Projekt 17400/34

Umweltgerechte Ver- und Entsorgungssysteme am Bergwachtstützpunkt Grafenhütte/Marktschellenberg

Projektträger

Bergwacht-Bereitschaft Marktschellenberg (BRK)
Friedensbergweg 8
83487 Marktschellenberg
Telefon: 08650/1322

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bergwachtbereitschaft Marktschellenberg hatte zu Ausbildungszwecken und zur Durchführung der satzungsgemäß vorgeschriebenen Naturschutzstreifen von der Forstverwaltung des Freistaates Bayern die Forstdiensthütte Grafenhütte als Naturschutzstützpunkt übernommen und war für die Erhaltung zuständig. Sie liegt auf 1.220 m ü. NN im Massiv des Untersberges im Berchtesgadener Land. Zur umweltgerechten Ver- und Entsorgung der Grafenhütte wurden nachfolgend beschriebene Ziele gesteckt.
Abwasserbeseitigung/Abfallproblematik: Um die Fäkalien, die durch die Hüttenbenutzung anfielen, umweltgerecht zu entsorgen, war der Neubau einer Komposttoilette notwendig. Die entstehenden Fäkalienreste wurden wie Abfall behandelt.
Elektroversorgung: Zur elektrischen Versorgung war bis dato nur eine Kleinst-PV-Anlage in 12V-Technologie mit Bleibatterien zur Pufferung vorhanden. Diese sollte auf 220V aufgerüstet werden.
Wasserversorgung: Die Hütte hatte kein fließendes Wasser. Dies sollte in Zukunft auch so bleiben, da sonst eine aufwändigere Abwasserbehandlung notwendig wurde. Die Quelle, die unter der Hütte liegt, sollte neu gefasst werden, um die Versorgung dauerhaft sicher zu stellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenHütte allgemein:
Es wurde ein Komposttoilettengebäude mit Gründung auf Fels, Stahlbetonwänden und -bodenplatte, Hütte als Holzkonstruktion in Riegelbauweise, Holzschalung überlukt, Dachkonstruktion zimmermannsmäßig als Pultdach, Deckung in Kupfer, Komposttoilette unter der Bodenplatte angeordnet, von außen zu bedienen, gebaut.
Abfallbeseitigung:
Die Komposttoilette besteht aus einem Behälter mit zwei Einzelkomposträumen, die abwechselnd ‚beschickt werden. Der Festbestandteil wird mit Rindenschrot und Gesteinsmehl eingestreut und der Urin wird abgeschieden, wodurch der Luftzutritt, der für den Abbauprozess notwendig ist, sichergestellt wird. Die Kotmasse, die bereits durch das Einstreumaterial aufgelockert wurde, wird vor dem Wenden des Behälters nochmals homogen durchmischt. In diesem Zustand verbleibt das Material etwa ein halbes bis dreiviertel Jahr, um dann kompostiert auf dem Bergwaldboden ausgebracht zu werden.
Elektroversorgung: Die bestehende PV-Anlage wurde mit 2 Paneelen auf insgesamt 3 Paneele für den Winter- wie Sommerbetrieb aufgerüstet und mit einem 220V-Wechselrichter erweitert. Die Paneele mit einer Größe von rund 100/100cm wurden am First des Daches zu beiden Seiten mit Falzklemmen unter ca. 60° zur Waagrechten installiert. Somit ist die Ausrichtung zur Sonneneinstrahlung ideal und die Funktionstüchtigkeit selbst bei starkem Schneefall gewährleistet.
Wasserversorgung:
Die Quelle wurde neu gefasst, abgedichtet und wieder verfüllt. Die Leitung zum Brunnen wurde erneuert und wieder verfüllt. Alle Erdarbeiten wurden in Handarbeit verrichtet.
Die Trinkwasserqualität kann technisch nicht so sichergestellt werden, dass der Aufwand zum Nutzen steht. Deshalb wurde auf eine Trinkwasseraufbereitungsanlage verzichtet und die spartanische Variante mit Brauchwasser aus Kanistern und Trinkwasser nach dem Abkochen gewählt.


Ergebnisse und Diskussion

Die Komposttoilette ist nun seit einigen Jahren installiert und wurde durch das Ing.-Büro Wagner dokumentiert. Bei den Temperaturaufzeichnungen hat sich herausgestellt, dass die Temperatur von Mitte Mai bis Ende Oktober über 5° C liegt, d.h. in dieser Zeit arbeiten die Bakterien. Danach stellen sie ihre Arbeit ein, bzw. das Kompostgut gefriert. In der Frostperiode lockert sich das strukturierte Material nochmals auf und Feuchtigkeit sublimiert. Eine weitere Trocknung stellt sich ein. Bei diesem Vorgang verringert sich auch das Volumen auf ein Drittel des Ausgangsvolumens, somit kann bei vollgefülltem zweitem Behälter-raum das bereits kompostierte Material zur Auflockerung verwendet werden. Es bleibt Material, das mit Blumenerde angereichtertem Rindenmulch vergleichbar ist, zurück.
Die Photovoltaikanlage funktioniert erwartungsgemäß, denn auf Grund des geringen Verbrauchs sind keine problematischen Spitzen abzudecken.
Die Quellfassung läuft wieder gleichmäßig und ohne Eintrübungen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Es wurde ein Bericht in der Bergwachtzeitschrift ‚Hart am Berg erstellt.


Fazit

Aus Sicht der Bergwachtbereitschaft Markschellenberg war die Verwirklichung der oben genannten Maßnahmen ein großer Erfolg. Die Neu- und Umbauten wurden von allen Mitgliedern mitgetragen und vertreten, die Komposttoilette wurde verantwortlich benützt und die Trinkwassergewinnung und -nutzung wie gewünscht eingehalten.
Die Funktion der Komposttoilette wird weiterhin überprüft, dokumentiert und gegebenenfalls angepasst. Das Ingenieurbüro Wagner konnte die gewonnenen Kenntnisse in weiteren von der DBU geförderten dezentralen Projekten im alpinen Raum weiterverwerten.
Mit diesem Projekt wurden all jene Hütten modellhaft erfasst, die, wie zum Beispiel Forsthütten, nur sel-ten genutzt werden, einen geringen Strombedarf aufweisen und einen beschränkten Nutzerkreis haben.

Übersicht

Fördersumme

18.769,00 €

Förderzeitraum

17.09.2002 - 17.09.2003

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik