Projekt 30476/01

Modellhaftes Photovoltaik-Inselnetz für das Mädchenwohnheim bei Port-au-Prince/Haiti

Projektträger

Deutscher Caritasverband e.V. Abteilung Caritas International Referat Lateinamerika/Europa
Karlstr. 40
79104 Freiburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zusammen mit der Caritas Österreich (CaA) engagieren sich die Salesianerinnen im Wiederaufbau eines Mädchenwohnheims. Das Oberziel ist die nachhaltige Verbesserung der Lebensstandards von 150 ver-waisten Mädchen, die direkt oder indirekt von dem Erdbeben in Haiti im Januar 2010 betroffen waren. Eine Komponente des Projekts besteht aus dem Bau einer Solarenergieanlage. Ergebnis wird die ausreichende Stromversorgung des Gebäudekomplexes sein, um den Mädchen angemessene Lebens- und Lernstan-dards zu ermöglichen und zu ihrer positiven Entwicklung beizutragen. Dies wird durch den Bau eines nachhaltigen, auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden Energiesystems gewährleistet.
Das Projekt wird auf dem Baugelände des Mädchenwohnheimes in Croix des Bouquets durchgeführt. Der Standort kann über folgende GPS-Koordinaten gefunden werden: 18°36'41.39"N 72°12'14.75"W.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAufbau der Projektstruktur: Noch im Juni 2012 veranlasste der Projektkoordinator der CaA einen Aus-tausch mit Partnern und Firmen, mit denen bereits Erfahrungen in der Anwendung der notwendigen technischen Komponenten gewonnen wurden. Die Beratung mit dem DCV, der gerade den Bau einer Solaranlage in Léogâne, Haiti, umsetzte, führte zu weiteren Recherchen mit dem deutschen Experten Willi Ernst und der BEGECA. Für alle Beteiligten ist das wichtigste Anliegen, die lokalen Partner auszubilden und ihnen Kenntnisse zur Wartung der Anlage und für zukünftige Projekte zu vermitteln. Unterdessen konnten 90% der Bauarbeiten der Bungalows beendet werden.
Ausschreibungsprozess: Die CaA verfügt nicht über die logistischen Mittel und die technische Erfahrung für die Beschaffung und die Installation einer solchen Anlage. Deshalb wurde entschieden, diese Kom-ponente auszulagern. Das Vergabeverfahren wurde offiziell an die BEGECA weitergegeben, mit der eine Ausschreibung nach pragmatischen Kriterien vereinbart wurde, bei der insbesondere die Begebenheiten in Haiti beachtet wurden. Eine deutsche Firma mit Arbeitserfahrung in Haiti gewann die Ausschreibung. Gleichzeitig wurden die Möglichkeiten der Installation untersucht (durch lokale Berufsschulen und Firmen, koordiniert durch die Salesianerinnen).
Weitere Schritte: Bis Ende 2012 wurden die Container mit der Anlage nach Haiti verschifft. Sie wurden dann auf dem Baugelände in Croix de Bouquets gelagert, bis die Anlage installiert werden konnte.
Installation: In jedem Modul sind zwei Häuser ausgewählt worden, gegen die auf- und untergehende Sonne ausgerichtet, jedes mit 50 Solarmodulen à 24 Volt DC/245 Watt und zwei Wechselrichtern mit ei-ner Leistung von 9 kW. Zusätzlich wurden 30 Module auf dem Dach der Wäscherei installiert, insgesamt also 50 x 6 = 300 + 30 = 330 Module, 330 x 245 = 80.850 Watt = 80,85 kW. Alle Wechselrichter werden im Verteilerkasten zusammen geschaltet und gehen von dort in die Multicluster-Box.
Die Frachtcontainer werden als Lager genutzt. In diesen Containern sind neun Ladebatterien, drei Wechselrichter und 48 Batterien à zwei Volt und 820 Amp.



Ergebnisse und Diskussion

Der Bau des Mädchenwohnheims und die Installation der Photovoltaikanlage sind abgeschlossen. Die Anlage ist in Betrieb und produziert ausreichend Energie. Die Wartung der Anlage ist durch den Partner vor Ort mit seiner langfristigen und nachhaltigen Vision seiner Arbeit in Haiti gewährleistet. Die Salesia-nerinnen haben die Zukunftsperspektive, das Mädchenwohnheim um einen Bildungskomplex zu erwei-tern. Es ist vorgesehen, die modulare Photovoltaikanlage entsprechend zu erweitern. Die Grundschule, die ebenfalls bereits gebaut worden ist, ist bereits an die Anlage angeschlossen. Als nächste Schritte sind der Bau einer Berufsschule und später einer Universität geplant. Letztere wird deutlich mehr Energie benötigen. Die Anpassungsmöglichkeiten werden aktuell diskutiert. Erste Berechnungen für den zu-künftigen Verbrauch wurden bereits erstellt, die auch das große Gelände und die dreiphasige Stromquel-le mit einbezogen. Die langen Leitungswege würden hierbei erhebliche Leitungsverluste verursachen. Eine Lösung könnte in der Nutzung dickerer Kabel liegen, alternativ wäre eine stärkere Dezentralisierung der PV-Generatoren möglich


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Für den Deutschen Caritasverband e.V. (DCV) und die CaA ist diese Anlage ein Referenz-Modell für weitere Projekte der Entwicklungshilfe mit erneuerbaren Energien. Der Lernfaktor für den lokalen Partner ist jedoch die wichtigste Komponente. Die Salesianerinnen werden mit der Anlage für andere Projekte werben und sie in ihre Strategie der nächsten drei Jahre integrieren. Im Rahmen einer feierlichen Eröff-nung des Mädchenwohnheimes wurde die Nutzung erneuerbarer Energien einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.


Fazit

Das gesamte Projekt, einschließlich der Installation der Anlage, ist ein Meilenstein für die Salesianerin-nen und auch für die Gegend Croix des Bouquets. Der staatliche Stromanbieter, EDH – Electricité d’Haïti, hat gerade erst damit begonnen, einen Teil von Croix des Bouquets an das Stromnetz anzu-schließen. Das Mädchenwohnheim hat durch die Umsetzung des Projektes bereits heute Zugang zu Elektrizität. Die Anlage mit erneuerbaren Energien passt sehr gut in dieses Gebiet. Durch den Standort und das Klima kann eine optimale Nutzung garantiert werden. Es ist gelungen, lokale Fachleute zu schu-len und in das Projekt zu integrieren. Das Vorhaben dient als Referenz- und Modellprojekt für weitere Vorhaben der Salesianerinnen in Haiti und für Projekte von Caritas Österreich und dem Deutschen Cari-tasverband

Übersicht

Fördersumme

110.250,00 €

Förderzeitraum

20.06.2012 - 19.12.2013

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung