Projektträger

Dr. Pecher AG Fachbereich Forschung und Innovationen
Klinkerweg 5
40699 Erkrath
Telefon: 02104 939695

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Anpassung urbaner Räume an die Auswirkungen des Klimawandels setzt insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung negativer Einflüsse durch Starkregen die Beteiligung und Zusammenarbeit verschiedenster kommunaler und privater Akteure voraus. Ziel des Projekts ist daher die Weiterentwicklung und Umsetzung eines im Projekt KLAS (Az 32372/01) konzipierten Auskunfts- und Informationssystems Starkregenvorsorge (AIS) in der Freien Hansestadt Bremen. Das AIS soll Grundlagendaten und Analyseergebnisse zu Überflutungsgefahren, -risiken und Anpassungspotenzialen zielgruppengerecht bereitstellen und die Planungs- und Entscheidungsprozesse innerhalb der Überflutungsvorsorge unterschützen. Die Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf andere Städte und Gemeinden sollte durch die Entwicklung des AIS als Produkt ermöglicht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenInformationen zur Überflutungsgefahr bilden die Grundlage für alle Maßnahmen und Vorhaben der Überflutungsvorsorge und sind daher ein wichtiger Bestandteil des AIS. Vor diesem Hintergrund wurde der Datenbestand in Bremen überarbeitet und an die aktuellen Anforderungen der Überflutungsvorsorge angepasst. Die ermittelten Daten wurden zusammen mit weitergehenden Analyseergebnissen zur gebäudebezogenen Gefährdung und zum Überflutungsrisiko von Krankenhäusern für die Integration in das AIS aufbereitet. Das AIS wurde als GIS-basiertes Onlineportal in Form von Web Applikationen (WebApp) von der Stadt Bremen realisiert. Als solche veröffentlicht, wurde bereits eine Starkregengefahrenkarte, die Teil des ebenfalls im Projekt entwickelten „Starkregen-Vorsorgeportals“ ist. Das Portal dient zur Information der Öffentlichkeit und bietet die Möglichkeit, Auskünfte zu Überflutungsgefahren auf dem eigenen Grundstück zu beantragen und/oder eine persönliche Beratung vor Ort durch Fachpersonal in Anspruch zu nehmen. Eine weitere WebApp wurde zur behördeninternen Unterstützung von Planungs- und Entscheidungsprozessen erstellt. Die Berücksichtigung der hier gespeicherten Planungsgrundlagen in Planungsprozessen wird zukünftig durch die Verwendung einer Checkliste sichergestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Die aktuellen Anforderungen und Vorgaben für die Ermittlung und Aktualisierung der Grundlagendaten (Überflutungsgefahren und -risiken) sind auch auf die Ergebnisse des vorangegangenen Projektes KLAS (Az 32372/01) zurückzuführen. Das Erfordernis einer höheren, räumlichen Auflösung der Informationen zur Überflutungsgefahr, vor allem im Hinblick auf die Darstellung der Überflutungsgefahr auf Grundstücksebene und als Grundlage für weitergehende Risikoanalysen, war ein zentrales Ergebnis. Im Zuge der im Projekt durchgeführten Überflutungsberechnungen wurde die räumliche Auflösung daher stadtgebietsweit auf 1 m x 1 m (Raster) erhöht und alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Auswirkung unterschiedlicher Modellierungstechniken und -spezifika aus KLAS berücksichtigt. Auf Grundlage der ermittelten Daten wurde für jedes Gebäude in Bremen eine individuelle Aussage zur Überflutungsgefährdung in Form des maximal am Gebäude anstehenden Wasserstands getroffen. Erforderlich ist diese Aussage insbesondere für gebäudebezogenen Risikoanalysen durch die Akteure in Bremen. Entsprechende Analysen sind hilfreich, um Risiken im Stadtgebiet darzustellen und die Umsetzung von Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen zu priorisieren. Darüber hinaus wurden die ermittelten Grundlagendaten zur Bewertung der Überflutungsgefährdung von Krankenhäusern in Bremen verwendet. Mit Hilfe der Ergebnisse wurden die jeweiligen Träger in gemeinsamen Gesprächen für die Gefährdung sensibilisiert und motiviert, das Schadenspotenzial der gefährdeten Gebäude zu ermitteln und für eine Risikoanalyse zur Verfügung zu stellen.
Das AIS stellt ein effizientes Werkzeug für die Bereitstellung und Kommunikation von Grundlagendaten zu Starkregengefahren, -risiken und Anpassungspotenzialen dar. Im Projekt wurde es daher als Produkt entwickelt, um den Einsatz auch in anderen Städten zu ermöglichen. Im Kern besteht das AIS aus individuell gestaltbaren Online-Portalen, mit deren Hilfe Daten für verschiedene Belange und Akteure der Überflutungsvorsorge bereitgestellt werden können. Die konzeptionelle Gestaltung des AIS (Layout, Funktionen, Legenden, Lesehilfen, etc.) beruht auf langjähriger Projekterfahrung im Bereich Starkregenrisikomanagement und stellt eine zielgruppengerechte und verständliche Bereitstellung von Daten sicher. Die inhaltliche Struktur des Systems orientiert sich an den in Bremen definierten Aufgabenbereichen der Überflutungsvorsorge „Risikomanagement“, „wasser- und klimaangepasste Stadtentwicklung“ und „Öffentlichkeitsarbeit“. Eines der im Projekt entwickelten Portale ist Teil des neuen „Starkregen-Vorsorgeportals“ der Stadt Bremen und beinhaltet eine stadtgebietsweite Starkregengefahrenkarte. Grundstückseigentümer*innen, die Detailinformationen für ihr Grundstück einsehen wollen, erhalten auf Antrag ein Auskunftsformular, das verschiedene Kartendarstellungen und Erläuterung enthält. Auch wird auf die Möglichkeit zur persönlichen Beratung vor Ort, auf dem eigenen Grundstück durch Mitarbeiter der hanseWasser Bremen GmbH aufmerksam gemacht. Die inhaltliche und konzeptionelle Gestaltung der Kartenausschnitte basiert vor allem auch auf den Erfahrungen der Kundenbetreuung der hanseWasser Bremen GmbH. Ein weiteres Portal wurde zur Unterstützung der Stadtverwaltung bei der Begleitung von Planungsvorhaben aufgebaut. Es stellt Grundlagendaten in den Bereichen „Starkregengefahren“, „Naturnaher Umgang mit Regenwasser“ und „Basisinformationen“ bereit und ermöglicht eine erste Einschätzung möglicher Überflutungsgefahren und Anpassungspotenziale. Eine eigens entwickelte Checkliste soll als Standard in allen Planungsverfahren abgearbeitet werden, um die Belange der Überflutungsvorsorge von vornherein zu berücksichtigen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mit Hilfe des Starkregen-Vorsorgeportals werden Überflutungsgefahren auf unterschiedlichen Pfaden an die Öffentlichkeit kommuniziert und Angebote zu weitergehenden Informationen und zur persönlichen Beratung unterbreitet. Als Kommunikationsplattform leistet das Portal einen wesentlichen Beitrag zur Öffentlichkeitarbeit in Bremen. Nicht nur die Konzeption des Portals, sondern auch das Vorgehen zur Ermittlung der Inhalte des AIS und zur Etablierung des AIS als behördeninternes Planungsunterstützungssystem wurden auf verschiedenen Fachtagungen und Veröffentlichungen vorgestellt.


Fazit

Die Umsetzung und Etablierung des Auskunfts- und Informationssystems Starkregenvorsorge ist eine große Errungenschaft für die Überflutungsvorsorge in Bremen. Erstmals stehen Daten und Informationen zum Thema Überflutungsvorsorge zentral gebündelt und zielgruppengerecht für Bürger*innen und Verwaltungsangehörigen bereit. Das große Interesse der Grundstückseigentümer an der Auskunftsmöglichkeit zu Gefahren auf dem eigenen Grundstück und die positive Resonanz verschiedenster Pressevertreter auf das Starkregen-Vorsorgeportal sind schon jetzt Beleg für den Erfolg des Projekts. Durch das Angebot des AIS als Produkt wird auch anderen Städten und Kommunen ermöglicht, von den langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Starkregen in Bremen zu profitieren.

Übersicht

Fördersumme

121.386,00 €

Förderzeitraum

14.06.2018 - 30.09.2021

Bundesland

Bremen

Schlagwörter

Landnutzung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik