Projekt 16656/01

Entwicklung und Anwendung innovativer Konzepte zur Konservierung des umweltgeschädigten Kalksteins der römischen porta praetoria in Regensburg (Bayern)

Projektträger

Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburgc/o Martin Dallmeier
Watmarkt 4
93047 Regensburg
Telefon: 0941/5048-130

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass bildete die starke Belastung der porta praetoria durch Staubdeposition (hohes Verkehrsaufkommen). Ein auffälliges Schadensbild sind schwarze Krusten und dünne schwarze Schichten.
Das Projekt hat zum Ziel gesetzt, erstmals an Kalkstein eine Kartierung nach Fazieskriterien vorzunehmen, um die zu entwickelnden Konservierungsstoffe individuell auf die einzelnen Steinvarietäten abstimmen zu können. Die Richtlinien für eine schonende Oberflächenreinigung und anschließende Konservierung sollten auf der Basis zweier neuartiger Rechenmodelle ermittelt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAngewandte Methoden:
Gesteinskartierung nach Fazieskriterien; Schonende Oberflächenreinigung durch trockene Partikelstrahlverfahren und Nd-YAG-Laser sowie ionentauscherhaltigen Kompressen (Kombinationsverfahren); Nachgeschalteter Oberflächen- und Porenraumschutz. Ermittlung von Aufbau und Zusammensetzung der Schutzschicht durch Versuche an Probekörpern; Zusammensetzung des Konservierungsmittels in Anlehnung an gefüllte, farblose Silikonharzdispersionsfarben: Fokussierung auf eine Wirkstoffkombination von Tensiden mit Siliconharzlasuren in verschiedenen Verdünnungsstufen; Festigung sandender Teile durch flexible Kieselsäuregele mit Zusätzen; Beurteilung der Wirksamkeit durch Messungen der Sulfatdeposition mit/ohne Behandlung sowie Messung der Kenngrößen des Feuchtetransports, jeweils durch EDV-Rechenprogramme; Finaler Praxistest an drei Musterfeldern am Objekt.
Arbeitsschritte:
Voruntersuchungen (Bestandspläne erfassen, Erfassung aller Ansichten der porta praetoria seit der Aufdeckung, Fotodokumentation, restauratorische Kartierung, Aufmaß Innenraum, Maßnahmenkartierung, 3D-Modell): März 2000 bis April 2001
Kartierung Material und Schäden: Juni-September 2000
Musterflächen (Reinigung, Konservierung, Kontrolle Reinigung): Oktober/November 2000
Gesteinsmuster (Vorbereitung, Konservierung, Exposition, Analysen): März 2000 - Dezember 2001
Restaurierung (Reinigung, Konservierung, Hydrophobierung): Mai - Oktober 2001
Nachkontrolle: November/Dezember 2001
Praxistest Reinigung, Anlage von Musterfeldern: April 2002
Kontinuierliche Überwachung und Beobachtung: April 2002 bis November 2003
Finaler Praxistest: Applikation der optimierten Wirkstoffkombination: April 2003


Ergebnisse und Diskussion

Bei einer flexiblen Handhabung des getesteten Reinigungskonzeptes mit einer dosierten und auf den vorliegenden Bestand angepassten Anwendung des kombinierten Partikelstrahl- und Kompressenverfahrens ist eine erfolgreiche Abnahme des schadstoffhaltigen, substanzgefährdenden und ästhetisch unbefriedigenden schwarzen Belages möglich, ohne dass die Authentizität des antiken Bauwerkes beeinträchtigt wird. Da im bisherigen Beobachtungszeitraum (ab Mai 2002) keine optisch nachweisbaren Neuverschmutzungen haben erkennen lassen, bestehen aus konservatorischer Sicht keine Bedenken gegen eine Reinigung der Toranlage mit Hilfe der Kombinationsmethode.
Nach einer ersten Bewertung der Musterflächen nach 12 Monaten kann festgestellt werden, dass die ermittelten Kombinationen aus Tensiden und Siliconharzlasuren prinzipiell für eine Anwendung an den Kalksteinen der porta praetoria geeignet sind. Allerdings bedarf der optisch noch nicht vollständig zufriedenstellende Eindruck derartiger Beschichtungen noch der Diskussion.
Entscheidendes Kriterium wird die dauerhafte Effektivität und das Alterungsverhalten der Behandlungen sein. Beide Kriterien werden derzeit durch kontinuierliches Monitoring beobachtet.
Das Konzept zur Erhaltung der thermisch vorgeschädigten und schadstoffbelasteten Kalksteinoberflächen sollte sich aus vier Einzelschritten zusammensetzen: der kombinierten Reinigung, der Dekontamination, der kombinierten Festigung und schließlich dem Porenraumschutz.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentliche Kolloquiumsveranstaltung in Regensburg (2001)
Mehrere Vorträge (Prof. Dr. Drewello; Prof. Dr. Koch; Dr. Martin Dallmeier und Dr. Lutz Dallmeier) 2001 bis 2004 - Zwei Workshops 2001 und 2002, einen speziell für Steinrestauratoren
Abschlussveranstaltung des Projekts (Prof. Dr. Drewello und Prof. Dr. Koch) in Regensburg (2004)
Diverse Pressetermine (ca. 20 Artikel in Mittelbayerische Zeitung, Süddeutsche Zeitung, dpa-Meldung, Donau-Post u. a.)
Schülerprojekt Jugend recherchiert Umwelt (IZOP) 2004 über die Maßnahme porta praetoria mit Pres-sebericht.
Ausführliche Publikationen des Projekts in: Denkmalpflege in Regensburg Band 9 (2004) und Verhandlungen Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg Band 143 (2003), auch als Sonderpublikation vorliegend (kann auf Anfrage angefordert werden)


Fazit

Die gesetzten Ziele, nämlich die Findung eines Reinigungs- und Konservierungskonzeptes für die Kalksteine der römischen porta praetoria, konnten erreicht werden. Die individuelle Vorgehensweise im Sinne der faziesbezogenen Behandlung gibt für die geplante Sanierung der porta praetoria genaue Parameter vor, die naturgemäß nur für die Strukturen dieses Bauwerkes gelten. Als Konzept ist diese Methode aber auch übertragbar auf andere problembelastete Bauwerke aus Kalkstein, wodurch ihr auch ein hoher Wert als Forschungsgrundlage zukommt.

Übersicht

Fördersumme

99.062,80 €

Förderzeitraum

03.01.2000 - 10.03.2005

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik