Projekt 20500/01

Workshop und Publikation: Landschaftskultur – Kulturlandschaft. Ein Beitrag zur Europäischen Landschaftskonvention und zur Agenda 21

Projektträger

Villa Vigoni Centro Italo-TedescoDeutsch-Italienisches Zentrum
Via Giulio Vigoni, 1
I-22017 Loveno di Menaggio
Telefon: 00390344.36111

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Nach über 10 Jahren Verhandlungsdauer wurde am 20. Oktober 2000 endlich das Europäische Landschaftsübereinkommen (auch Landschaftskonvention genannt) von 18 europäischen Staaten in Florenz unterzeichnet. Ziel der geplanten Fachtagung ist, besonders gelungene Beispiele vorzustellen, wie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Thema Landschaftskultur im Zusammenhang mit den Forderungen der Europäischen Landschaftskonvention und der Agenda 21 umgegangen wurde, wird bzw. werden soll. Ein Austausch von Erfahrungen zwischen deutschen und italienischen Experten ist in diesem Fall besonders wichtig, weil beide Länder gegenüber der Konvention in anderer Weise Stellung genommen haben: Italien hat sie unterzeichnet, Deutschland noch nicht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer erste Arbeitsschritt betrifft die Organisation der geplanten Tagung.Die zu behandelnde Fragestellung soll in vier Sektionen unterteilt werden, die jeweils einige Aspekte der Tagungsthemen analysieren und vertiefen. Diese Sektionen haben zum Ziel, neue Forschungsbereiche zu untersuchen und vor allem einen lebendigen interdisziplinären Dialog zu fördern. Sie lassen sich wie folgt formulieren:
- die allgemeinen Aspekte der europäischen Landschaftskonvention;- die Grundlage für eine neue Landschaftskultur;
- das Verhältnis zwischen Landschaftsästhetik und Nachhaltigkeit;
- das Verhältnis zwischen Landschaftskultur und Baukultur.
Die Tagung darf als Fortsetzung eines wissenschaftlichen Austausches zwischen deutschen und italieni schen Experten verstanden werden, die sich mehrmals in der Villa Vigoni getroffen haben, um nun mit neuen Kollegen ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu diskutieren.
Der zweite Schritt betrifft die Bearbeitung der vorgetragenen Referate und die Vorbereitung des Sammelbands der Tagung, der über unsere einmalige Veranstaltung hinaus, so zu sagen eine eigene wis-senschaftliche Selbständigkeit behaupten soll.


Ergebnisse und Diskussion

Die Tagung hat das Thema Landschaftskultur: Gestern, heute und in Zukunft in vier Sektionen behandelt:
1) Die Erste Sektion hatte allgemeinen Charakter: einige praktische Beispiele und Erfahrungen aus Deutschland, Italien und der Schweiz wurden analysiert;
2) in der Zweiten Sektion wurden die ästhetischen Voraussetzungen des Begriffs der Landschaftskultur erörtert und die verschiedenen Traditionen der Gartenarchitektur in Deutschland und Italien anhand von konkreten Beispielen betrachtet;
3) die Dritte Sektion diente zur Klärung der naturwissenschaftlichen Voraussetzungen des Begriffs der Nachhaltigkeit und der Funktion einiger Indikatoren für Analyse und Gestaltung der Landschaft;
4) in der Vierten Sektion wurde die Perspektive eines neuen Verhältnisses zwischen Architektur, Bioarchitektur, Gartenarchitektur und Landschaftskultur behandelt.
Die Tagung hatte interdisziplinären Charakter. Die Diskussion theoretischer Begriffe war stets eng mit der Analyse konkreter Erfahrungen verbunden; die Verbindung zwischen Theorie und Praxis wurde noch durch die Teilnahme zahlreicher Repräsentanten der Stadtverwaltungen bzw. einiger Naturparks verstärkt.
Durch die Analyse der Begriffe Natur, Kultur und Landschaft, die die Grundlage jeder Bestimmung desBegriffs Landschaftskultur bildet, wurden die engen Beziehungen zwischen Natur, Umwelt, den durch menschliche Eingriffe verursachten Veränderungen (z. B. durch Landwirtschaft, Produktion, Infrastruktur) und den kulturell bedingten Wahrnehmungsmechanismen, durch die jede Kulturlandschaft geprägt wird, herausgestellt. Die Begriffsbestimmung bringt mehrere operative, praktische Folgen mit sich: Die Idee der Landschaftskultur beeinflusst die rechtlichen Verordnungen, die Raum- und Stadtplanungsmaßnahmen und auch die Wahrnehmungsmechanismen der möglichen Nutzer einer Landschaft.
Die Präzisierung des Begriffs hat aber auch mehrere Folgen auf der Ebene der naturwissenschaftlichen Methoden, durch die die Landschaft analysiert und gestaltet werden kann: Neue Ansätze in den Bereichen Botanik, Zoologie, Forst- und Landwirtschaft können durch diese Präzisierung des Begriffes erarbeit werden - vor allem in Richtung einer systemischen Betrachtung der Kulturlandschaft.
Besondere Aufmerksamkeit hat die Tagung auf die enge Beziehungen zwischen Gartenarchitektur undGestaltung der Landschaft gerichtet. Die Gartenarchitektur befindet sich heute in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und neuen Perspektiven, das ihre Bestimmung gefährdet. Es ist besonders wichtig, dass die Gartenarchitektur ein fruchtbares Verhältnis zu ihren eigenen Traditionen behält, um die Möglichkeit derGestaltung einer Landschaft zu gewährleisten. Sie muss aber auch die neuen Dimensionen der Raumplanung und der städtischen Landschaft berücksichtigen - z. B. die großen Areale, die die Flughäfen umgeben - und darf die Gesamtkomplexität der ökologischen Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Veröffentlichung der Akten der Tagung in der Reihe Giardini e Paesaggio des Verlags Olschki (Flo-renz), die eine internationale Verbreitung hat, sichert den Ergebnissen der Tagung eine dauerhafte Re-sonanz.


Fazit

Natur, Kultur, Landschaft: eine Präzisierung dieser Begriffe anhand einer interdisziplinären Analyse bietet neue methodologische Ansätze für eine genauere Bestimmung der Idee der Landschaftskultur selbst. Diese Methodologie ist eng mit den konkreten, operativen Folgen verbunden, die vor allem die rechtlichen, raumplanerischen und protektiven Maßnahmen betreffen, und übt auch einen prägenden Einfluss auf die naturwissenschaftlichen Fächer aus - wie z. B. Botanik, Zoologie, Land- und Forstwissenschaft, die sich eher mit der Gestaltung einer Landschaft beschäftigen. Besondere Aufmerksamkeit muss auf das Verhältnis zwischen Architektur, Bioarchitektur, Gartenarchitektur und Landschaftskultur gerichtet werden, mit dem Ziel, ein fruchtbares Gleichgewicht zwischen Tradition und neuen Perspekti-ven der Landschaftskultur in einer immer urbanisierteren Umwelt herzustellen.

Übersicht

Fördersumme

9.437,00 €

Förderzeitraum

02.05.2003 - 02.11.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation