Projekt 19637/01

Evaluation von Energieeffizienz-Kampagnen

ProjekttrÀger

Gesellschaft fĂŒr Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein GmbH (EKSH) Wissenschaftspark Kiel
Boschstr. 1
24118 Kiel
Telefon: 0431/9805-880

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Energiestiftung Schleswig-Holstein setzt seit Ende 2000 Energieeffizienzkampagnen mit Hilfe professioneller Werbung als landesweites Klimaschutzinstrument ein. In Schleswig-Holstein werden damit pilothaft Erfahrungen fĂŒr nationale Kampagnen gewonnen. Die Erfolgsmessung der Kampagnen ist eine unerlĂ€ssliche Voraussetzung fĂŒr die Bewertung der Potenziale dieses Instrumentes. Der Schwerpunkt dieses Vorhabens liegt auf der Feststellung nachhaltiger Effekte solcher Kampagnen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Untersuchung setzt sich aus drei Teilblöcken zusammen. Im Fokus steht die Kontrolle der Nachhaltigkeit der bereits durchgefĂŒhrten Stand-by-Kampagne aus. wirklich aus? der Energiestiftung Schleswig-Holstein. Entsprechend der zwei vorherigen Befragungswellen stehen auch diesmal die beiden Zielgruppen Bevölkerung (KĂ€ufer und Nutzer) und HĂ€ndler von elektrischen und elektronischen GerĂ€ten im Mittelpunkt der Befragung. Diese dritte Welle soll feststellen, inwieweit die in den ersten Befragungswellen konstatierten Kampagneneffekte nur kurzfristig wirksam waren bzw. inwieweit langfristige und nachhaltige Effekte erzielt werden konnten. Der zweite Teilblock erlaubt mit einem vergleichsweise geringen Fragesatz eine Messung der Werbewirkung der zweiten Energieeffizienzkampagne in Schleswig-Holstein, der Schlaulicht-Kampagne zur Verbreitung von Energiesparlampen. Der dritte Block dient der Evaluierung von Themen und Potenzialen zur Vorbereitung einer avisierten neuen Kampagne im Bereich der Energieberatung im Haushalt. Die Wirkungskontrolle erfolgt durch Befragungen in den Untersu-chungsgebieten Schleswig-Holstein (Kampagnengebiet) und Niedersachsen (als Kontrollgruppe). Die Bevölkerung wird zu allen drei thematischen Teilblöcken befragt, die ElektrofachhĂ€ndler nur zum Teilblock Stand-by. Beide Zielgruppen werden computerunterstĂŒtzt telefonisch interviewt (Cati-Methode). Die bevölkerungsreprĂ€sentativen Stichproben (Umfang N = 1.000) werden per Zufallsauswahl gewonnen. Die ElektrofachhĂ€ndlerbefragung umfasst in Schleswig-Holstein und Niedersachsen jeweils zufĂ€llig ausgewĂ€hlte 100 HĂ€ndler. Die Befragungen fanden in der Zeit vom 20.02. - 04.03.2002 statt. Die Befragung, Datenaufbereitung und Berichterstattung erfolgt durch das dafĂŒr beauftragte Emnid-Institut, Bielefeld. Neben TabellenbĂ€nden mit den Ergebnissen zu den einzelnen Fragen wird ein Gutachten inkl. graphischer Darstellung ĂŒber die wichtigsten Untersuchungsbefunde erstellt.


Ergebnisse und Diskussion

Der im Sommer 2001 vorgelegte erste Ergebnisbericht von Emnid hatte schon zahlreiche positive Befunde ĂŒber die aus. wirklich aus?-Kampagne der Energiestiftung Schleswig-Holstein zu Tage gefördert. Die jetzt im Juli 2002 vorgelegten Ergebnisse der Follow-up-Befragung zeigen, dass die erzielten Bewusstseins- und Verhaltenseffekte sowohl innerhalb der Bevölkerung als auch unter den ElektrofachhĂ€ndlern des Landes Schleswig-Holstein weitgehend erhalten blieben. ErwartungsgemĂ€ĂŸ schwĂ€cht sich die erst durch die Kampagne erreichte Assoziation Stand-by = mögliche Energieverschwendung etwas ab, liegt jedoch immer noch signifikant ĂŒber den entsprechenden Werten in Niedersachsen. Der Slogan der Kampagne kann zudem als außerordentlich erfolgreich bezeichnet werden. Jeder dritte Schleswig-Holsteiner kennt ihn noch immer, so dass das Interesse an Fragen des Stand-By-Verbrauchs im Zuge der Reminder-Kampagne nachhaltig beeinflusst wurde. Die Daten aus der Befragung gingen in ein von der Ener-giestiftung entwickeltes Rechenmodell zur AbschĂ€tzung einer Kosten-Nutzen-Bilanz der Kampagne mit ein. Diese Bilanz ergab mit einem Wert von ca. 3 Cent pro kWh ein ĂŒberraschend gĂŒnstiges Abschneiden der Kampagne im Vergleich zu anderen Mitteln der CO2-Minderung. Es zeigte sich aber auch insbesondere bei den jĂŒngeren Gruppen, der eigentlichen Zielgruppe der Kampagne, ein stĂ€rkerer RĂŒckgang der Kampagneneffekte. D. h., diese Gruppe, die besonders stark dem Werbedruck ausgesetzt ist, mĂŒsste weiter umworben werden. Die Ergebnisse fĂŒr die FachhĂ€ndler sind durchweg positiv: Es lassen sich weiter ansteigende eigene AktivitĂ€ten der HĂ€ndler bis hin zu SortimentsĂ€nderungen nachweisen. Auch hier wurden die Assoziationen Stand-by = Energieverschwendung nachhaltig und signifikant in die richtige Richtung gelenkt. Interessanterweise bemĂŒhen sich die HĂ€ndler um eigene AktivitĂ€ten, obwohl sie nach wie vor nicht glauben, dass sie durch die Stand-by-Thematik einen Mehrabsatz ihrer Produkte fördern können. Die Nachfolgekampagne Schlaulicht zum Thema Energiesparlampen konnte nach der Befragung nicht den gleichen Erfolg verbuchen. Dies lag zum einen, wie ebenfalls durch die Befragung belegt werden kann, an unzutreffenden PotenzialschĂ€tzungen, auf denen der Kampagnenansatz beruhte (statt bisher angenommener zwei haben die Haushalte bereits fĂŒnf Energiesparlampen in Betrieb). Zum anderen ist die Kampagne nicht eben so gut auch ĂŒber die SekundĂ€rberichterstattung vermittelt worden, wie dies noch in der ersten Kampagne gelang. EinschrĂ€nkend muss hier gesagt werden, dass die Ausgangsdaten zur sicheren Trendermittlung fehlen. Im Stand-by-Bereich hat sich ja gezeigt, dass hĂ€ufig die bereits von vorn herein besseren niedersĂ€chsischen Werte mit Hilfe der Kampagne jetzt auch in Schleswig-Holstein erreicht werden konnten. Ob beim Thema Energiesparlampen nicht Ähnliches gelang, kann damit weder bestĂ€tigt noch ausgeschlossen werden. Eine GebĂ€udeenergieberatung zum Schwerpunktthema einer Energieeffizienz-Kampagne zu machen, ist nach den Ergebnissen der Befragung zwar nicht ausgeschlossen, sollte sich aber von vorn herein auf den eng begrenzten Kreis der wirklich Interessierten beschrĂ€nken, das Thema ist daher fĂŒr einen Ansatz der Massenkommunikation nicht geeignet. Insgesamt liefert die umfassende Evaluierung wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung von Energieeffizienzkampagnen fĂŒr die inhaltliche Schwerpunktsetzung, die gewĂ€hlten Kommunikationsmittel sowie die Zielgruppendefinition. FĂŒr die Zukunft ist zu ĂŒberlegen, wie ein möglichst kostengĂŒnstiger Ansatz diese Eva-luierung von unabhĂ€ngiger Seite, die sich auf die zentrale ZielgrĂ¶ĂŸe VerĂ€nderung der Einstellungen und Verhaltensweisen in der Gesamtbevölkerung bezieht, weiterentwickelt werden kann, z. B. mittels Trackingverfahren bei einer ausgewĂ€hlten Stichprobe, die von Zeit zu Zeit wiederholt in Bezug auf die zentralen Kampagnenthemen befragt wird.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Fortlaufend werden die Kampagnen und ihre Ergebnisse in Fachkreisen durch die Energiestiftung prĂ€sentiert. Eine Pressekonferenz am 14. Juni 2002 in Kiel fĂŒhrte zu Berichterstattungen in regionalen und ĂŒberregionalen Medien (z. B. Deutschlandfunk). Am 11. Juli 2002 stellte der Gutachter des Emnid-Instituts die Ergebnisse zusĂ€tzlich in OsnabrĂŒck in einem FachgesprĂ€ch mit Beteiligung von Vertretern aus Bundes- und Landesinstitutionen zur Diskussion. DarĂŒber hinaus erfolgt eine Veröffentlichung der Ergebnisse im Rahmen der Schriftenreihe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Vorab wurden die Ergebnisse auf Anfrage an verschiedene an der Kampagne interessierte Personen und Institutionen der Fachöffentlichkeit weitergegeben. Schließlich wurde in diesen und weiteren ZusammenhĂ€ngen die Deutsche Energieagentur ĂŒber die Kampagnenergebnisse informiert, um sie fĂŒr die Ausgestaltung ihrer mit Unter-stĂŒtzung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geplanten nationalen Kampagne zu nutzen.


Fazit

In der Zusammenschau der Ergebnisse hat sich ein Kampagnenabsender, der eindeutig im Sinne der Energieeffizienz arbeitet und sich mit politischer und wirtschaftlicher UnabhĂ€ngigkeit weitgehend auf die ProfessionalitĂ€t des Kampagnenansatzes und der dazugehörigen Kommunikationsmittel konzentrieren kann, als erfolgreiches Modell nicht nur fĂŒr die Landesebene bewĂ€hrt, ebenso die unabhĂ€ngige Evaluation der Ergebnisse durch Dritte. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit diese Erfahrungen bundesweit bestĂ€tigt werden. Regional wird die Energiestiftung den Prozess der Energieeffizienz-Markenbildung auch zum Vorteil weiterer Bundes- und LandesaktivitĂ€ten fortsetzen.

Übersicht

Fördersumme

32.944,00 €

Förderzeitraum

13.02.2002 - 31.07.2002

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik