Projekt 27138/01

Entwicklung und Umsetzung eines modellhaften Konzeptes zur öffentlichkeitswirksamen Präsentation von gefährdeten Bodendenkmälern in forstwirtschaftlich genutzten Waldgebieten

Projektträger

Heimatbund Osnabrücker Land e. V.
Königstr. 1
49124 Georgsmarienhütte
Telefon: 05401/849266

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt Holter Burg hat sich zum Ziel gesetzt, die Kommunikation zwischen Denkmalpflege und Forstwirtschaft nachhaltig zu verbessern. Hierbei wurde Wert auf den Modellcharakter der Studie gelegt, um auch über den regionalen Kontext hinaus beispielhafte Wege und Lösungen für das Zusammentreffen unterschiedlicher Interessen beim Thema Denkmal im Wald aufzuzeigen. Durch das Projekt Schnippenburg (2002-2004) waren bereits ein Grundstein für die Beschäftigung mit diesem Thema gelegt und Kontakte zu den entsprechenden Institutionen hergestellt worden. Die Holter Burg, die archäologisch untersucht und in Ausschnitten dokumentiert wurde, bot sich als Ausgangspunkt für die Studie aufgrund ihrer Lage in einem Buchenwald auf privatem Grund und durch ihren Ruinencharakter an, der auch in touristischer Hinsicht von Bedeutung ist.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wurden nach Einverständnis des Besitzers die Bäume gefällt, die nach Aussage eines Baumkatasters das erhaltene Mauerwerk der Burg gefährdeten. Die Wurzelstöcke entfernten Mitarbeiter der Brücke sorgfältig per Hand, um das angegriffenen Mauerwerk nicht weiter zu beschädigen. Eine archäologische Dokumentation der Maßnahme erfolgte parallel durch die Stadt- und Kreisarchäologie. Die anschließende Aufmauerung diente dem Schutz des Mauerwerks und der deutlichen Kennzeichnung der Grundrisse der Burggebäude für Besucher. Um eine nachhaltige Nutzung des Geländes zu gewährleisten, entwickelten H. Verhaagen und C. Schulze (Landschaftsarchitekt/-ökologe) ein Pflanzkonzept, dass die Interessen der Forstwirtschaft ebenso berücksichtig wie die Belange der Denkmalpflege und des Tourismus. Als Diskussionsplattform für alle Beteiligten diente eine Fachtagung im Juni 2010. Eine wichtige Aufgabe der Projektleitung war bis zur letzten Maßnahme, die in der Umsetzung des Pflanzkonzeptes bestand, die ständige Vermittlung aller Arbeitsschritte und Maßnahmen an die Kooperationspartner.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt hat erheblich dazu beigetragen, eine gemeinsame Basis zwischen Forst-, Denkmalpflege- und Tourismusfachleuten zu entwickeln, die bisher als wichtige Voraussetzung für die Umsetzung ähnlich strukturierter Handlungsfelder in dieser überregional kommunizierten und inhaltlich ausgereiften Ausprägung gefehlt hat. Das Projekt Holter Burg hat daher die von allen Projektbeteiligten und der DBU erhoffte Erwartung, beispielhaft und wegweisend zu sein, in optimaler Weise erfüllt.
Eine im Rahmen des Projektes in Zusammenarbeit mit der DBU erstellte Broschüre hat deutschlandweit und darüber hinaus großen Anklang gefunden. Dieses Interesse zeigt deutlich die Notwendigkeit für eine fachübergreifende Zusammenarbeit, die nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle Beteiligten die Vorgehensweise ihrer Kooperationspartner nachvollziehen und verstehen können. Voraussetzung dafür sind eine ständige Kommunikation und die Weitergabe von Informationen an alle. Dies konnte im Projekt Holter Burg besonders durch die zentrale Position und Projektsteuerung der Stadt- und Kreisarchäologie umgesetzt werden.

In der öffentlichen Wahrnehmung wurde das Projekt maßgeblich von einem fachlichen Dreiklang bestimmt, in dem die einzelnen Partner Forstwirtschaft - Denkmalpflege - Tourismus eine nahezu gleichrangige Rolle spielen. Im Laufe des Projektes wurde deutlich, dass in der praktischen Umsetzung diese Gleichwertigkeit weit weniger gegeben war. Hier zeigte sich, dass die Denkmalpflege weitaus größere Anstrengungen unternehmen muss, um die hohe und gesellschaftlich relevante Bedeutung ihrer fachlichen Ziele zur Geltung bringen zu können. Das wurde vor allem am Beispiel der Holter Burg deutlich: Dadurch dass es sich um eine stark zerstörte Anlage handelt, kann sie nicht, wie landläufig erwartet wird, durch baulich oder architektonisch eindrucksvolle Gegebenheiten auf sich aufmerksam machen. Die besondere Schwierigkeit lag daher in der Aufgabe für die Projektleitung, auch Nicht-Archäologen deutlich zu machen, dass auch ein Haufen alter Steine es wert sein kann, mit dem einen als bedeutendem Kulturdenkmal gebührenden Respekt behandelt zu werden.

Der geplante Kosten- und Finanzierungsplan wurde in allen Einzelpositionen nahezu perfekt eingehalten. Seine Abwicklung zeigt leichte Abweichungen von der Ursprungsplanung, da sich die geplanten und vor Projektbeginn mit den Kooperationspartnern verabredeten Leistungen in einer Größenordnung von wenigen Prozentpunkten verändert und an den tatsächlichen Projektverlauf angepasst wurden. Im Gegen-zug haben aber genau diese Institutionen in erheblichen Umfang zusätzliche Leistungen erbracht, die nicht Bestandteil der Ursprungskonzeption waren und die zu erheblichen Synergieeffekten bezüglich der Erreichung des Projektzieles geführt haben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während des gesamten Projektzeitraums fand eine Pressearbeit statt, die sich in Berichten der lokalen Medien niederschlug. Die Durchführung einer Fachtagung sowie Veranstaltungen auf dem Burggelände richteten das mediale Interesse verstärkt auf die Projekttätigkeit. Darüber hinaus fand die Modellstudie Eingang in Fachblätter der beteiligten Fachrichtungen. Die Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen führte zu einer Kenntnisnahme und regem Interesse auch im Bereich von Lehre und Forschung.


Fazit

Das Aufeinandertreffen so unterschiedlich arbeitender Fachrichtungen wie der Archäologie/Denkmalpflege, der Forstwirtschaft und des Tourismus führt zwangsläufig zu einem Interessenskonflikt. Um diesen zu überwinden, müssen Kompromisse eingegangen und neue Wege beschritten werden. Im Fall des Projektes Holter Burg war die Bereitschaft dazu bei allen Kooperationspartnern vorhanden. Dies lag nicht zuletzt daran, dass sich einige Partner bereits kannten und erfolgreich miteinander gearbeitet hatten. Daher ist eine wichtige Erkenntnis der Modellstudie, dass auch außerhalb großer Projekte und Studien ein offener und von Rücksicht geprägter Umgang miteinander die Regel sein sollte. Dies zahlt sich im Falle eines späteren Zusammentreffens mit unterschiedlichen Interessen immer aus.

Mit der im Projektzusammenhang entstandenen Informationsschrift liegt eine Handreichung für alle Interessensgruppen vor, in der die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst sind, und die für zukünftige Maßnahmen zur Burgenpräsentation in Waldgebieten eine wertvolle Hilfestellung sein dürfte.

Übersicht

Fördersumme

66.900,00 €

Förderzeitraum

03.07.2009 - 30.04.2011

Internet

www.heimatbund-osnabruecker-land.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz