Projekt 21777/01

Sanierung und Umnutzung Gutsspeicher Großhennersdorf – Integrale Planungsphase

Projektträger

Speicher e. V.
Bernstädter Str. 22
02747 Großhennersdorf
Telefon: 035873/36367

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund der Bestrebung örtlich ansässiger, aber überörtlich und grenzübergreifend wirkender Vereine, den Gutsspeicher Großhennersdorf für eine vielschichtige kulturelle Nutzung zu aktivieren, wird eine integrale Planungsphase als Umsetzungsvorbereitung erforderlich. Für den Gutsspeicher als Baudenkmal von hervorragendem Rang soll im Ergebnis ein ökologisch-ökonomisches Optimum zwischen Möglichkeiten energetischer Passivierung (baulicher Wärmeschutz, innovative Speicherkonzepte) sowie dem Einsatz erneuerbarer Energien gefunden werden. Dies im Einklang mit Anforderungen der Denkmalpflege sowie der Funktion. Gesamtörtlich ist das technisch-wirtschaftliche Bioenergiepotenzial für die übergreifende Wärmeversorgung aus KWK unter Einbeziehung des Gutshofkomplexes zu untersuchen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDurchgehend integrierend vollzieht sich der planerische Fortschritt in den parallel laufenden Linien Bauplanung (innen) und Technische Gebäudeausrüstung. Bauplanerisch liegt der fachliche Schwerpunkt in der Integration von baulichem Wärmeschutz durch Maßnahmen innerhalb der denkmalgeschützten Außenhülle und nutzungsseitigen Anforderungen wie Akustik, Schallschutz, Oberflächenbeanspruchung, Gestaltgebung. Technisch ist eine optimale Abstimmung der Heizmedien Wasser und Luft vorzunehmen, die sich unter der übergeordneten Prämisse der Minimierung apparativ-technischen Aufwandes in der In-vestitionsphase und des Ressourceneinsatzes in der Betriebsphase vollzieht.
Innovative Elemente der Speicherung stellen einen fachlichen Schwerpunkt dar: Im Lüftungsbereich sind externe (Erdreich) und interne (i.V.m. Luftkanälen/Lüftungsgeräten) Elemente zu beleuchten; für die baulichen Innenoberflächen wird untersucht, inwieweit sich Lehmputz durch Beaufschlagung mit Latentwärmespeichermaterial zu einem wirksamen Wärmepuffer entwickeln lässt (labortechnische Parameterermittlung, Umsetzung in TRNSYS-Gebäudesimulation zur Planungsoptimierung).
Zur Bereitstellung der verbleibenden Wärmebedarfe sind Varianten zur Versorgung aus einem Wärmenetz (Gutskomplex, Gesamtort) auf Basis der Ermittlung des örtlichen und regionalen Bioenergiepotenzials als Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten. Weitere Wärmeabnehmer sind zu berücksichtigen.


Ergebnisse und Diskussion

Fachinhaltlich konnten wichtige Grundelemente im Entwurf des Energiekonzeptes, welches dem Antrag beigefügt war, bestätigt werden. Zur Gewichtung und zur Auswahl einzelner Konzeptbestandteile haben sich aus der Planungsphase wichtige neue Erkenntnisse und Gewichtverschiebungen ergeben:
Das Konzept der Saalbeheizung mit ständiger Grundlast und Spitzenlast mit Nachheizregistern in der Lüftungstechnik ist bestätigt worden. Eine moderate Innendämmung wird als Ergebnis der Simulationsrechnung empfohlen und sollte daher weiter verfolgt werden.
Im Saal hat sich als entscheidende Aufgabe der Umgang mit thermischen Lasten bei Veranstaltungen im Sommerhalbjahr erwiesen. Nutzung adiabater Kühlung ist im Objekt erheblich effizienter als ein Erdreichwärmetauscher. Der zwecks sparsamer Energieverwendung gewählte Ansatz der adiabaten Kühlung hat Wirksamkeitsgrenzen. Dies ist betreiberseitig geschickt im Veranstaltungs-Sommerprogramm zu berücksichtigen. Adiabate Kühlung unter Nutzung der Außenluft anstelle der Abluft wäre vorteilhaft.
Speicherelemente mit PCM sind im Planungsfall im Rahmen der Lüftung quantitativ kaum relevant. Ein gering dimensionierter Piloteinsatz könnte dennoch Praxiserkenntnisse bringen. Zur wirksamen Entwärmung bedarf es im Sommer in Archiv und Bibliothek der Nachtlüftung.
Innenoberflächen mit Latentwärmespeichermaterial (PCM) (20,5°C) haben keine relevante Wirkung, weder in der Sommer-, noch in der Winterbetrachtung. Ein PCM mit höherem Schmelzpunkt (hier: 24°C) kann jedoch sommerliche Überhitzung dämpfen. In Verbindung mit moderater Innendämmung wird die-ser Effekt verstärkt. Im genutzten Dachgeschoss der Bibliothek, dem leichtesten Teil des genutzten Baukörpers, soll der PCM-Einsatz in Innenoberflächen vorrangig weiter verfolgt werden. Auch im Archiv bietet sich der weitere Einsatz an. Im Saal ist dagegen der Einsatz von Lehmputz mit anderen Spezialanforderungen an Wandoberflächen noch im Detail abzuwägen.
Aus der PCM-Diskussion mit dem Lehmbaustoffhersteller haben sich weitere Optionen des Lehmbaustoffeinsatzes über den Putz hinaus entwickelt, die in der weiteren Planung und Umsetzung berücksichtigt werden können (Beplankung der leichten Innenwänden insb. im Bibliotheksbereich). Jenseits des PCM-Themas zeigte sich die Möglichkeit, Akustikputz als Lehmbaustoff auszuführen.
Alle PCM-Optionen bedürfen noch der Vertiefung in brandschutztechnischer Sicht.
Zur Verknüpfung der Versorgungslösung mit anderen Nutzern des Gutshofbereichs, namentlich der Gemeinde, wurde ein Kompromiss ausgearbeitet, der zwar die organisatorische Unabhängigkeit des Speicher e. V. von den Entscheidungen der Gemeinde sicherstellt, jedoch die Option eines abgestimmten und über einen Pufferspeicher gekoppelten Betriebsregimes des gemeindlichen 290 kW-Ölkessels sowie des zuzubauenden ca. 230 kW-Holzpelletkessels beinhaltet. Somit kann sehr effizient ein hoher Anteil der Jahres-Wärmearbeit auf Holzpellet-Basis erreicht werden. Der geforderte Primärenergiekennwert der EnEV kann auf diese Weise eingehalten und deutlich unterschritten werden.
Es deutet sich im Ergebnis an, dass ein Klein-BHKW in die Energieversorgung des Gutsspeichers vorteilhaft integriert werden kann. Diese Option bedarf noch der Vertiefung. Ferner zeigte sich, dass die Interessen im Dorf noch nicht in diese Richtung eines örtlichen übergreifenden Wärmenetzes weisen. Die entwickelte Lösung bietet jedoch auch unabhängig davon Erweiterungspotenziale auf Pelletbasis.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der abgeschlossenen Planungsphase sind vor allem eine Präsentation in der Ratssitzung vom 24.10.2005 der Gemeinde Großhennersdorf mit anschließender Diskussion sowie eine Exkursion am 25.10.2005 u. a. mit Ratsvertretern und Landwirten zu einer Biogasanlage in der Region zu nennen. In einem kleinen Kreis erfolgte am 29.09.2005 eine Präsentation mit anwesenden Vertretern des Diakoniewerks Katharinenhof (als größtem örtlichen Wärmeverbraucher) sowie weiterer örtlicher Aktiver.
Nach dem jetzt erfolgten Abschluss der Planungsphase und nach der unmittelbar vor Jahresende erreichten Bewilligung sehr wichtiger Mittel für die Gesamtfinanzierung ist vor dem Start der Umsetzung eine größere örtliche Präsentation v. a. der hier erarbeiteten Resultate ins Auge gefasst.


Fazit

Zusammenfassend hat sich die der Umsetzung vorgeschaltete integrale Planungsphase als methodisch gutes Instrument erwiesen, die konzeptionellen Ideen aus dem Frühjahr 2005 zu prüfen und im Ergebnis zu verfeinern, in der Gewichtung zu verschieben oder in Teilen, hier insb. in Bezug auf eine den Ort um-fassende Wärmeversorgungslösung, auch zu revidieren.
Das hohe Maß an Kooperationsbereitschaft der beteiligten Partner und Auftragnehmer war eine wichtige Grundlage für das Erreichen aussagekräftiger inhaltlicher Ergebnisse.Bei der nun angestrebten Umsetzung der Sanierung und Umnutzung kann hierauf gegründet werden.

Übersicht

Fördersumme

32.000,00 €

Förderzeitraum

07.07.2005 - 30.11.2005

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik