Projekt 24551/01

Polyvalente Fassaden – Verbreitung der planerischen und technischen Innovation in der Anwendung an einem multifunktionalen Neubau

Projektträger

Thomas Herzog Architekten
80805 München

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nach wie vor ist der Bausektor derjenige mit dem bei weitem größten Energieverbrauch und Strategien und Resultate der vorliegenden Art bedürfen dringend allgemeiner Vermittlung. Es ist die Absicht der Antragsteller, ein von der DBU gefördertes Projekt unter besonderer Betonung der umweltrelevanten Daten durch eine ausführliche und detaillierte Beschreibung der Öffentlichkeit bekannt zu machen und damit auch in vielerlei Hinsicht methodisch und inhaltlich Anregung zu geben. Gerade in Zeiten horrend steigender Energiepreise und zunehmenden Bewusstseins der Notwendigkeit mit Energieressourcen, die nicht erneuerbar sind, wesentlich restriktiver umzugehen, dürften die Arbeitsergebnisse an diesem in dem so maßgeblichen Bereich der neuartigen Fassaden durch die DBU geförderten Projekt für ein breites Publikum von großem Interesse sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs wurde ein großer Gebäudekomplex errichtet, der aufteilbare Büroflächen, ein Konferenzzentrum, eine Großküche und Kantine, Lager- und Werkstätten, Versandeinrichtungen, einen Betriebskindergarten und ein EDV Zentrum enthält. Der Gesamtumfang beträgt nahezu 70.000 m2 Bruttogeschoßfläche. Für das Projekt wurde sowohl eine energetische Gesamtkonzeption erarbeitet, bei der mit Ausnahme von Küche und EDV Zentrale auf Klimaanlagen verzichtet wurde - ohne Abstriche bei der zu fordernden Behaglich-keit -, als auch ein in mehrerlei Hinsicht völlig neuartiges Fassadensystem entwickelt, dessen Wirkung es weitgehend zu verdanken ist, dass die Gesamtanlage mit äußerst niedrigen Energieverbrauchswerten betrieben werden kann. Innovationen liegen speziell im Bereich der Fassadenkonstruktion. In Verfolgung der Vorstellung, einen maßgeblichen Beitrag zu leisten und durch ein beispielgebendes Bauwerk aufzuzeigen, welche Möglichkeiten heutzutage entwickelt werden können, um ohne Qualitätsverlust in hohem Maße ökologischen Ansprüchen zu genügen und auch komplexe Großbauten mit sehr geringem Verbrauch an fossilen Rohstoffen zu betreiben, wurde ein detailliertes Monitoring in Auftrag gegeben. Diese Auswertung betrifft die Bereiche des Verbrauchs an Wärme, Kälte, Beleuchtung und Lüftung. Außerdem werden sonstige, betriebsbedingte Stromverbrauchsdaten erfasst. Der Antragsteller beabsichtigt nun in einer deutsch/
englischen Ausgabe eine Monographie zu realisieren, in der die Art der Bearbeitung des Projektes neben der Dokumentation von Bau- und Planungsphasen, sowie das Endergebnis dokumentiert werden.


Ergebnisse und Diskussion

Neue technische Konzepte können mit Hilfe von neuen Werkzeugen, Materialien, Testmethoden und Einrichtungen wie Windkanälen, Solarstationen und Modellen im Maßstab 1:1 entwickelt werden.
Der Neubau für die SOKA-BAU ist ein Beispiel für diverse Innovationen, die im Konzept von Architekten erdacht und von den Ingenieuren ergänzt und durch Berechnungen und Simulationen konkretisiert wurden, wie:
- Komplett neue Erfindung und Realisierung einer intelligenten Fassade mit besonderen Leistungsmerkmalen zur Reduzierung des fossilen Energieverbrauchs.
- Automatische Lichtlenkelemente als Vorfassade zur Verschattung und Tageslichtumlenkung
- Holzelemente in jedem Fassadenmodul können individuell vom Nutzer zur einstufigen natürlichen Belüftung bedient werden.
- Neue Entwicklung von linearen Oberlichtelementen zur Belichtung des Restaurants mit Tageslicht bei Vermeidung unerwünschter Direktstrahlung (auf Grundlage von Prinzipien nicht abbildender Optik)
- Die gestufte Anordnung der Gebäudekörper erlaubt eine längsgerichtete natürliche Durchlüftung.
- Regenwasser wird in Zisternen gesammelt zur Bewässerung der begrünten Dachflächen und der In-nenhöfe.
- Die Unterbringung der gesamten Gebäudetechnik der Büroräume in der Fassade ist eine Hauptinnovation des Gebäudes. Die auf Tischhöhe in der Fassade angeordneten Holzschränke enthalten raumseitig die arbeitsplatzbezogene Stark- und Schwachstromverteilung. Ein kleiner raumaußenseitiger Konvektor erwärmt die durch vier auf einem großen Holzflügel angebrachten Lüftungsöffnungen eintretende Außenluft im Winter. Im Sommer dienen die Holzflügel zur natürlichen Belüftung.
- Der Primärenergiebedarf - für Heizung, Kühlung, Lüftung und Belichtung - wurde reduziert unter 90 KWh/m2/a.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits vor der Veröffentlichung der Monographie war es möglich, 700 bestellte Exemplare an die beteiligten Planer und Firmen zu verteilen, die dieses Buch an Ihre Kunden verschenken, was somit für eine Verbreitung unter potentiellen Bauherren und Investoren sorgt, die in dieser Monographie ein beispielhaftes Projekt veröffentlicht finden. Weitere 300 Exemplare wurden bisher über den normalen Buchhandel verbreitet. Aufgrund der zweisprachigen Fassung (deutsch und englisch) ist es möglich die Veröffentlichung weltweit zu vertreiben. Der international erfolgreich tätige Verlag wurde gewählt, damit das Buch weltweit im Buchhandel erhältlich ist. Auch die beteiligten Planer sind sehr daran interessiert die Veröffentlichung publik zu machen. Zum Beispiel hat Prof. Hausladen sie auf der Fachtagung ClimaDesign meets Visions of Class anlässlich der weltgrößten Fachmesse für Baustoffe und Baumaterialien BAU 2007 in München (über 200.000 Fachbesucher aus 146 Ländern) ausgelegt. Bei mehreren Veranstaltun-gen im In- und Ausland (an der königlichen Akademie in Kopenhagen, an der Tsinghua Universität, mit der bedeutendsten Architekturfakultät Chinas, oder in Reggio Emilia, Italien) hat Prof. Herzog Vorträge über dieses beispielhafte Gebäude gehalten, und die Veröffentlichung bekannt gemacht.


Fazit

Die Monographie zeigt auf 72 Seiten Entwurfs- und Ausführungsdetails mit inhaltlichen Erklärungen der Architekten und Ingenieure. Voll illustriert (97 Abbildungen) gibt das Buch umfassend Einblick in jeden Aspekt des Gebäudes - vom Entwurf über Konstruktion und Raumklima bis zum Urteil der Nutzer. Die Dokumentation zeigt ein Gebäude, das bei einem enorm hohen Komfort extrem niedrige Energieverbräu-che aufweist.
Wie wichtig die Verbreitung dieses von der DBU geförderten Projektes unter der besonderen Betonung der im Einzelnen nachgewiesenen umweltrelevanten Daten durch eine ausführliche und detaillierte Beschreibung ist, wird u. a. durch die horrend steigenden Energiepreise und das zunehmende Bewusstseins um die Notwendigkeit mit Energieressourcen, die nicht erneuerbar sind, wesentlich restriktiver umzugehen, begründet.
Neben dem Architekturpreis Vorbildliche Bauten in Hessen im Jahr 2005 und dem europaweit nur alle 3 Jahre vergebenen Architecture + Technology Award 2006 wurde das in der Monographie beschriebene Gebäude jetzt auch mit dem weltweit ausgelobten International Architecture Award, Chicago Atheneum (2007) ausgezeichnet.
Dies zeigt, dass diese Leistung der deutschen Architektur und des Ingenieurwesens international aner-kannt wird.

Übersicht

Fördersumme

41.797,00 €

Förderzeitraum

16.02.2006 - 16.01.2007

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik