Projekt 26775/01

Demonstration von GIS-gestützten Abfallmanagement-Zonierungen am Beispiel einer Freiland-Großveranstaltung zur Reduzierung der Abfälle

Projektträger

EcoControlling Umweltmanagement für Großveranstaltungen
Asmusweg 10
22043 Hamburg
Telefon: 030/88663478

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Abfälle stellen eine der relevantesten Umweltwirkungen von Großevents dar. Projektziel war die Entwicklung und Erprobung eines Geografischen Informationssystem-(GIS-)Tools für das Abfallmanagement auf Freiland-Großveranstaltungen, welches am Beispiel der Rheinkultur-Veranstaltung in den Rheinauen in Bonn demonstriert werden sollte. Als Eingangsparameter gingen in das Tool das Abfallaufkommen, Abfallmaßnahmen sowie die naturräumliche Ausstattung ein. Durch die Anwendung des Systems sollten die Gesamtabfallmenge der Rheinkultur um mindestens 2 t reduziert und die Abfalltrennungsrate im Publikumsbereich auf 36 % erhöht werden. Zudem sollte der Schutz von Lebensräumen verbessert werden. Das Verfahren sollte allgemein für verschiedene Großveranstaltungen anwendbar zu sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSchritt 1: Vorbereitung (23.06.-01.07.2009):
Sichtung und Systematisierung von vorhandenem Material zu den Abfallströmen und Erstellung einer Luftbildgrundlage in ArcGIS 9.2 (Ecocontrolling, Rheinkultur)
PIanung von Abfallmaßnahmen und des Designs der Abfallerhebung (Ecocontrolling, Rheinkultur)
Schritt 2: Digitale Kartierung des Veranstaltungsgeländes (01.07.-01.09.2009):
Biotoptypenkartierung nach Kartierschlüssel NRW in GISPad 4.1 (Ecocontrolling)
Kartierung der Abfallmanagementzonen (Ecocontrolling)
Schritt 3: Datenerhebung während der Veranstaltung (03.07.-05.07.2009):
Quantifizierung des Litterings und der Behälterfüllung in verschiedenen Abfallmanagementzonen und während unterschiedlicher Veranstaltungsphasen (Ecocontrolling)
Teilnehmendenumfrage zur Abfallwahrnehmung (Ecocontrolling, Rheinkultur)
Abfallmaßnamen (Rheinkultur)
Schritt 4: Auswertung der Ergebnisse (05.07.-01.09.2009)
Schritt 5: Einarbeitung der Ergebnisse in Geoinformationssystem (01.09.2009-28.02.2010)
Schritt 6: Zwischenpräsentation der Ergebnisse in Osnabrück (22.3.2010)
Schritt 7: Planung der Abfalllogistik und Abfallerhebung auf der Rheinkultur 2010 (01.03.-04.07.2010)
Schritt 8: Auswertung und Abschlussdokumentation (05.07.-22.12.2010)


Ergebnisse und Diskussion

Die Einrichtung des GIS-Tools auf der Rheinkultur führte zu einer deutlichen Reduzierung der Gesamtabfallmengen (von 51 t im Jahr 2009 um fast 8 t auf 43 t im Jahr 2010) und zu einer Erhöhung der Abfalltrennungsquote auf 37 % im Publikumsbereich. Aus beiden Ergebnissen ergibt sich eine Gesamtumweltentlastung von 12,2 t Restmüll.
Die Erhebung und GIS-Analyse ergab, dass zwischen einem und zwei Dritteln des Abfalls wild abgelagert werden. Durch das Projekt konnte dieser Anteil deutlich reduziert werden. Die wilden Ablagerungen (Littering) stiegen mit der Festivaldauer immer weiter an. Sie waren außerhalb der Eingänge und im Bühnenbereich am höchsten sowie innerhalb der Eingänge am niedrigsten. Offene Behälter und Mulden wurden am besten genutzt. Vor allem im äußeren Eingangsbereich waren zusätzliche Behälter notwendig. Insgesamt war die Abfalltrennung in den Eingangszonen am effizientesten. Eine Auswertung von Daten der Rheinkultur sowie von zwei weiteren Festivals (Fusion-Festival, Wacken Open Air) zeigte, dass Behälterstellung, partizipative Abfallsammlungssysteme, Informationsbanner und Becherpfand die wilde Ablagerung von Abfällen signifikant verringerten.
Im GIS 2009 zeigten sich zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten für die Behälterstellung und den Schutz sensibler Lebensräume, die 2010 im Rahmen neuer Maßnahmen umgesetzt wurden. Neu entwickelte Maßnahmen wie weitere Abfallsäcke mit Trennungsoption und vorgelagerte Müllstationen vor den Einlässen, verbesserte und zusätzliche Behälterstellung, Sonderleerungen in der Anfangsphase sowie Öffnung aller 240-l Tonnen reduzierten das Littering und hier vor allem das Glaslittering in den äußeren Eingangszonen deutlich. Darüber hinaus bewirkten Informationsbanner bei der Rheinkultur 2010 eine Verringerung des Litterings und eine Erhöhung der Behälterfüllungsrate.
Durch das geringere Littering und die verbesserte Abzäunung von wertvollen Gehölzbeständen konnten die meisten Konfliktbereiche zwischen Naturschutz und Vermüllung durch das Festival beseitigt werden. Die Trittschäden waren 2010 durch einen Starkregen gravierender als 2009. Trotzdem gab es auch hier in vielen Bereichen des Festivalgeländes eine deutliche Verringerung des Konfliktpotenzials zwischen Trittbelastung und der Bewahrung hochwertiger Lebensräume.
Insgesamt ist die GIS-basierte Abfallplanung damit ein wirkungsvolles Tool zur Reduzierung der Veranstaltungsabfälle und zum Schutz von Lebensräumen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentlichkeitsarbeit
Präsentation des Projekts auf der Homepage, im Programmheft sowie am Infostand der Rheinkultur 2009 und 2010.
Präsentation der Projektergebnisse beim Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB) und bei der FIS Alpine Ski-WM 2011 Veranstaltungs-GmbH.
Präsentationen und Workshops auf Tagungen:
CIERJACKS, A., BEHR, F. und KOWARIK, I.: Innovative waste management for open-air festivals: Minimizing environmental damage caused by crowd in semi-natural landscapes. Poster auf der 40. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, , Gießen, 31.8-3.9.2010.
CIERJACKS, A. (2010): Waste management for events. Best-practice workshop. Und: GIS-based waste management for open-air festivals (AMAZ). Zwei Workshops auf der 2. GreenEvents Conference, Bonn, 2.-3.11.2010.
Wissenschaftliche Publikationen:
CIERJACKS, A., BEHR, F. und KOWARIK, I.: Operational performance indicators for litter management at festivals in semi-natural landscapes. Ecological Indicators, eingereicht.


Fazit

Die Einführung des GIS und daraus abgeleitete Maßnahmen reduzierten die Gesamtabfallmengen von 2009 auf 2010 von 51 t um fast 8 t auf 43 t Gesamtabfall und erhöhten die Abfalltrennungsquote im Publikumsbereich auf 37 %. Beides führte zu einer Gesamtumweltentlastung von 12,2 t Restmüll. Zusätzlich wurden die sensiblen Lebensräume deutlich effizienter geschützt. Das Projekt zeigte damit innovative, technische Möglichkeiten für das Abfallmanagement auf, die für viele Veranstalter anwendbar sind.

Übersicht

Fördersumme

29.652,00 €

Förderzeitraum

23.06.2009 - 22.12.2010

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik