Projekt 15316/01

Nachhaltiger Umgang mit Böden – Initiative für eine internationale Bodenkonvention (Tagung)

Projektträger

Evangelische Akademie Tutzing
82324 Tutzing
Telefon: 0 81 58/2 51-126

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zielsetzung des Projekts war es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Böden sowie für die Probleme der Bodendegradation zu stärken und das Instrument einer international verbindlichen Bodenkonvention als Rahmen für die erforderlichen nationalen, regionalen und lokalen Aktivitäten zu einem nachhaltigen Umgang mit Böden in Fachkreisen zu verbreiten. Darüber hinaus war es das spezifische Ziel, dazu bei-zutragen, dass die Diskussion über die Notwendigkeit und die Ausgestaltung einer international verbindli-chen Bodenkonvention über den wissenschaftlichen Bereich hinausgeht und NGOs sowie politische Ent-scheidungsträger dazu gebracht werden, den Vorschlag für eine Bodenkonvention auf die Agenda des beginnenden 21. Jahrhunderts zu setzen (Agenda 21).
Der Hintergrund für diese Zielsetzung war die Forderung verschiedener Institutionen und Fachkreise für die Erarbeitung einer international verbindlichen Bodenkonvention. Diese soll den Rahmen für die erfor-derlichen Maßnahmen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene abgeben (siehe etwa Jahresgutach-ten 1994 zu Böden des Wiss. Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen und Hurni [Hg.]: Precious Earth, Vorbereitungsband für die internationale ISCO-Konferenz, Bonn 1996). In der Tutzinger Zeitakademie Boden-Kultur - Zeitökologische Aspekte eines nachhaltigen Umgangs mit Bö-den (Tutzing 6. Bis 9. April 1997) diskutierten wir über diese Vorschläge. Ergebnis der intensiven Dis-kussion war, dass eine internationale Bodenkonvention dringlich ist, da die bestehenden Dokumente (et-wa des Europarats etc.) zwar wichtige Aspekte enthalten, aber nur empfehlenden Charakter haben und deshalb bisher nur vergleichsweise wenig Wirkung entfalten konnten. Angemessen und erforderlich ist vergleichbar etwa zur Klima-Rahmenkonvention das Instrument einer verbindlichen Konvention.
Aufgrund dieses Ergebnisses und die inhaltliche Anregungen der Diskussionen der Tagung aufnehmend erarbeiteten wir im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts Ökolo-gie der Zeit (AZ 08682) mit Unterstützung zahlreicher Fachleute den weltweit ersten Vorschlag für eine Bodenkonvention. Dieser Vorschlag orientiert sich in der Struktur und in den Formulierungen an den be-stehen UN-Konventionen, um direkt in die nationale und internationale Debatte um die angemessene In-strumentierung der Bodenpolitik Eingang finden zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt bestand aus drei Arbeitsschritten:
(1) eine große internationale Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing zur Thematik und eine öf-fentliche Abendveranstaltung des SZ Forums in München;
(2) deren anschließende Dokumentation/Publikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie
(3) Aktivitäten zur Vernetzung einer Bodenkonvention durch persönliche Kontakte und Fachgespräche und den Aufbau einer Internet-Plattform mit Diskussionsforum.
Die Arbeitsformen waren:
· Tagung zur intensiven Debatte des vorliegenden Konventionsvorschlags,
· Öffentlichkeitsarbeit durch Publikation und gezielte Ansprache bzw. Zusammenarbeit mit Medienver-tretern sowie
· Netzwerkarbeit zur Bodenkonvention.

Die Tagung wurde gemeinsam von den drei Kooperationspartnern, der Evangelischen Akademie Tutzing, der Schweisfurth Stiftung und dem SZ-Forum, vorbereitet und durchgeführt. Die Abendveranstaltung in München wurde ebenfalls gemeinsam vorbereitet und als Veranstaltung des SZ-Forums in München durchgeführt. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde gemeinsam vorangebracht unter Beachtung der je spezifi-schen Kompetenzen der Kooperationspartner (beispielsweise SZ-Forum als Teil der Süddeutschen Zei-tung). Die Netzwerkarbeit wurde ebenfalls in Zusammenarbeit der drei Kooperationspartner durchgeführt, wobei die Aktivitäten für das Internet in der Schweisfurth Stiftung durchgeführt wurden, da dort ein ent-sprechender Fachmann tätig ist. Durch das Zusammenwirken der spezifischen Kompetenzen, beispiels-weise von Prof. Haber seitens des SZ-Forums, Dr. Manuel Schneider seitens der Schweisfurth Stiftung insbesondere im Bereich Landwirtschaft und Böden, sowie der Evangelischen Akademie Tutzing im Be-reich der nachhaltigen Entwicklung und spezifisch zahlreicher Kontakte zur Bodenkonvention, konnten gute Synergieeffekte erzielt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Internationale Tagung Nachhaltiger Umgang mit Böden - Initiative für eine internationale Boden-konvention einschließlich Abendveranstaltung

Die internationale Tagung, 22. - 25. November 1998, fand guten Zuspruch und es waren vor allem sehr unterschiedliche disziplinäre Zugänge und unterschiedliche Institutionen und Interessen aus über zehn Ländern vertreten (siehe Anlagen Programm in Deutsch und in Englisch sowie Teilnahmeliste). Folgende zentrale Punkte lassen sich zusammenfassen:

Die Dringlichkeit einer internationalen Bodenkonvention wurde unterstrichen. Zugleich wurde die Aus-richtung unseres spezifischen Vorschlags bekräftigt, dass von dem bestehenden ersten Schritt einer UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung ausgehend diese in Richtung einer umfassenden Bo-denkonvention weiterzuentwickeln ist.
Das Grundproblem ist, dass die Tragweite der Bodendegradation für das gesamte Leben auf der Erde und insbesondere für die Ernährungssicherung einer wachsenden Menschheit bisher noch nicht ange-messen ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist, dies insbesondere im Unterschied zur öffentlichen Wahrnehmung der Klimathematik.
Der Prozess zur Verabschiedung einer Bodenkonvention sollte deshalb parallel sowohl auf die notwendi-ge internationale Rahmensetzung als auch auf alle anderen Ebenen ausgerichtet sein. Zugleich sollte der Weg hin zu einer Bodenkonvention selbst zur systematischen Förderung des erforderlichen Bodenbe-wusstseins genutzt werden.
Als übergreifendes Ergebnis zum eigentlichen Konventionstext kann festgehalten werden, dass von ei-nem wichtigen Teil der Akteure die nachhaltige Bodennutzung ergänzt wird durch nachhaltiges Landma-nagement (siehe hierzu die Ableitung von Perspektiven und Ergebnissen der Gespräche).
Kontrovers wurde diskutiert, inwieweit der Vorschlag für eine Bodenkonvention noch weiter zu spezifizie-ren und zu detaillieren ist oder ob nicht der Schwerpunkt in Richtung einer Rahmenkonvention zu legen ist, die ihrerseits durch Protokolle gefüllt wird, vergleichbar etwa dem Kyoto-Protokoll.

Intensiv wurde über die Frage diskutiert, ob nicht spezifische Bewirtschaftungsweisen - wie etwa der ökologische Landbau - ausdrücklich in einem eigenen Artikel in den Konventionsvorschlag aufgenom-men werden sollten.

Sehr intensiv wurde das Verhältnis zu den bestehenden Konventionen diskutiert. Hierbei pointierte insbe-sondere der Klimaforscher, Professor Graßl, dass gerade zur weiteren Förderung des Klimaschutzes
eine ausdrückliche Bodenkonvention erforderlich ist. Vergleichbares gilt für die Biodiversitätskonvention.

Bezogen auf die Frage, inwieweit Eigentumsrechte an Böden nicht für den nachhaltigen Umgang mit Bö-den ein grundlegender Faktor sind und deshalb ausdrücklich im Text einer Konvention aufgenommen werden sollten, gab es nach intensiver Debatte einen zusammenfassenden Vorschlag: Es sollte ein eige-ner Artikel aufgenommen werden, der jedoch nicht Details ansprechen sollte, da die Bedingungen welt-weit betrachtet sehr unterschiedlich sind. Vielmehr sollten darin allgemeine Kriterien als Eckpunkte für die Ausgestaltung der Eigentums- und Verfügungsrechte formuliert werden (beispielsweise kein Recht auf Missbrauch sondern Privateigentum in Fortführung des römischen Patrimoniums).
Der Syndromansatz, der in unserem Vorschlag einen eigenen Artikel umfasst, wurde ebenfalls intensiv diskutiert. Der Vorschlag geht nun dahin, diesen Artikel allgemeiner zu formulieren und dabei die Not-wendigkeit der Aggregation zu unterstreichen. Der Syndromansatz kann dann als einer der interessanten Ansätze - aber nicht als der einzige - für diese Aufgabe aufgenommen werden.
Ebenfalls ausführlich diskutiert wurde, dass bisher der Entwurf für eine Bodenkonvention bezüglich der Rolle der Geschlechter (gender-Thematik) noch keine Ausführungen enthält. Hier ist im weiteren Fort-gang der Debatte noch eine Ergänzung zu erarbeiten.
Unterstrichen wurde in der Debatte, dass alle Bodennutzungsarten gleichermaßen einzubeziehen sind. Dies betrifft einen für die gesamte Thematik sensiblen Bereich, da bisher auch deshalb nicht ein ange-messenes Bodenbewusstsein existiert, da die unterschiedlichen Bodennutzungsarten sehr stark vonein-ander getrennt sind und sich dies auch in den fachlichen Spezialisierungen widerspiegelt.
Positiv wurde in den Diskussionen der Veranstaltung die große Bedeutung unterstrichen, die der Stake-holder-Ansatz im Vorschlag für eine Bodenkonvention spielt. Zum Teil wurde sogar gefordert, dies noch stärker zu pointieren.
In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls ausdrücklich unterstrichen, dass die Sichtweise des inte-grierten Ansatzes zum nachhaltigen Umgang mit Böden im bestehenden Vorschlag zu unterstreichen ist. Zum Teil wurde gefordert, die drei Dimensionen des Nachhaltigkeitskonzepts in der Zielrichtung der Bo-denkonvention noch prägnanter zu formulieren, gegebenenfalls sogar ausdrücklich in einem eigenen Ar-tikel.
Ebenfalls intensiv diskutiert wurde das Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure, um das Bodenbe-wusstsein zu fördern und damit die Chancen für die Verabschiedung einer umfassenden Bodenkonventi-on zu verbessern.

Zum Abschluss der Tagung wurde in München am Mittwochabend, den 25. November 1998, eine öffent-liche Abendveranstaltung im Rahmen des SZ-Forums der Süddeutschen Zeitung durchgeführt, an der etwa 250 Personen teilnahmen. In der Süddeutschen Zeitung wurde darüber ausführlich mit einer ganzen Sonderseite informiert.

Übersicht

Fördersumme

33.686,47 €

Förderzeitraum

01.09.1998 - 29.08.2000

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation