Projekt 31320/01

Naturschutzfachliche Bedeutung aktuell frei werdender Militärflächen für die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie

Projektträger

Naturstiftung David Die Stiftung des BUND Thüringen
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Telefon: +49 361 710 129 0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Sicherung von 125.000 ha naturschutzrelevanter Bundesflächen als Nationales Naturerbe (NNE) ist eine beispielhafte Erfolgsgeschichte des Naturschutzes der letzten Jahre. Trotz der bisherigen Erfolge zeichnet sich ab, dass die Sicherung weiterer Naturschutzflächen erforderlich ist. Hierbei handelt es sich um
- ehemalige Militärflächen, die bei der bisherigen NNE-Sicherung unberücksichtigt geblieben sind
- freiwerdende Konversionsflächen der Bundeswehr und der alliierten Streitkräfte
- Bergbaufolgeflächen in den Ländern Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie
- BVVG-Flächen, die bei der bisherigen Flächenauswahl nicht berücksichtigt werden konnten.

Mit dem Projekt soll der Naturschutzwert der militärischen Liegenschaften sowie ihre Bedeutung im Rahmen des nationalen Biotopverbundes und der Hotspot-Regionen der biologischen Vielfalt recher-chiert und aufgearbeitet werden



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Umsetzung des Projektes erfolgte in drei Arbeitspaketen
1. Flächenrecherche
In einem ersten Schritt wurden die für die weitere NNE-Flächensicherung in Frage kommenden Gebiete lagegenau recherchiert und im GIS dargestellt. Bei den zu recherchierenden Flächen handelte es sich um
bisher im NNE noch nicht berücksichtigte ehemalige Militärflächen
Konversionsflächen der Bundeswehr und der alliierten Streitkräfte.
2. Informationsrecherche zu ausgewählten Flächen
Für die in Arbeitspaket 1 ausgewählten Flächen erfolgte eine vertiefende Recherche. Lagen zu den Flä-chen bereits Informationen in der online-Datenbank „Naturschutz und Militär“ vor, wurden diese aktuali-siert und vervollständigt. Einige Flächen wurden komplett neu in die Datenbank aufgenommen – hierzu wurden zusätzlich umfassende Basis-Informationen zu den Flächen recherchiert. Die digital aufbereiteten Flächenabgrenzungen wurden – soweit vorliegend –mit Informationen
zum bundesweiten Biotopverbund,
zu den im Bundesprogramms Biologische Vielfalt ausgewiesenen Hotspot-Regionen und
zu den Eigentumsverhältnissen (wichtig v. a. für die Randbereiche der Militärflächen) verschnitten.
3. Erstellung von Flächensteckbriefen mit Kartendarstellung
Die Ergebnisse aus Arbeitspaket 1 und 2 wurden in Form von einfachen Steckbriefen dargestellt. Dazu wurde die bestehende PDF-Funktion der Datenbank „Naturschutz und Militär“ genutzt und angepasst.



Ergebnisse und Diskussion

Flächenrecherche
Im Rahmen der Recherchen zu bisher noch nicht eigentumsrechtlich gesicherten naturschutzfachlich wertvollen Konversionsflächen konnten – in enger Abstimmung mit der Strategiegruppe Naturschutzflä-chen des Deutschen Naturschutzrings (DNR) – 37 Flächen mit einem Gesamtumfang von 33.784 ha identifiziert werden, die eine hohe bzw. sehr hohe Bedeutung für den Naturschutz besitzen und langfristig eigentumsrechtlich für den Naturschutz gesichert werden sollten. Weitere 13 Flächen befinden sich auf der „Prüfliste“, deren Naturschutzwert noch nicht abschließend geklärt werden konnte. Die Recherche war u. a. Grundlage für die Benennung von min. 30.000 ha als 3. Tranche des NNE im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vom Herbst 2013. Bei weiteren drei naturschutzfachlich wertvollen Flächen (15.305 ha) ist langfristig eine (Teil-) Abgabe durch die Herabstufung vom Truppenübungsplatz zum Standortübungsplatz nicht auszuschließen. Zusätzlich wurden drei ökologisch wertvolle Flächen (14.784 ha) identifiziert, die voraussichtlich bis zum Jahr 2020 von den britischen Streitkräften verlassen werden sollen. Damit könnte sich der Handlungsbedarf bei der langfristigen eigentumsrechtlichen Sicherung von Militärflächen in den kommenden Jahren noch deutlich erhöhen.

Informationsrecherche zu ausgewählten Flächen
Im Projektverlauf wurden seit Mai 2013 insgesamt 19 Flächenumgrenzungen neu digitalisiert, mit natur-schutzfachlichen Kartengrundlagen verschnitten und der online-Datenbank hinzugefügt. In 11 Fällen da-von wurden gänzlich neue Flächen recherchiert und in der online-Datenbank angelegt, in den übrigen acht Fällen waren bislang keine Flächenabgrenzungen in der Datenbank vorhanden.

Die Ergebnisse zeigen deutlich die naturschutzfachliche Bedeutung von Militärflächen: Von allen in der Datenbank „Naturschutz und Militär“ erfassten Gebieten mit Flächenabgrenzung liegen 47 % ganz oder teilweise in Flächen des nationalen Biotopverbundes bzw. bei rund 20 % kommt es zu Überschneidungen mit den Hotspot-Regionen der biologischen Vielfalt. Fokussiert man auf die für eine 3. Tranche des NNE geeigneten Flächen, dann liegt der Anteil sogar bei 51 % an Militärgebieten, die ganz oder teilweise in Flächen des Biotopverbundes liegen bzw. 19 % liegen ganz oder teilweise in Hotspot-Regionen. Zudem leisten die großen waldreichen Militärgebiete einen Beitrag zur Erreichung des 2 % Wildnis-Ziels bzw. für das 5 % -Ziel nutzungsfreier Wälder.

Die Recherche der Eigentumsverhältnisse gestaltete sich schwierig. Im Projektverlauf konnten lediglich für vier Militärgebiete kostenfrei flächendeckend die Eigentumsverhältnisse erhalten werden.

Erstellung von Flächensteckbriefen mit Kartendarstellung
Durch die PDF-Funktion erhalten Datenbanknutzer die Möglichkeit, sich die in der Datenbank enthaltenen Informationen individuell als einfachen Flächensteckbrief (PDF) generieren zu lassen. Somit können die Angaben kompakt abgespeichert werden. Da in der Datenbank Umgrenzungen der Militärflächen, der Schutzgebiete sowie – mit entsprechender Berechtigung – der Eigentumsverhältnisse angezeigt werden können, wurde auf die Bereitstellung von gesonderten Karten verzichtet.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die projektbegleitende Informationsarbeit wurde auf mehreren Ebenen durchgeführt, um relevante Akteu-re anzusprechen und auf das Projekt bzw. die Ergebnisse aufmerksam zu machen. Neben der Teilnahme an Veranstaltungen und Arbeitstreffen haben auch die intensiven Recherchen, die bei Naturschutz-behörden, -verbänden und ehrenamtlichen Naturschützern dazu geführt, dass das Projekt bundesweit bekannt wurde. Bei den Recherchen sind sehr gute Kontakte zu den einzelnen Naturschutzakteuren ent-standen.

Zudem hat die gemeinsame Lobbyarbeit der großen deutschen Umweltverbände unter dem Dach der DNR-Strategiegruppe – koordiniert durch die Naturstiftung David – zur erfolgreichen Aufnahme des Nati-onalen Naturerbes in den Koalitionsvertrag von 2013 der aktuellen Bundesregierung geführt.

Stets wurden auf der Homepage der Naturstiftung David Informationen zum Nationalen Naturerbe und zur Relevanz von Militärflächen für den Naturschutz unter den URLs: www.naturgebiete.de, www.naturstiftung.de/NNE3 und www.naturstiftung.de/militerdatenbank aktualisiert.



Fazit

Anhand des Projektes konnte die Vorschlagsliste der Verbände zur 3. Tranche des Nationalen Naturer-bes aktualisiert werden. Dies war u. a. Grundlage für die Bezifferung von min. 30.000 ha der 3. Tranche im Koalitionsvertrag vom Herbst 2013. Damit ist ein erfolgreicher Abschluss des Projektes gegeben.

Übersicht

Fördersumme

29.700,00 €

Förderzeitraum

19.04.2013 - 31.03.2014

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz