Projekt 23952/01

Konferenzreihe Umweltforschung: Teil 1 Bioenergie, Teil 2 Stadtumbau und Bestandsoptimierung

Projektträger

Universität Kassel Profilentwicklung Umwelt, Abt. E
Mönchebergstr. 19
34125 Kassel
Telefon: 0561/804-2249

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Universität Kassel vereinbarten 2005, zwei gemeinsame Umwelt-Fachkonferenzen durchzuführen und danach über die Fortsetzung weiterer gemeinsamer Konferenzen zu entscheiden. Die Konferenzen sollten an der Universität Kassel und im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück stattfinden. Die Konferenzen wollen innerhalb von besonders drängenden und innovativen Feldern der Umweltforschung die Schwerpunkte vorstellen, bei denen ein be-sonderer Kommunikations- und Forschungsbedarf besteht. Im Jahr 2006 und 2007 erfolgten folgende zwei Fachkonferenzen:
1. Fachkonferenz Bioenergie - Welche Forschungsfragen stellen sich?: Im Jahr 2030 soll laut Bundesregierung etwa ein Viertel des gesamten deutschen Energiebedarfs mit Bioenergie abgedeckt werden. Die Erzeugung von Bioenergie ist CO2-neutral, trägt zur Versorgungssicherheit bei, bietet alternative Einkommensquellen durch neue Absatzmärkte und sichert Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Die Erreichung dieses Ziels sowie die bessere Nutzung des Potenzials an Biomasse in der Land-, Forst-, und Abfallwirtschaft werfen umfassenden Forschungsbedarf auf. Als Schwerpunkte wurden Forschungsfra-gen sowie perspektivische Überlegungen hinsichtlich der Themenbereiche Energiepflanzen und ihre Nutzung sowie Systemintegration und Technologieentwicklung für die Biomasseproduktion vorgestellt und diskutiert.
2. Fachkonferenz Stadtumbau und Bestandsoptimierung: Als Folge einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung und fehlender Mittel wird der Umbau von bestehenden Gebäuden und bestehender Infrastruktur eine größere Bedeutung bekommen. Unter dem Aspekt entspannter Wohnungs- und Büroflä-chenmärkte sowie einem steigenden Anspruch an Wohnqualität werden die energetische Bilanz, Behaglichkeitsfaktoren, die intelligente Um- und Nachnutzungsfähigkeit, gesundes Wohnen sowie Barrierefreiheit eine bedeutendere Rolle als bisher spielen. Um eine Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis sowie intradisziplinäre und umweltbewusste Zukunftsperspektiven für eine bauliche und städtebauliche Veränderung aufzuzeigen, widmete sich die Konferenz den beiden Schwerpunktblöcken Strategien und Beispiele mit Zukunft.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Fachkonferenz Bioenergie - Welche Forschungsfragen stellen sich?: Führende Wissenschaftler stellten am 3. Juli 2006 in der Universität Kassel ihre neusten Ergebnisse und Überlegungen einem Fachpublikum, zusammengesetzt aus Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen (Ingenieurs- und Natur- und Gesellschaftswissenschaftler), sowie forschungsinteressierten Akteuren aus Fachfirmen, Politik und Verbänden vor. Die folgenden Fachvorträge wurden thematisch in zwei Blöcke gegliedert: (1) Energiepflanzen und ihre Nutzung: What are the global perspectives of bioenergy?, Neue Chancen für das Grünland durch dessen energetische Nutzung?, Wie optimiert man den Anbau von Energiepflanzen und ihre Konversion für Wärme, Strom und Treibstoffe?, Wie lassen sich Naturschutz, Kulturland-schaftsentwicklung und umfassende Biomasseproduktion integrieren?; (2) Systemintegration und Tech-nologieentwicklung für die Biomasseproduktion: Energetische Biomassennutzung - Anforderungen aus technischer, ökonomischer und ökologischer Sicht, Forschungsherausforderungen im Bereich der Kraftstoffe, Forschungsherausforderungen bei der energetischen Nutzung fester Biomasse, Optimierung der Fermentationsprozesse in Biogasreaktoren - Forschungsbedarf aus mikrobiologischer Sicht. Im Anschluss an die Themenblöcke fand jeweils eine moderierte Podiumsdiskussion statt.
2. Fachkonferenz Stadtumbau und Bestandsoptimierung: Die Fachkonferenz wurde am 6. Februar 2007 im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU in Osnabrück durchgeführt. Sie wandte sich an interessierte Architekten, Stadt- / Landschaftsplaner, Ingenieure aus freien Büros sowie Kommunen und Verwaltungen, die mit Stadtumbau und Bestandsoptimierung befasst sind. Referenten von Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie KMU hielten Fachvorträge zu zwei Themenschwerpunkten. Der erste Themenblock verschaffte mit den behandelten Bereichen Stadttechnik, Freiraum, Planung und Energie einen Überblick über aktuelle Strategien für umweltbewusste Planung. Er führte ein in analytische Bewertung und Bilanzierung, zeigte Wege zu komfortablem Wohnen im Bestand, die in spezifischer Anwendung die Planung und Umsetzung befördern und wies auf Probleme der demographischen Verän-derung hin. Der zweite Themenschwerpunkt Strategien mit Zukunft vermittelte Umsetzungsmöglichkeiten anhand von Beispielen und konkreter Planung und reflektierte die dabei gewonnen Erfahrungen für die Bereiche Energieversorgung, Bestandsoptimierung, Neue Baustoffe und Bauweisen, Sanierung sowie Konzeptumsetzung. Die Konferenzteilnehmer konnten Forschungsergebnisse bzw. Entwürfe im Rahmen einer Posterausstellung präsentieren; die Architektenkammern Hessen, Thüringen und NRW erkannten die Tagung als Fortbildungsveranstaltung an. Im Anschluss an die Fachvorträge fand eine moderierte Podiumsdiskussion zwischen Teilnehmern und Referenten statt.


Ergebnisse und Diskussion

1. Fachkonferenz Bioenergie - Welche Forschungsfragen stellen sich?: Die Zielsetzungen (1) Forschungsfragen und perspektivische Überlegungen hinsichtlich der Nutzung von Energiepflanzen so-wie (2) Systemintegration und Technologieentwicklung für die Biomasseproduktion vorzustellen und zu diskutieren, wurde in vollem Umfang erreich. Mit einer Gesamtteilnehmerzahl von nahezu 80 Personen wurden in Podiumsdiskussionen kritische Punkte einer erhöhten Bioenergieproduktion kontrovers diskutiert. Erörtert wurden zum Beispiel umweltbezogene Auswirkungen, Nachhaltigkeitsaspekte, soziale Ak-zeptanz, rechtliche Rahmenbedingungen, die Verwendung genmodifizierter Pflanzen, Optimierungspo-tential in der Energiegewinnung und Vorteile durch die Verwendung von Mischkulturen. Untersucht wur-den auch wirtschaftlich-technische fragen wie ökonomische Förderinstrumente, Stand der technischen Entwicklung und dessen Export- und Vermarktungspotential, Qualität der Kraftstoffe, Zukunftsfähigkeit von Trockenfermentation, Wirkungsgrad von Gasanlagen und Bioethanol im Verkehrsbereich sowie öko-nomische Vorteile und Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse für KMU.
Im Rahmen der von der Universität Kassel, dem deENet e. V. und REECO GmbH organisierten Konferenz ENBIO-REGIO 2007, Kongress für regionale Bioenergiekonzepte, wurden die Forschungsfragen im Mai 2007 in Kassel von führenden Referenten aus Ministerien, Ämtern und Behörden, Wissenschaft, In-dustrie und sonstigen Institutionen aufgegriffen. Es wurde gezeigt, wie bei der Erzeugung von Energie aus Biomasse endogene Potenziale einer Region zur Schaffung von Produkt- und Dienstleistungsketten mit hoher regionaler Wertschöpfung erfolgreich genutzt werden können.
2. Fachkonferenz Stadtumbau und Bestandsoptimierung: Die Zielsetzung, intradisziplinäre und umweltbewusste Zukunftsperspektiven für eine bauliche und städtebauliche Veränderung sowie eine Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis aufzuzeigen, wurde erfolgreich erreicht. Die Gesamtteilnehmerzahl der Konferenz lag bei 58 Personen. Die Zusammensetzung der Teilnehmer zeigte, dass nicht nur Architekten, sondern auch Verwaltungsbehörden, Bauämter und Vertreter des Baugewerbes und der Immobilienbranche am Thema interessiert sind. Die Abschlussdiskussionen der beiden Schwerpunktblöcke und die Pausengespräche zeigten das Interesse an zukunftsorientierten und nachhaltigen Maßnahmen, mit denen der demographischen Veränderung und den steigenden Energiekosten begeg-net werden kann. Besonders von den Vertretern der Wohnungsbaugesellschaften wurden die Konzept-ideen der Vorträge begrüßt. Speziell der Umgang mit Wohngebieten, die der Ausdünnung unterworfen sind und die Zusammenführung von Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, Bauingenieurwesen und ökonomischen Aspekten wurde begrüßt.
Diese Veranstaltung steht im Kontext weiterer Veranstaltungen, die teilweise in Gemeinschaftsorganisation mit dem Zentrum für Umweltbewusstes Bauen (ZUB), der Fraunhofer Gesellschaft für Bauphysik, der Technischen Universität München sowie der Universität Kassel ausgerichtet werden und wurden.
Die Publikation der Konferenz konnte entgegen der Planung erst im April 2008 fertig gestellt werden. Ur-sache war die verspätete Einreichung der druckreifen Fachbeiträge, die dem Anspruch an eine Dokumentation die zu gemeinsamer Forschung und Anwendung anregt, gerecht werden sollten. Inhaltlich konnte an die Veranstaltung zur Bioenergie mit zwei Beiträgen angeknüpft werden, sodass der Zusammenhang von energetischen Konzepten und städtebaulich-baulichen Realisierungen weiter vertieft wer-den konnte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

1. Fachkonferenz Bioenergie - Welche Forschungsfragen stellen sich?: Über die Bioenergiekon-ferenz wurde auf zahlreichen Fachseiten, in Newslettern, per Konferenzhandblatt und über Mailverteiler informiert. Eine abgestimmte Pressemitteilung über die Konferenz wurde von der DBU und der Universi-tät Kassel herausgegeben. Ebenso wurde im Nachgang der Konferenz in einer Pressemitteilung über die Ergebnisse der Konferenz berichtet. Darüber hinaus wurde ein Tagungsband zur Fachkonferenz erstellt, um die Redebeiträge zu aktuellen Forschungsfragen in der Bioenergie allen Interessenten, Referenten und Teilnehmern zugänglich zu machen. Das Konferenzprogramm, die Dokumentation und die Vorträge sind im Internet veröffentlicht unter: http://cms.uni-kassel.de/index.php?id=882.
2. Fachkonferenz Stadtumbau und Bestandsoptimierung: Informationen über die Konferenz wur-den über Newsletter, zahlreiche Fachseiten und Mailverteiler sowie per Konferenzhandblatt dem Fach-publikum zugänglich gemacht. Kurzberichte und Notizen erschienen in Fachzeitschriften wie Bauwelt, Deutsches Architektenblatt u. a.. In einem umfangreichen Radiobeitrag des Senders Deutschlandradio Kultur und in einem Rundfunkbeitrag des Senders SWR wurde überregional, informativ und professionell über die Ergebnisse der Konferenz berichtet. Das Konferenzprogramm ist im Internet veröffentlicht unter: http://cms.uni-kassel.de/index.php?id=stadtumbau. Ein Tagungsbuch zur Fachkonferenz wurde vom Fachgebiet Entwerfen im Bestand der Universität Kassel (Hrsg. Prof. Eichenlaub) erstellt und wird über Architektenkammern, Verteiler des Infosystem Planung, Internetseiten von Universitäten und Fachzeitschriften und Teilnehmern der Tagung verteilt und allen Interessenten, Referenten, Teilnehmern sowie Abonnementen der Fachzeitschrift arclos! zugänglich gemacht. Die Publikation ist in der Deutschen Na-tionalbibliographie unter ISBN 978-3-89117-171-4 verzeichnet. Detaillierte bibliographische Daten sind über Internet http://dnb.ddb.de abrufbar.


Fazit

Die Konferenzen Umweltforschung als Kooperationsprojekt zwischen der DBU und der Universität Kassel war mit einer Gesamtteilnehmerzahl von 136 Personen ein voller Erfolg. Auf der Bioenergie Konferenz wurden weitrechende konzeptionelle Ansätze diskutiert. Einerseits hat es sich bewahrheitet, dass die auf der Konferenz diskutierten Aspekte mittlerweile die damals vorhergesagte Bedeutung im Diskurs von Politik, Umweltverbänden und Gesellschaft gewonnen haben. Zudem wurde ersichtlich, dass trotz politischer Unterstützung und vorhandener Potenziale für den Ausbau der Bioenergie vor allem der interdiszi-plinäre Forschungsbedarf noch umfassender Anstrengungen bedarf.
Auf der Konferenz Stadtumbau und Bestandsoptimierung wurde die Optimierung von Gebäuden unter ökonomischen, gesellschaftlichen und umweltbezogenen Aspekten, mit besonderem Augenmerk nicht auf Neubau, sondern auf Sanierung und Umbau von Bestandsgebäuden in bedarfsorientierten Best Practice-Diskussionen unter Planern, Bauinteressierten, Architekten und Kommunalvertretern intensiv behandelt. Es konnte aufgezeigt werden, dass insbesondere die Bereiche klimaoptimiertes- und energie-effizientes Bauen und der Umgang mit brachfallenden Stadtgebieten weiter behandelt werden müssen. Ein intensiver Austausch konnte zwischen den Vertretern kommunaler Behörden und Wohnungsbaugesellschaften sowie Architekten und Planern angeregt werden und den verantwortlich Handelnden neue Möglichkeiten und Chancen bei der Bewältigung der aus demografischer Veränderung und energetischer Optimierung entstehenden Aufgaben aufgezeigt werden. In den Podiumsdiskussionen und Anmerkungen wurde ersichtlich, dass noch erheblicher Informationsbedarf darüber besteht, wie in der technischen Umsetzung kostengünstig und effektiv verfahren werden kann. Zudem wurde als ein weiteres Ergebnis der Veranstaltung die Notwendigkeit einer gezielten Information und einer aktiven Beteiligung der Bevölkerung sowie einer effektiveren Kommunikation zwischen Wissenschaft und Anwendung aufgezeigt.
Die Konferenzen zur Umweltforschung waren nur durch die finanziellen Zuwendungen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in dieser Weise umsetzbar. Da die Veranstaltungen sowohl inhaltlich als auch in der Zielgruppenbeteiligung und der abschließenden Publikation als rundum gelungen angesehen werden können, und ein weiterer Wissens- und Erfahrungsaustausch innovativer und interessanter Feldern der Umweltforschung mit besonderem Kommunikations- und Forschungsbedarf weiter forciert werden sollte, würde die Universität Kassel ausdrücklich die Fortsetzung der gemeinsamen Konferenzen zu ausgewählten Themenbereichen begrüßen.

Übersicht

Fördersumme

31.391,00 €

Förderzeitraum

10.04.2006 - 30.04.2008

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Umweltkommunikation