Projekt 22286/01

Wissenschaftliche Vorbereitung und Planung des Rückbaus von Plattenbauten und der Wiederverwendung geeigneter Plattenbauteile in Tschechien

Projektträger

Brandenburgische Technische Universität Cottbus Fakultät Umweltwissenschaften und Verfahrenstechnik Fachgruppe Bauliches Recycling
Siemens-Halske-Ring 8
03046 Cottbus
Telefon: 03 55 / 69 20 80

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das FO-Vorhaben hat zum Ziel, die Probleme des Wohnungsüberhanges in Deutschland mit dem Wohnungsbedarf in Tschechien und anderer europäischer Länder (MOE-Länder) zu vernetzen. Untersucht werden soll die Machbarkeit des Wiedereinsatzes von gebrauchten Betonelementen unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten. D. h. es ist festzustellen, ob das Bauen von Wohnhäusern unter Verwendung rückgebauter Platten im Ausland effizient ist und welche Voraussetzungen für die Umsetzung maßgeblich sind. Mit der Vorbereitung, die Wiederverwendung nicht nur auf nationaler sondern auch auf europäischer Ebene zu etablieren, werden erstmalig im Zuge dieser Thematik global innovative Wege des ressourcenschonenden Bauens eröffnet. Das übergeordnete Ziel besteht darin, intakte (Bau-)Werte zu erhalten, um auf höchster Ebene den Wirtschaftskreislauf zu schließen. Es ist beabsichtigt, mit wieder verwendbaren Betonfertigteilen attraktiven und preisgünstigen Wohnraum, welcher dem Bedarf anzupassen ist, zu schaffen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEntsprechend der Projektantragstellung liegt der Fokus in der Bearbeitungsphase 1 in der Nachhaltigkeitsbewertung zu o. a. Wiederverwendungsmaßnahme. D. h. ausgehend von einer Marktbetrachtung im Wohnungsbau in Ostdeutschland und in ausgewählten MOE-Ländern werden bautechnische, ökonomi-sche und ökologische Aspekte für die Bewertung zur Wiederverwendungseignung zugrunde gelegt. Auf der Basis durchgeführter wissenschaftlicher Begleituntersuchungen konnten vorhandene theoretische Kenntnisse weiterentwickelt und untermauert werden. In Kooperation mit der PROKON GmbH und der DIHK bzw. AHP GmbH & Co. KG wurde die Akquisition vorgenommen. Hier kamen die Kalt- als auch die Form der Warmakquise zum Tragen. Der Prozess beinhaltete mehrere Anspracheformen. Die Zwischenergebnisse wurden mit den Kooperationspartnern in regelmäßigen Abständen im Rahmen von Besprechungen erörtert. Ableitend daraus wurden die nächsten Schritte festgelegt.


Ergebnisse und Diskussion

Festgestellt wurde, dass die ständig wachsenden Wohnungsbaumärkte in Tschechien und anderen osteuropäischen Ländern riesige Absatzmärkte für sekundäre Bauteile bieten. Über den Zeitraum des Förderprogramms Stadtumbau-Ost (2002 - 2009) hinausgehend wird es unerlässlich, weitere Wohnungsleerstände in Ostdeutschland abzubauen. Da in erster Linie die Anzahl der WE in den seriell errichteten Bauten zu vermindern ist, ist davon auszugehen, dass weitere mehrere tausend Betonelemente anfallen werden. Die Hochwertigkeit resp. Wiederverwendungsfähigkeit/Gebrauchstauglichkeit der Altbetonelemente wurde im Zuge umfangreicher bautechnischer und -stofflicher Untersuchungen zur Wiederverwendungseignung im Rahmen dieser, aufbauend auf vorangegangenen eigenen Forschungsarbeiten herausgearbeitet. Die Anforderungen an Funktionsfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Belastbarkeit bei gleich bleibenden Umwelteinflüssen in der sekundären Verwendung werden erfüllt. Prinzipiell sind alle verbauten Betonelemente wiederverwendungsfähig. Als besonders geeignet ist das Sortiment der Deckenplat-ten und Wände, v. a. Innenwände zu bewerten. Die universellen Gestaltungsvarianten der entwickelten und in Ostdeutschland gebauten Demonstrationshäuser unter Verwendung gebrauchter Betonelemente zeigen, dass trotz geometrischer Vorgaben (Elementeabmessungen) attraktive Lösungen geschaffen und individuelle Wohnwünsche erfüllt werden können. Die dabei erzielbaren Kosteneinsparungen für den Rohbau belaufen sich in Deutschland in Höhe von 10 - 30 %. Unseren ersten Kostenschätzungen zufolge, werden sich bei Wiederverwendungsmaßnahmen im Raum St. Petersburg im Vergleich zu den örtlich neu hergestellten Bauelementen Kosteneinsparungen von 30 % und mehr ergeben. Der Schiffstransport hat sich dabei als die kostengünstigste und ökologisch beste Variante herausgestellt. Allerdings ist damit i. d. R. ein Vor- und Nachlauf mit LKW verbunden. Die erzielbare Kosteneinsparung ist auf der Abnehmerseite (Russland) vom Umfang der Baumaßnahme, der Auslastung der Nutzlast der Transportmittel und von der infrastrukturellen Anbindung der De- und Remontagebaustellen abhängig. Im vorliegenden Bericht konnte aufgezeigt werden, dass durch den Einsatz sekundärer Betonelemente der Energie- und Umweltverbrauch sowie der Schadstoffausstoß im Vergleich zur Neuproduktion deutlich reduziert werden kann. Zusammenfassend wird also festgestellt, dass durch die Wiederverwendung gebrauchter Betonelemente wirtschaftliche und ökologische Einsparpotenziale erzielt werden. Gerade im Hinblick der welt-weiten Klimadiskussion sollte auch und gerade die Baubranche keine Chance auslassen, Energieressourcen und die daraus resultierenden Emissionen einzudämmen. Deshalb sind weitergehende Umsetzungsbeispiele zur Wiederverwendung eminent.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die hier vorgelegten Ergebnisse, gebrauchte Betonelemente nicht nur im Inland sondern auch im Aus-land höchstwertig als Bauteil wiederzuverwenden, wurden und werden erstmalig einer breiten Öffentlich-keit zur Verfügung gestellt. Zwischenergebnisse wurden bspw. in Form des Expertenforums Die Platte - wrapped - verpackt im Rahmen der Fachtagung Alte Platte - Neues Design - Teil 2 am 02.03.2007 an der BTU Cottbus präsentiert. Darüber hinaus wurden ausgewählte Forschungsergebnisse in Form von Vorträgen und/oder Schriften im Rahmen etlicher Fachtagungen und Workshops präsentiert. Vorausgesetzt der Zustimmung seitens der DBU ist es geplant, den Endbericht der Bearbeitungsphase 1 Wiederverwendung von Plattenbauteilen in Osteuropa auf unserer Homepage zum kostenfreien Download zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig fließen die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in die Lehrtätigkeit an der BTU Cottbus ein.


Fazit

Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass krangeführte Rückbauten industriell hergestellter Wohngebäude - im allg. Sprachgebrauch Plattenbauten - gekoppelt mit Wiederverwendungen der dabei anfal-lenden Betonelemente zum Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern eine zukunftsorientierte Alternative zum Abriss ist: im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinn. Dies trifft auch für den Export von Gebrauchtelementen und deren Wiederverwendung im Ausland zu. Jetzt gilt es, die vorhandenen Vorteile des Bauteilrecyclings durch die Umsetzung des geplanten Demonstrationsvorhabens in St. Petersburg praktisch zu beweisen. Das Altbetonelementsortiment kann nur durch weitere Pilotvorhaben - auch in den Köpfen der beteiligten Partner - als hochwertiges Bauprodukt, als Wert, mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten verankert werden. Parallel zur Bearbeitungsphase 1 des hier vorliegenden Forschungsberichtes wird die Wiederverwendung von Alt-Betonelementen in 3, 4 und 5-geschossigen Mehrfamilienhäusern, Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern in Russland und Polen und vergleichsweise in Ostdeutschland vorbereitet. Derzeit werden - wie oben angeführt - intensiv Wiederverwendungsmaßnahmen im Raum St. Petersburg geplant. Dort ist die Gestehung ganzer Wohnsiedlungen vorgesehen. Nach jetzigem Stand sollen in einer 1. Bauphase ca. 2.500 Altbetonelemente für ca. 7.000 m² Wohnfläche eingesetzt werden.
Mit der Umsetzung dieses Vorhabens kann der Startschuss für einen europaweiten Einsatz sekundärer Betonelemente aus dem Rückbau industrieller Bausubstanz erfolgen. Damit wäre ein wichtiger Schritt im Prozess der Entwicklung ressourcen- und umweltschonender und somit nachhaltiger Bauformen eingeleitet.

Übersicht

Fördersumme

124.552,00 €

Förderzeitraum

04.04.2005 - 04.04.2006

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik