Projekt 20904/05

Sofortprogramm Hochwasserschutz:Döbelner Mirakelmann in der Nicolaikirche

Projektträger

Ev.-Luth. Pfarramt Döbeln
Kleine Kirchgasse 1
04720 Döbeln
Telefon: 03431/710157

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlaß: Die in Bezug auf ihre künstlerische Qualität, ihr Alter und ihre konstruktive wie auch herstellungs-technologische Perfektion weltweit wohl einzigartige Passionsspielfigur, sog. Döbelner Mirakelmann, wurde bei der Überflutung Döbelns durch das Hochwasser der Mulde zwischen dem 12. und dem 14. August 2002 schwer beschädigt.
Zielsetzung: Konservierung und Restaurierung der hochwassergeschädigten Skulptur


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Hauptarbeitsschritte sind vorgesehen:Konservierung der Farbfassung sowie der originalen Leinwandbeklebungen mit einem geeigneten Prote-inleim, Reinigung aller gefassten und ungefassten Oberflächen, Entrestaurierung der gesamten Figur, d.h. Abnahme von Kittungen, Retuschen, Entfernen der Nagelungen im Hüftbereich, Ablösen der er-gänzten Lederteile zumindest an en Hand- und Ellbogengelenken, Ansetzen abgelöster Holzteile, Sichern und Schließen geöffneter Fugen sowie Ausspänen von Rissen (ggf. Versuch des Rückformens bei Verwerungen des Holzes) unter Verwendung eines geeigneten Proteinleimes, konservatorische Behandlung aller originalen Metallteile, soweit dies ohne Gefährdung der Originalsubstanz möglich ist, Wiederherstellung des anatomischen Gesamtzusammenhanges der Figur, dazu insbesondere Reinigung, Glättung, Stabilisierung und Neuverleimung der originalen Lederfragmente sowie Ergänzung der Fehlstellen analog der letzten Restaurierung mit weißgegerbten Sämischleder, Goldschlägerhaut und Pergamentleim, Kittung der Fehlstellen in der Fassung mit Leim-/Kreidegrund und Retusche, Instandsetzung oder Neufertigung der Holzlade, ausführliche Dokumentation aller Arbeiten in Wort und Bild.
Die Bearbeitung der Skulptur erfolgt in den Restaurierungsateliers des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen. Alle Arbeitsschritte sowie die zum Einsatz kommenden Materialien und Technologien sind vorher mit dem betreuenden Restaurator des Landesamtes abzustimmen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Verzögerung bezüglich des Projektendes resultiert daraus, dass die Skulptur mehrere Tage im Wasser lag und und zunächst langsam und kontrolliert austrocknen musste, ehe mit Konservierungsmaßnahmen begonnen werden konnte. Die Arbeiten an der schwerst geschädigten wertvollen Figur wa-ren sehr kompliziert, da außerdem sämtliche Gelenkverbindungen gelöst waren und neben einer Reihe von holztechnischen Maßnahmen zusätzlich noch Leder- und Textilarbeiten notwendig wurden. Hinzu kam, dass die Größe der Skulptur eine gleichzeitige Bearbeitung durch mehrere Restauratoren nicht erlaubte.
Da in der St. Nicolaikirche auch erst im Frühsommer des Jahres 2005 alle Bauarbeiten im Kircheninneren abgeschlossen werden konnten, kam es zu Verzögerungen bei der Rückführung des Mirakelmanns. Man wollte die Skulptur nicht dem Putzstaub und den durch die Bauarbeiten herrschenden Klimaschwankungen aussetzen.
Nach Vorlage aller Rechnungen des Restaurierungsateliers ergibt sich eine Gesamtsumme von 89.668 €. Der Spielraum zwischen der Kostenschätzung von 112.000 € und der tatsächlichen Abrechnung, resultiert daraus, dass zweimal ausgeschrieben werden musste und die letzte Ausschreibung deutlich unter der Kostenschätzung lag.
Mit der Restaurierung dieser Skulptur ist die Kirchgemeinde und nicht zuletzt die Stadt Döbeln um ein einzigartiges Kulturgut reicher. Der Mirakelmann ist ein herausragendes Kunstwerk der Spätgotik, welcher hoffentlich noch kommenden Generationen als Zeugnis des Frömmigkeitsverständnisses vergan-gener Epochen dient.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Seit der Flut 2002 und den damit verbundenen Berichterstattungen stand der Mirakelmann besonders im öffentlichen Interesse. Nicht nur in der regionalen Presse wurde regelmäßig und sehr ausführlich berichtet, sondern auch in Kirchen- und Fachpresse erschienen häufig Beiträge über die Restaurierung. Funk und Fernsehen berichteten mehrfach über den Fortgang der Arbeiten.
Zur Rückführung des Mirakelmannes im Juli 2005 wurde eine Pressekonferenz in der St. Nicolaikirche mit den Restauratoren angesetzt, welche von den verschiedensten Berichterstattern sehr gut angenommen wurde. Zu den Öffnungszeiten der Kirche kann die Figur besichtigt werden und es liegen noch zusätzlich bebilderte Präsentationsmappen aus.


Fazit

Nach Beendigung der Restaurierung kann von sehr guten Ergebnissen ausgegangen werden. Die Figur befindet sich in einem qualitativ hochwertigem Zustand, welcher sich von dem Zustand vor dem verheerenden Hochwasser kaum unterscheidet. Einzig die Körperform hat sich aufgrund des Wasserschadens verändert und die Ledergelenke sind durch die Schrumpfung nun völlig unbeweglich. Die wertvolle Christusfigur wurde dank der Restaurierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Grabtruhe mit der Figur steht jetzt allerdings auf der Orgelempore, um einer neuerlichen Beschädigung durch ein eventuell auftretendes Hochwasser vorzubeugen.

Übersicht

Fördersumme

56.000,00 €

Förderzeitraum

02.12.2002 - 31.03.2005

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik