Projekt 21486/01

Voruntersuchungen zur beispielhaften Ausgestaltung einer kleingewässerreichen Ackerbaulandschaft mit dem Ziel der Entwicklung und nachhaltigen Sicherung von Amphibienpopulationen

Projektträger

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. Institut für Bodenlandschaftsforschung
Eberswalder Str. 84
15374 Müncheberg
Telefon: +49 33432 82282

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Vorstudie ist Grundlage für ein Vorhaben, das das Ziel hat, ein für Amphibien nachweislich bedeutsames Ackerbaugebiet im Jungmoränengebiet beispielhaft für den Schutz dieser Tiergruppe umzugestalten. Es soll dabei ein breites Spektrum an Maßnahmen des Amphibienschutzes mit einer leistungsfähi-gen Landwirtschaft kombiniert werden. Im Sinne eines Erprobungs- und Entwicklungsprojektes soll basierend auf umfangreichen eigenen Vorarbeiten sowie auf Ergebnissen aus der Literatur Naturschutz in die landwirtschaftliche Produktion nachhaltig und tragfähig integriert werden. Die hier zu entwickelnde und zu erprobende Methode, die sich von der Analyse der spezifischen Risikopotenziale bzw. der Defizite im Agrarraum bis zur Erfolgskontrolle nach Umsetzung der als wesentlich identifizierten Amphibienschutzmaßnahmen erstreckt, soll ein hohes Maß an Übertragbarkeit in andere Landschaftsräume besitzen. Die dazu erforderlichen Werkzeuge, u. a. in Form eines Entscheidungshilfesystems, sollen praxisreif bereitgestellt werden.
Im Rahmen dieser Vorstudie soll ein Konzept sowie ein Maßnahmeplan für die Nutzung und Ausgestaltung des Untersuchungsraumes entwickelt werden. Finanzielle Ressourcen sollen erschlossen und Kooperationspartner gewonnen werden. Das Konzept zur wissenschaftlichen Begleitung des Vorhabens ist zu entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Erarbeitung Maßnahmeplan zur Landschaftsrenaturierung und -gestaltung (kleinflächiger Waldumbau, Waldrandgestaltung Gehölzanlage, Anlage von Gewässerrandstreifen, Gewässersanierung) basierend auf Defizitanalyse
2. Erarbeitung Maßnahmeplan zur Anpassung von landwirtschaftlicher Anbauverfahren (Unterfußdüngung, Fruchtfolge, Veränderung Bodenbearbeitung) basierend auf Risikoanalyse
3. Finanzierungskonzept (Bedarf und Quellen)
4. Konzept der wissenschaftlichen Begleitung


Ergebnisse und Diskussion

1. Wasserführung
Die Analyse der Wasserführung ergab, dass im Durchschnitt nur 48 % der Gewässer bis Mitte Juli wasserführend und damit als Vermehrungshabitat für Amphibien geeignet sind. In drei von 10 Jahren waren lediglich etwa 10 % der Gewässer für die Vermehrung durch Amphibien nutzbar. Stark schwankende Po-pulationsgrößen mit erheblichen Bestandeseinbrüchen waren die Folge. Um eine langfristige Verbesserung der Wasserführung und der Tiervermehrung zu erzielen, wurden daraufhin zusammen mit den örtlichen Wasser- und Bodenverbänden 8 Gewässer ausgewählt, deren Sanierung sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Beantragung befindet. Die Durchführung der Maßnahme ist für den Zeitraum Herbst 2005 vorgesehen.
2. Beschattungsgrad der südexponierten Ufer
Die Analyse des Gehölzbestandes der Gewässer ergab, dass bis zu 50% der Gewässer aufgrund zu starker Beschattung der südexponierten Uferbereiche als Laichhabitat für die meisten Amphibienarten nicht oder nur bedingt geeignet sind. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Wasser- und Bodenverbänden sind an 28 Gewässern Gehölzpflegemaßnahmen vorgesehen. Dabei handelt es sich um die partielle Entnahme von Gehölzen und die Pflege von Kopfbäumen. Die Durchführung der Maßnahme wird im Winter 2005 angestrebt.
3. Anlage von Gewässerrandstreifen
Die Anlage von Gewässerrandstreifen um ca. 30 Gewässer wurde bereits in einem anderen Projekt realisiert und untersucht. Aufgrund der nachweislich außerordentlichen Bedeutung dieser Pufferzonen als Migration-, Sommer- und Winterhabitat für Amphibien werden weitere Randstreifen im Zuge der Herbstbestellung 2005 auf einem 17 ha Schlag um 10 Gewässer angelegt.
4. Anpassung der landwirtschaftlichen Anbauverfahren
Eigene Untersuchungen belegen die negativen Wirkungen des Anbaus bestimmter Fruchtarten (Winterraps) auf Amphibienpopulationen. Mit der Herbstbestellung 2005 erfolgt auf einem 17 ha Schlag eine Umstellung der 3-gliedrigen Fruchtfolge Winterweizen- Winterraps-Silomais auf Ackerfutter. Im Zuge dieser Umstellung erfolgen Untersuchungen zu den Auswirkungen einzelner Arbeitsschritte des Ackerfutter-anbaus auf Amphibien (Mulchversuche). Des Weiteren erfolgte eine ökonomische Analyse der Umstellung auf Ackerfutter.
5. Wissenschaftliche Begleituntersuchungen
Bisher wurden folgende Arbeiten konzipiert:
Habitatuntersuchungen durch gezielte Zaunfänge (Kompletteinzäunung im Bereich von Vermehrungs-, Nahrungs- und Winterhabitaten
Habitatseignungs- und Ausbreitungsuntersuchungen durch systematische Zaunfänge (rasterbezogene Untersuchungen mittels Fangkreuzen)
Systematische Begehung der Vermehrungsgewässer (Verhören, Laichballenzählung, Lichtfallenfänge, Sichtbeobachtungen)
Sedimentuntersuchungen und Untersuchungen zur Wasserführung und Gewässergüte in Abhängigkeit von Gewässersanierungsmaßnahmen
Untersuchungen zur amphibienschutzgerechten Pflege von Landhabitaten (Pufferstreifen) - Mulchversuche


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Dez. 2004: Vorstellung des Projektes bei den kooperierenden Landwirtschaftsbetrieben
Jan. 2005: Vorstellung des Projektes bei der regionalen Arbeitsgruppe Landschaftswasserhaushalt
April 2005: Vorstellung des Projektes bei den NaturSchutzFonds Brandenburg


Fazit

Die angestrebten Maßnahmen zur Landschaftsrenaturierung und -gestaltung dienen der nachhaltigen Sicherung und Entwicklung der bedeutsamen Amphibienpopulation im Untersuchungsgebiet. Durch die umfangreichen Habitatuntersuchungen wird erstmals systematisch ein größeres Gebiet hinsichtlich der Populationsstruktur und dem Migrationsverhalten der Amphibien untersucht und so weitere Kenntnislücken in der Populationsökologie der Amphibien geschlossen. Des Weiteren wird analysiert wie eine amphibienschonende Landbewirtschaftung mit den Erfordernissen einer modernen ökonomisch leistungsfähigen Landwirtschaft kombiniert werden kann.

Übersicht

Fördersumme

60.054,00 €

Förderzeitraum

01.07.2004 - 31.07.2005

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz