Projekt 20694/01

Entwicklung und Erprobung eines Windenergieanlagen-Notfall-Informationssystems

Projektträger

Fördergesellschaft Windenergie (FGW) e. V.
Stresemannplatz 4
24103 Kiel
Telefon: 0431/66877-63

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aus heutiger Sicht ist vor allem die Windenergie mittelfristig in der Lage, große Teile der konventionellen Energieträger bei der Stromproduktion CO2-frei zu substituieren. Aufgrund des rasanten Ausbaus der Windenergie und der damit zusammenhängenden großen Anzahl von WEA tritt an dafür vorgesehenen Standorten immer häufiger der Fall auf, dass Rettungsdienste, Wartungstrupps und Andere eine scha-densrelevante WEA nicht mehr zweifelsfrei identifizieren können. Somit kann auf umweltrelevante Schadensfälle oder Unfälle im WEA-Bereich nicht mehr adäquat reagiert werden. Im Jahr 2003 haben sich insgesamt 103 Unfälle an einer WEA ereignet, bei 9 davon war eine notärztliche Versorgung unbedingt notwendig. Wird von Seiten der Rettungsdienste auf einen Notruf reagiert, so fehlen in der Regel eindeutige Informationen zu Standort, Zufahrt, Nabenhöhe und Typ der WEA. Es soll ein bundesweit zentrales, internetbasiertes WEA-Register entwickelt und in Betrieb genommen werden. Ziel ist es, Notfallinformationen im Zusammenhang mit einer WEA über das Internet aus dem WEA-Notfallinfosystem (WEA-NIS) abrufbar zu machen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs werden sämtliche WEA mit einer gut sichtbaren eindeutigen Kennung am Turm beaufschlagt. Im WEA-NIS ist jeder Kennung ein entsprechender WEA-Basisdatensatz (Standort, Technische Daten, Lageplan) zugeordnet. Somit erhalten sowohl die Melder eines Notfalls (durch die Kennzeichnung am Turm) als auch die benachrichtigten Rettungsdienste die notwendigen Informationen (WEA-Notfallinformationen) für die reibungslose Durchführung von Rettungs- und Sicherungsmaßnahmen. Darüber hinaus können mit entsprechender Zugangsberechtigung weitere Informationen (z. B. Hersteller-Notruf, Textfeld mit Anfahrtsbeschreibung, Lageplan mit Zufahrts-/Parkwege) abgerufen werden.Den Aufbau, die Wartung und die Pflege des WEA-NIS übernimmt die Ingenieur Werkstatt Energietechnik. Die Hersteller der Windenergieanlagen sind für die Eingabe der WEA-Daten zuständig. Dies betrifft sowohl Neu- als auch Altanlagen. Beratend tätig sind die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, das Staatliches Umweltamt Schleswig, der Bundesverband Windenergie und der Wirtschaftsverband Windkraftwerke. Die praxisorientierte Umsetzung des Notfallsystems wird von einem Beirat aus Vertre-tern der Zielgruppe (Rettungsleitstellen, Zivilschutzbehörden) bewertet. Die Fördergesellschaft Windenergie übernimmt die Koordinierung des Forschungsvorhabens.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ziele des Projekts konnten bezüglich Zeit und Budget eingehalten werden. Die hohe Zahl der Anfragen von Rettungsleitstellen für den Zugang zum WEA-NIS zeigt die Notwendigkeit zur Einrichtung eines umfassenden Notfall-Informationssystem für Windenergieanlagen.
Der allgemeine Zugang auf die öffentliche Seite konnte nicht für alle Bundesländer realisiert werden, so konnte z. B. das Landesvermessungsamt von Niedersachsen, mit über 4.300 WEA (diese Zahl entspricht mehr als ein Viertel der WEA in der gesamten Bundesrepublik Deutschland) bisher nicht bewogen werden, die Darstellung der Kartenausschnitte auf der öffentlich zugänglichen Seite des WEA-NIS zu gestatten. Hier sollte nach der Etablierung des WEA-NIS erneut das Gespräch gesucht werden. Die Kartendarstellung für die Rettungsleitstellen in Niedersachsen ist davon nicht betroffen.
Es ist zu erwarten, dass sich bei allgemeiner Akzeptanz des WEA-NIS durch die Rettungsleitstellen und durch die Träger öffentlicher Belange mit der Zeit die Möglichkeit eines bundesweiten öffentlichen Zugangs entwickeln wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Veröffentlichung in der Presse
· Kurzbericht in der Zeitschrift Erneuerbare Energien Ausgabe 09/2003
· Presseerklärung über die Landespressekonferenz anlässlich des Starttermins für die öffentliche Internetpräsenz, 26.09.2003
· Bericht über das WEA-NIS im Rahmen eines Artikels über Arbeitssicherheit in der Zeitschrift Neue Energien Ausgabe 11/05
· Kurzbericht in der Feuerwehr Fachzeitschrift Ausgabe April 2006
Darstellung des WEA-NIS im Internet:
· www.wind-fgw.de - Homepage der FGW e. V.
· www.aksiwe.de - Homepage des AKSIWE
Verbreitung der Ergebnisse im Rahmen von Vorträgen:
· Diverse Vorträge von FGW, AKSIWE und der Höhenrettung Hamburg auf Seminaren, Messen und anderen Fachveranstaltungen
Sonstiges:
· Vorstellung des WEA-NIS auf der Messe HUSUMwind am Messestand des StUA Schleswig durch Herrn Wilfried Voigt, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Schleswig-Holstein (26.09.2003)
· Bundesweites Anschreiben an die Innenministerien der Länder, an die zentralen Feuerwehrleitstellen und SEG, Februar 2006
· Poster am Messestand der FGW zur Messe HUSUMwind, September 2005


Fazit

Mit der Entwicklung des WEA-NIS wurde ein System geschaffen, um den Zivilschutz, den Leitstellen der Rettungsdiensten und den Trägern öffentlicher Belange die notwendigen Informationen bereit zu stellen, um effektiv auf Unfälle im Bereich der Windenergie reagieren zu können. Damit ist auch die Grundlage zur Errichtung eines bundesweit einheitlichen WEA-Registers geschaffen worden. Es ist geplant, die Eingabe der Daten durch die Mitgliedsfirmen des AKSIWE bis zum Ende 2006 abzuschließen.
Im Mai 2006 wurde das WEA-NIS bereits von über 100 Leitstellen genutzt. Die Reaktion der Verantwortlichen aus den Leitstellen zur Bereitstellung eines solchen Systems war durchweg positiv. Es wurde die Notwendigkeit für ein solches System unterstrichen. Ein solches Werkzeug für die Einsatzplanung stand in der Vergangenheit noch nicht zur Verfügung.
Das WEA-NIS wurde so aufgebaut, dass eine Verknüpfung mit anderen Datenbanken einfach zu realisieren ist. Die eingegeben Daten können so auch anderen Nutzungen zugeführt werden.
Das WEA-NIS ermöglicht die öffentliche Bereitstellung von WEA-Daten, die Vervollständigung der Rettungskette und die unverzögerte Beschaffung von Informationen für Behörden. Es ist davon auszugehen, dass in Folge der bundesweiten Nutzung des Systems eine größere Akzeptanz in der Öffentlichkeit für die Nutzung von Windenergie erreicht wird. Dadurch leistet dieses Projekt einen Beitrag zur Umsetzung der angestrebten Ziele bei der Reduzierung des Ausstoß von CO2 in der Bundesrepublik Deutschland.

Übersicht

Fördersumme

43.050,00 €

Förderzeitraum

19.03.2003 - 19.03.2006

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik