Projekt 19534/01

Modellhafte Restaurierung und Konservierung der umweltgeschädigten, aus organischen Materialien zusammengesetzten Grotten des Bagno in Steinfurt

Projektträger

Stadt Steinfurt
Emsdettener Str. 40
48565 Steinfurt
Telefon: 02552/925-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der gegenwärtige ruinöse Zustand der Grottennischen in der Bagno Konzertgalerie ist die Folge der ständig zunehmenden Vernachlässigung des Gebäudes über Jahrzehnte hinweg, in denen umweltbedingte Schadensmechanismen ungehindert ihr Zerstörungswerk verrichten konnten. Ziel ist es, den gegenwärtigen Zustand der beiden Grottennischen zu konservieren und nur durch eng begrenzte Teilergänzungen die Einbindung der Nischen in die Gesamtdekoration des Raumes zu verbessern, sowie eine geeignete Lösung für den Schutz der Nischen vor klimatischen Einflüssen und der Abnutzung durch den Konzertbetrieb zu entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen der Konservierung wird es erforderlich nach Erstellung eines Salzprofils geeignete Methoden für eine möglichst weitgehende Entsalzung des Mauerwerks und der Putze zu entwickeln, zu erproben und anzuwenden. Auch die schwierige Reinigung der versinterten und teilweise durch Schadsalzeinfluss verkrusteten Oberflächen erfordert die Entwicklung und Anwendung innovativer Technologien, wobei u. a. die Anwendung der Lasertechnik geprüft und für die konkrete Anwendung modifiziert werden soll. Schließlich sind auch für die Festigungsarbeiten Materialien zu entwickeln und zu erproben, die einerseits die umweltbedingten Schadensfaktoren abpuffern und gleichzeitig mit den historischen Werkstoffen, insbesondere dem hier verwendeten Kitt als Träger der Dekorationselemente, verträglich sein müssen. Um den Erfolg der Konservierung auf lange Zeit zu sichern, muss eine maßgeschneiderte Schutzverglasung entwickelt werden, die den Forderungen nach Schutz vor schädlichen Einflüssen des Außenklimas, Absperrung des Zutritts für den Besucher und ästhetisch vertretbarer Einfügung in den Raum nachkommen muss. Die hier entwickelten Lösungen könnten Modellcharakter für ähnliche Projekte haben.


Ergebnisse und Diskussion

Salzausblühungen, die ausnahmslos im oberen Bereich der Kalotte anzutreffen sind, haben ein blumenkohlartiges Erscheinungsbild. Speziell im Bereich der Rohrleitungen und an Ausgangsbereichen sind verstärkte Ausblühungen festzustellen. Untersuchungen im Rahmen der Semesterarbeit haben gezeigt, dass es sich um Gipsausblühungen handelt. Im Zeitraum der Erstellung der Zustandskartierung, Sommer 1999, bis zur Ausführung der Arbeiten, Dezember 2003 bis März 2004, konnten keine weiteren Veränderungen an der Brunnengrotte festgestellt werden.
Durch die kontinuierliche Beheizung der Konzertgalerie sind keine gravierenden Klimaschwankungen vorhanden, dass die im Putz enthaltenen Salze einem Lösungs- und Kristallisationszyklus unterworfen werden. Gips weist, im Vergleich zu anderen bauschädlichen Salzen, eine schwere Löslichkeit in Wasser auf. Zudem zeigt auch die Horizontalisolierung des Gebäudes seine Wirkung. Durch die Beheizung und die Horizontalisolierung wird einer ständigen Durchfeuchtung des Mauerwerks vorgebeugt. In der trockenen Umgebung der Konzertgalerie hat sich somit gezeigt, dass keine weiteren Schädigungen der Grotten durch die Mauerwerksimmanenten Salze zu erwarten sind. In diese Falle erwies sich die rein trocken mechanische Entfernung der aufliegenden Salze als ausreichend, insbesondere unter dem Aspekt keine unnötige Feuchtigkeit in das Mauerwerk einzutragen. Bei pudernden Farbschichten wurde das Festigungsmittel Klucel EF, 3% in Spiritus, eingesetzt. Mittels Feinzerstäubern wurde das Bindemittel bis zur Festigung der Malschicht aufgesprüht. Die Klucelfestigung hat in Vorversuchen gezeigt, dass es sich um ein geeignetes Festigungsmittel handelt. Zudem gab es keine farblichen Veränderungen der Oberfläche, auch traten keine Glanzbildungen auf.
Um ein optimales Reinigungsergebnis zu erzielen, hat sich in Vorversuchen eine Kombination aus unterschiedlichen Methoden als optimal erwiesen. Sämtliche Flächen wurden vor Beginn der Sicherungsarbeiten mechanisch gereinigt. Hierzu wurden die Flächen mittels eines weichen Haarpinsels vom lose auflie-genden Schmutz befreit und der abgetragene Staub mit einem Staubsauger aufgefangen. Ferner wurden die den Putzflächen der Brunnengrotte aufliegenden Ausblühungen mechanisch mittels Skalpell entfernt und über einen Staubsauger aufgenommen. Der sich in den Rissverläufen angesammelte Schmutz wurde, um eine ausreichende Anbindung der einzubringenden Massen an das umgebende Putzmaterial zu gewährleisten, vorsichtig mittels Blasröhrchen, bzw. kleinen Blasebälgen ausgeblasen.
Eine Steigerung der trockenmechanischen Reinigung erfolgte nach den notwendigen Sicherungsmaßnahmen mittels Mikrosandstrahl. Dieses Mikropartikelstrahlverfahren zeigte einen äußerst effektiven Reinigungseffekt als die projektierte Laserreinigung. Als Strahlgut wurde das rein mineralische Microlat 3SR bei einem Druck von 0,1 - 0,2 bar verwendet. Durch diese minimale Druckeinstellung wurde die aufsitzende Staubschicht mechanisch abgetragen, die Fassung blieb dabei erhalten. In wenigen Bereichen wurde zusätzlich eine Dampfreinigung durchgeführt, d.h. im Bereich des Kieselsteinmosaiks und der glasierten Sockelsteine der Brunnengrotte. Hier wird Wasserdampf gegen die verschmutzte Oberfläche gerichtet, der Dampf kondensiert unter der Schmutzzone an der kälteren Oberfläche und bewirkt eine Ablösung der Schmutzpartikel vom Kernmaterial. Das Verfahren ist drucklos, der Reinigungswasseranfall ist gering und über Schwämme aufzufangen. Eingesetzt wurde für diese Arbeiten ein sog. Mikrodampfstrahlgerät, die Wasserstrahldüse hat einen Durchmesser von ca. 1mm. Das Verfahren hat deutliche Vorteile auch gegenüber der Laserreinigung, da abschließend eine Poren gereinigte Oberfläche vorliegt. Die in anfänglichen Diskussionen eingebrachte Idee der Reinigung der Grotten mittels Laserstrahl-Verfahren musste/konnte daher ausgeschlossen werden, auch da die meisten der verwendeten Farb-pigmente zu empfindlich für dieses Reinigungsverfahren sind. Es handelt sich um Zinnober und andere mit Bleiweiß ausgemischte Farbmittel: Zinnober z. B. verändert sich durch die Hitzeinwirkung des Lasers dauerhaft.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Einzelne Berichte in der Tagespresse.


Fazit

Die Konservierung der beiden Grottennischen konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Vorversuche und die fortgeschrittenen Arbeiten an den Objekten haben gezeigt, dass durch Modifikation klassischer Methoden und Materialen in bestimmten Fällen diese Komponenten `modernen´ Verfahren wie Laser-technik überlegen sind. Zudem erwiesen sich die 1994 im Vorfeld durchgeführten Maßnahmen der Horizontalisolierung zur Trockenlegung des aufsteigenden Mauerwerks als so wirksam, dass keine weitere Schadensprogression festgestellt werden konnte.

Übersicht

Fördersumme

47.328,00 €

Förderzeitraum

17.01.2002 - 17.01.2003

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Kulturgüter