Projekt 15547/01

Modellprojekt: Anwendung und Weiterentwicklung innovativer Verfahren zur Konservierung umwelt- und nutzungsgeschädigter Putze und Wandmalereien am Beispiel des Salomonsaals im ehemaligen Zisterzienserkloster Aldersbach (Bayern)

Projektträger

Förderkreis Kloster Aldersbach e. V.Gemeinde Aldersbach
Klosterplatz 1
94501 Aldersbach
Telefon: 08543/9604-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei der Erhaltung der erheblich geschädigten Deckenmalerei im Salomonsaal stellen sich drei Hauptprobleme, die sich im Grundsatz bei fast allen Wandmalereirestaurierungen wiederholen, so dass modellhafte Methoden zur Problemlösung erarbeitet werden können:
Untersuchung und Vorbereitung von Hohlräumen im Bereich von Putzablösungen mit Hilfe der Endoskopietechnik; Entwicklung einer neuen, substanzschonenden Ankertechnik; Qualitätskontrolle der Haftfestigkeit von Injektionsmörteln mit Hilfe eines neu zu entwickelnden, hochempfindlichen Haftzugmessgeräts.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas gesamte Projekt ist in vier Phasen unterteilt.
Phase 1 (ca. 8 Monate): Auswahl und Laborerprobung der Systeme (Endoskopietechnik, Verwendung von chirurgischen Feininstrumenten zur Abnahme und Absaugung von losen Schuppen und Schmutz, Kontrolle des Injektionsvorgangs; die Bearbeitung erfolgt über einen Bildschirmarbeitsplatz. Entwicklung eines neuartigen Ankers, der von der Rückseite der abgelösten Putzschale eingebracht wird, Bohrungen in der Putzschicht sind damit nicht notwendig. Untersuchung von speziellen Haftvermittlern (Phospho-silane, Aminosilane o. ä.) zur Verbesserung der Verbindung zwischen Calcitoberfläche von Putzen bzw. Holzoberfläche der Tragkonstruktion einerseits und Kieselgel der Festiger andererseits. Entwicklung und Bau eines hochempfindlichen Haftzugmessgeräts für Messwerte auch unter 0,01 N/mm²).
Phase 2 (ca. 5 Monate): Anpassung der Systeme an die Praxisanforderungen durch Erprobung an kleinen Testfeldern im Salomonsaal.
Phase 3 (ca. 11 Monate): Restaurierung einer Musterachse und deren Überprüfung mit zerstörungsar-men und zerstörungsfreien Methoden.
Phase 4 (ca. 12 Monate): Eigentliche Restaurierung des Salomonsaals.


Ergebnisse und Diskussion

Anlässlich des Forschungsprojektes konnten einzelne bereits in der Vergangenheit diskutierte und angewandte Restaurierungsansätze systematisch überprüft und bewertet werden.
Die Schadenserfassung der kompletten Putzdecke auf Basis einer digitalisierten Fotodokumentation ermöglicht neben der detaillierten Schadens- und Restaurierungsdokumentation eine Hinterlegung des nicht sichtbaren Tragsystems (Konstruktion des Dachtragwerks, Putzträger) und damit ein punktgenaues Arbeiten beim Setzen der Anker und den Hinterfüllungsarbeiten.
Bei der Bewertung der untersuchten Ankersysteme waren insbesondere folgende Randbedingungen zu gewährleisten: dauerhaft zugstabil gegen Zug- und Torsionskräfte; alkalistabil; korrosionsstabil; keine Freisetzung färbender Komponenten; gute Anbindung an den Injektionsmörtel; gute Einbringbarkeit und Fixierung in unterschiedlichen räumlichen Situationen. Daneben sollte das Ankersystem für eine breite Anwendung mit vertretbarem Aufwand zugänglich sein. Die Auswertung diverser Versuchsläufe unter Laborbedingungen sowie die Praxisanwendung vor Ort haben ein flexibles textiles System aus einem eigens entwickelten Jute-Polypropylen-Mischgewebe mit deutlichen Vorteilen gegenüber anderen Materialien ausgewiesen. Diese Anker wurden bei der Restaurierung des Salomonsaals sowohl als lineare Anker im Fugenbereich als auch als Punktanker in Sonderbereichen eingesetzt. Das Einsatzfeld umfasst sowohl die Anbindung bereits vollständig abgelöster als auch die Sicherung noch haftender Teile des Deckenputzes. Die Kombination mit dem hierzu optimierten Injektionsschaummörtel und die Bearbeitung von der Rückseite des Putzträgers gewährleisten damit den Verzicht auf zusätzliche Eingriffe in intakte Putz- und Malschichten.
Bei den Analysen zur Zusammensetzung des Injektionsschaummörtels konnte bereits auf einzelne Untersuchungen zurückgegriffen werden. Zu bewerten waren folgende Anforderungen: gute Fließfähigkeit und Injizierbarkeit; geringer Feuchteeintrag durch gutes Wasserrückhaltevermögen; geringes Eigengewicht; keine Schadstoffe, die das bestehende System belasten; an den Originalputz annähernd angepasste bauphysikalische Kennwerte (Dampfdiffusion, hygrische und thermische Dehnung, E-Modul); indi-viduelle Anpassung der Viskosität an die jeweilige Einbringsituation; gute Benetzungsfähigkeit auf vor-handenen, ggf. verschmutzten Oberflächen. Der ausgewählte Schaummörtel wird aus einer Wasser-Bindemittel-Suspension (gute Kennwerte bei Mariensteiner HL 5) und Schaum (Wasser und Protein- oder Tensidschaumbildner) hergestellt. Für die alltägliche Anwendung im restauratorischen Bereich steht zwischenzeitlich ein geeignetes mobiles Hochleistungs-Schaumgerät zur Verfügung (Aqua-Por KU 2002).
Die Einsatzmöglichkeiten eines Video-Endoskops bei der restauratorischen Arbeit wurden geprüft. Die Technik ist aufgrund geringer Querschnitte, der flexiblen Steuerung und seiner Optik sehr gut geeignet. Das Arbeiten vor Ort, z. B. zur Reinigung oder Entfernung von Putzresten, ist durch die geringen Werkzeuggrößen beschränkt und auf größere Flächen noch nicht anwendbar. Als äußerst wertvoll zeigt sich das System für die Beobachtung und Kontrolle der einzelnen Arbeitsschritte (Inspektion Vorzustand, Kontrolle von Reinigung und Verfüllung der Hohlräume, Sichtüberprüfung der Ankereinbettung). Die digitale Technik ist durch die Trennung von Untersuchungs- und Auswertungsort gerade bei beengten Platzverhältnissen von Vorteil, die Dokumentation und Auswertung auf hohem Qualitätsniveau möglich.
Das ursprünglich auch für den mobilen Einsatz zur Überprüfung des Spannungs-Verformungsverhaltens konsolidierter Bereiche vorgesehene Haftzug-Messgerät erwies sich nur auf Laborebene als geeignet. Das komplexe Problem der Kraftschlüssigkeit im Materialverbund hätte sich vor Ort nicht lösen lassen, zumal in restauratorisch vertretbaren Bereichen keine ausreichende Anzahl prüfbarer Flächen vorhanden waren. Im Labor konnten dagegen an Verbundprüfkörpern nachvollziehbare Versuchsreihen durchgeführt werden, an einem Prüfstand für dynamische und statische Dauerzugbelastung wurden realitätsnahe Belastungen (Winddruck, Überschallknall, Gebäudeschwingungen) simuliert.
Alle genannten Einzelkomponenten wurden vergleichenden Labortests unterworfen, an den tatsächlichen Gegebenheiten nachgestellten Probekörpern sowie an Musterflächen am Objekt überprüft und abschließend an der flächigen Restaurierung der Decke umgesetzt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der Arbeiten wurde ein Workshop mit Wissenschaftlern und Restauratoren durchgeführt.
Das Projekt wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege umfangreich dokumentiert (Denkmalpflege Informationen, Ausgabe A 92, Januar 2005, ISSN 1617-3147: Restaurierung von Wandmalerei - Innovative Verfahren zur Erhaltung von Deckenmalereien im Salomonsaal von Kloster Aldersbach)


Fazit

Die Arbeiten haben neue Erkenntnisse und Bestätigungen bestehender Erfahrungen gebracht. Durch die wissenschaftliche Überprüfung der Einzelkomponenten und die Praxiserprobung an einem verbreiteten Schadensbild können damit fundierte Empfehlungen für Restaurierungsabläufe gegeben werden, die ei-ne deutliche Reduzierung der Eingriffe an den originalen Putz- und Malschichten gewährleisten.

Übersicht

Fördersumme

288.879,91 €

Förderzeitraum

09.06.1999 - 31.12.2005

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik