Projekt 16418/01

Planung, Kontrolle und Vollzug in der Forstwirtschaft nach umfassenden Nachhaltigkeitskriterien unter besonderer Berücksichtigung von Struktur und Biodiversität süddeutscher Rein- und Mischbestände aus Fichte, Tanne und Buche

Projektträger

Technische Universität MünchenLehrstuhl für Waldwachstumskunde
Am Hochanger 13
85354 Freising
Telefon: 08161-71-4710

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ausgehend von der Frage, inwieweit gebräuchliche Inventurverfahren geeignet sind, Nachhaltigkeit im multifunktionalen Sinne zu kontrollieren, ist es ein Ziel des Projekts, eine umfassende Analyse der Möglichkeiten und Grenzen dieser herkömmlichen Verfahren im Hinblick auf Weiser für multikriterielle Nachhaltigkeit durchzuführen. Dabei soll auch ein Konzept zur Einbeziehung bisher nicht genutzter Informationen sowie zur Erweiterung des Aufnahme- und besonders des Auswertungsverfahrens der Forstinventur aufgestellt werden. Dies geschah vor allem durch die Nutzung und Weiterentwicklung von Struktur- und Diversitätsindizes auf unterschiedlichen Skalenniveaus. Ein wesentlicher Beitrag dieses Projekts soll die Nutzbarmachung von Inventurdaten in Bezug auf ihren ökologischen Gehalt sein. Abschließend wurden die Ergebnisse der Waldinventuren mit Hilfe eines Simulationsmodells zur Beschreibung von Waldentwicklung fortgeschrieben, um strategische Planungen zu unterstützen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Untersuchung begann mit einer umfassenden Analyse des Informationsangebots. Die Verknüpfung und Aufbereitung der Informationen unterschiedlicher Datenquellen mit den Daten der Forsteinrichtung erfolgt mit Hilfe eines geographischen Informationssystems. Aus der Verschneidung von Strukturinformationen mit ökologischen Zustandsvariablen werden Indikatoren, z. B. im Sinne der Helsinki- und Montreal-Kriterien, entwickelt. Über statistische Analysen wird untersucht, inwieweit aufwändig zu erhe-bende Größen und Indizes mit weniger aufwändig zu erhebenden Parametern bzw. daraus abgeleiteten Indizes zusammenhängen. Dies geschah über eine Taxation im Rahmen einer Expertenbefragung.
Zukünftige Waldentwicklungen sollen über Szenariorechnungen mit Hilfe des am Lehrstuhl für Waldwachstumskunde entwickelten Simulationsmodells SILVA prognostiziert und im Hinblick auf die Gewährleistung multikriterieller Nachhaltigkeit ausgewertet werden.
Das Konzept des Aufnahme- und Auswertungsverfahrens wird in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern erprobt.


Ergebnisse und Diskussion

Für die Forstbetriebe der beiden Kooperationspartner fanden umfangreiche Datenrecherchen statt. Neben den betrieblichen Daten konnten vor allem außerbetriebliche Datenquellen erschlossen werden. Im Hinblick auf den mit den Projektpartnern gemeinsam erarbeiteten Indikatorenkatalog konnten über die Datenrecherchen viele Indikatoren bereits hinterlegt werden. Um vorhandene Lücken zur Beantwortung des Indikatorenkatalogs zu schließen, wurde an weiteren Auswertungsmöglichkeiten wie der Nutzbar-machung von Strukturinformation oder der räumlichen Analyse der Daten gearbeitet.
Die Expertenbefragung als Schritt zur Erschließung weiterer Information und als Ansatz zur Behebung des Bewertungsproblems zeigt Ergebnisse. Die Methode der Untersuchung eines Zusammenhangs der Bewertungsergebnisse mit den Werten von Strukturindizes der bewerteten Flächen wurde gestestet. Anhand der aktuellen Ergebnisse und mehrer Indizes werden geeignete Verbindungen geprüft. Durch die Erarbeitung von Bewertungsfunktionen ist es möglich, die Ergebnisse auch auf andere Bestände zu übertragen. Durch die Funktionen wird eine Bewertung der Bestände im Hinblick auf die Merkmale der Nachhaltigkeit transparent und nachvollziehbar.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Methode der Taxation wurde im September 2000 auf einer interdisziplinären Expertentagung im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt des Bundesamts für Naturschutz vorgestellt. Die Kurzfassungen der dort gehaltenen Vorträge wurden als Sammelband beim Bundesamt für Naturschutz publiziert:
POTT, MIRIAM, 2001: Eine Methode zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Forstbetrieben, S.129 - 135, In [Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz]: Treffpunkt Biologische Vielfalt - Interdisziplinärer Forschungsaustausch im Rahmen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt; Bonn, 247 S.
Im Rahmen der Vortragsreihe Forstliches Versuchswesen des Lehrstuhls für Waldwachstumskunde wurde ein Vortrag gehalten mit dem Titel: Expertenbefragung als Methode zur Bewertung von Waldzuständen im Hinblick auf Nachhaltigkeitskriterien.
Ergebnisse im Hinblick auf die Helsinki-Kriterien wurden im Rahmen einer Exkursion des Lehrstuhls für Forstliche Wirtschaftslehre beim Forstbetrieb Arco-Zinneberg vorgetragen.
Die Nutzbarmachung von Strukturparametern für die Nachhaltigkeitskriterien wird in der Dissertation von Frau Dr. Pott eingehend erläutert.
POTT, MIRIAM, 2003: Von Strukturparametern zu Nachhaltigkeitskriterien. Ein methodischer Beitrag zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Wäldern. Dissertation am Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München, Freising-Weihenstephan, 115 S.


Fazit

Im Projekt konnte gezeigt werden, wie die gesamteuropäischen Kriterien und Indikatoren für den Nachweis und die strategische Planung von Nachhaltigkeit auf Forstbetriebsebene eingesetzt werden können und was die Waldwachstumsforschung dazu beitragen kann. An einer Reihe von Beispielen wurde ausgeführt, dass die Forstwirtschaft über eine solide Datenbasis für die Ableitung von Nachhaltigkeitskriterien und Indikatoren verfügt. Diese kann für das Monitoring der Waldentwicklung genutzt werden. Über die Auswertung von Expertenbefragungen konnten zusätzlich aus den Strukturinformationen der Inventurdaten der Forsteinrichtung Merkmale der Nachhaltigkeit bewertet werden. Für die strategische Planung in der Forstwirtschaft wurden Wuchsmodelle, Betriebssimulatoren und Entscheidungsunterstützungssysteme erprobt, die auf der Grundlage der verwendeten Kriterien und Indikatoren Szenariorechnungen auf Betriebsebene ermöglichen. Konzepte und Werkzeuge für den Übergang zu einer multifunktionalen strategischen Nachhaltsplanung sind weit entwickelt; ihre Einführung in die Forstplanung könnte einen beträchtlichen Innovationsstau beseitigen.

Übersicht

Fördersumme

156.608,70 €

Förderzeitraum

01.10.1999 - 31.10.2002

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung