Projekt 23157/01

Naturschutzgerechte Sanierung des Dachstuhls der barocken Dorfkirche in Lohsa mit dem Ziel des Erhalts einer bedeutenden Fledermauskolonie

ProjekttrÀger

Ev. Kirchengemeinde Lohsa
MĂŒhlweg 1
02999 Lohsa
Telefon: 035724/50222

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Lohsa ist geprĂ€gt durch den jahrzehntelangen Abbau von Braunkohle. Durch großflĂ€chige Renaturie-rungsmaßnahmen wandelt sich derzeit die Landschaft zu einer ganz neuen, ĂŒber KanĂ€le verbundene Seenlandschaft. Der Ort Lohsa liegt in dem von der UNESCO anerkannten BiosphĂ€renreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, welches den Schutz und den Erhalt der besonderen Arten und Bio-tope zum wichtigsten Ziel hat. Der Dachraum der Kirche dient in den Monaten April bis September den vom Aussterben bedrohten FledermĂ€usen der Art Großes Mausohr - Myotis myotis als Sommerquartier. Das Große Mausohr ist eine typische Kirchenfledermaus und mit gut 40 cm FlĂŒgelspannweite unsere grĂ¶ĂŸte heimische Fledermausart. Die Besetzung der KirchendachstĂŒhle erfolgt meist von Weibchen, die dort ihre Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Die GrĂ¶ĂŸe der Kolonie im Dach der Lohsaer Kirche umfasst ca. 200 Exemplare. Durch das Vorhandensein von Echtem Hausschwamm, den Befall der Holzkonstruktionen durch Hausbock und das Auftreten von NĂ€ssefĂ€ule infolge verschlissener Dacheindeckung ist vor allem die Decken- und Dachkonstruktion der Kirche in einem schlechten baulichen Zustand. Dies gebietet ein sofortiges Handeln im Sinne von Denkmalpflege und -erhalt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUnter Beachtung des Erhalts dieser Fledermaus-Kolonie erhĂ€lt die Restaurierung einen einmaligen Charakter, aber auch eine besondere Erschwernis. Damit die Tiere nicht vertrieben werden, können die geplanten Sanierungsarbeiten nur in den witterungsungĂŒnstigen Monaten November bis MĂ€rz ausgefĂŒhrt werden. Dies bedeutet zusĂ€tzliche Aufwendungen fĂŒr den Witterungsschutz wĂ€hrend der Arbeiten an Dach, Dachstuhl und Kirchendecke und den Einsatz hochqualifizierter, zuverlĂ€ssiger Fachbetriebe. Weiterhin ist bei der Restaurierung zu beachten, dass die Orientierung und die Wiedererkennbarkeit der Niststellen nicht verloren geht. Entsprechende Ein- und Ausflugstellen mĂŒssen erhalten und zusĂ€tzliche vorgesehen werden. Durch die Bedrohung des Aussterbens dieser Fledermausart erlangt der Umwelt- und Naturschutz PrioritĂ€t bei der Restaurierung des Kirchendaches.
Die besondere Statik des Dachstuhles und der Decke zum Kirchenschiff machen eine abschnittsweise AusfĂŒhrung der Arbeiten erforderlich.


Ergebnisse und Diskussion

Die Restaurierung des Kirchenschiffdaches wurde qualitativ hochwertig von Fachfirmen der Region mit einschlĂ€gigen Erfahrungen im Denkmalschutz ausgefĂŒhrt. So konnte bausubstanzerhaltend restauriert werden. Durch die enge Zusammenarbeit von Bauherr, dem bauĂŒberwachenden PlanungsbĂŒro und den vor Ort tĂ€tigen Handwerkern konnte kurzfristig auf die abschnittsweise freigelegte und immer wieder Ă€ndernde Schadenssituation reagiert werden. Baubegleitend betreut wurden die Arbeiten vom Vorsitzenden des SĂ€chsischen Verbandes fĂŒr Fledermausforschung und -schutz e. V. Herrn Hochrein. So konnten ge-forderte Maßnahmen bezĂŒglich des Fledermausschutzes entsprechend umgesetzt werden. Dies betrifft u. a. die Anordnung von Einflugmöglichkeiten, die Gestaltung der ZugĂ€ngigkeit zum Quartier und den Wiedereinbau alter Dachlattung im Bereich des Nistplatzes.
Der zusÀtzliche Witterungsschutz im Dach- und Traufbereich ermöglichte ein kontinuierliches Arbeiten wÀhrend der Wintermonate ohne zusÀtzliche SchÀdigungen der Bausubstanz.
Aufgrund des weitaus umfangreicheren Schadensbildes nach Öffnung der Traufbereiche als ursprĂŒnglich angenommen erhöhten sich die Gesamtbaukosten auf rd. 343.000 €. Die Bauzeit zur Fertigstellung des Sommerquartiers der FledermĂ€use verlĂ€ngerte sich um ca. 5 Wochen vom geplanten Fertigstellungstermin 15.03.2008 auf den 25.04.2008.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Die Vorbereitungs- und laufenden Bauarbeiten wurden in der regionalen Presse (Serbske nowiny v. 05.01.2007, 03.04 2008; Lausitzer Rundschau v. 19.03.2007, 22.12.2007, 31.03.2008, SĂ€chsische Zeitung v. 03.04.2008) prĂ€sentiert. Alle an der Finanzierung des Vorhabens Beteiligten fanden ErwĂ€hnung auf der aufgestellten Bautafel. Am 15.01.2008 wurde das Bauvorhaben im Rahmen einer Gemeinderatssitzung der Gemeinde Lohsa von Gemeindekirchenratsmitgliedern und dem PlanungsbĂŒro vorgestellt. Am 02.02.2008 wurde im MDR ein Bericht ĂŒber die laufenden Restaurierungsarbeiten an der Kirche gesendet. Am 02.04.2008 fand unter großer Beteiligung von Gemeindemitgliedern, kommunalen Vertretern und den Baubeteiligten auf dem Kirchendachboden eine Andacht anlĂ€sslich des Abschlusses der Zimmererarbeiten statt. Von dieser wurde in der örtlichen Presse berichtet. Am 23.08. 2008 wurde das Bauvorhaben im Rahmen der 9. Methodentagung des SĂ€chsischen Verbandes fĂŒr Fledermausforschung und -schutz e. V. durch das BauplanungsbĂŒro vorgestellt. Die Kirche beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals am 14.09.2008.


Fazit

Die Restaurierung des Kirchenschiffdaches wurde qualitativ hochwertig von Fachfirmen mit einschlĂ€gigen Erfahrungen im Denkmalschutz ausgefĂŒhrt. Die Restaurierungsarbeiten sind im August 2008 von der zu-stĂ€ndigen Denkmalschutzbehörde unter Beteiligung des zustĂ€ndigen Gebietsreferenten des Landesamtes fĂŒr Denkmalpflege Sachsen lobend abgenommen worden. Resultierend aus der umfangreicheren SchĂ€digung des Dachtragwerkes als ursprĂŒnglich angenommen und der Bezugsfertigstellung des Dachbodens fĂŒr die FledermĂ€use Ende April 2008 wurden im Sommer 2008 noch keine nistenden Fle-dermausweibchen festgestellt. Diese Situation wird jedoch vom Vorsitzenden des SĂ€chsischen Verban-des fĂŒr Fledermausforschung und -schutz e. V., Herrn Hochrein, nicht als dramatisch eingeschĂ€tzt. Durch frĂŒhere Beringungsaktionen ist ein relativ starker Wechsel der jeweils in den einzelnen Jahren nistenden Weibchen dokumentiert. In den kommenden Jahren wird die Fledermauskolonie auch weiterhin von dem örtlichen Fledermausverband betreut werden.

Übersicht

Fördersumme

90.000,00 €

Förderzeitraum

12.09.2007 - 12.09.2008

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
KulturgĂŒter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltforschung